Verdacht: Sportgroßveranstaltung begünstigte Ausbreitung von SARS-CoV-2

Militärweltspiele in Wuhan als Coronavirus-Superverbreiter?

Freitag, 08. Mai 2020 | 07:59 Uhr

Wuhan/Rom – Immer mehr wissenschaftliche Studien beschäftigen sich mit dem Ursprung und der Verbreitung des Coronavirus. Dabei wird immer wahrscheinlicher, dass der „Sprung“ des Virus vom Tier auf den Menschen und die „stille“ Verbreitung innerhalb der Bevölkerung zeitlich immer weiter zurückversetzt werden müssen. Letzte Erkenntnisse scheinen zu bestätigen, dass SARS-CoV-2 bereits im Oktober oder gar schon Ende September im Umlauf war. Infolgedessen gerät eine große Sportveranstaltung – die Militärweltspiele, welche vom 18. bis 27. Oktober des vergangenen Jahres in Wuhan stattfanden und an denen rund 10.000 Athleten aus 110 Nationen teilnahmen – immer stärker ins Blickfeld der Öffentlichkeit. Es wird die These vertreten, dass die Militärweltspiele in Wuhan ein Coronavirus-Superverbreiter waren. Nicht wenige Athleten aus mehreren Ländern, die im Laufe der Spiele oder kurz nach ihrer Heimkehr erkrankten, unterstützen den Verdacht.

Facebook/Ministero della Difesa

Die Militärweltspiele, an denen dem Militär angehörige Sportler aller im IOC vertretenen Nationen teilnehmen dürfen, schaffen es selten, in den Medien erwähnt zu werden. Dies dürfte einer der Gründe sein, warum der großen Sportveranstaltung, welche vom 18. bis 27. Oktober des vergangenen Jahres in Wuhan stattfand und an der rund 10.000 Athleten aus 110 Nationen teilnahmen, bisher kaum Beachtung geschenkt wurde. Neueste wissenschaftliche Studien, dass SARS-CoV-2 bereits im Oktober oder gar schon Ende September im Umlauf war und der Fakt, dass Großveranstaltungen mit dicht gedrängten Menschenmassen die Verbreitung des Virus begünstigen, lassen in einigen Epidemiologen und Virologen den Verdacht aufkommen, dass die Militärspiele in Wuhan ein „Corona-Superspreader“ waren. Einige Wissenschaftler glauben heute an die Möglichkeit, dass der Virus von den Athleten in alle Welt getragen wurde.

In diesen Tagen tauchen immer mehr Zeugenaussagen und Erinnerungen von Athleten auf. Die Teilnehmer an den Militärspielen in Wuhan geben an, nach den Spielen an für Covid-19 typischen Symptomen wie Fieber und Atembeschwerden gelitten zu haben. Sollten die medizinischen Untersuchungen den Verdacht einer Ansteckung mit SARS-CoV-2 bestätigen, würde es sich bei diesen Fällen um die ersten bestätigten Ansteckungen und Covid-19-Verläufe in Europa handeln. Als erste Nation bestätigte Schweden bei zwei Militärangehörigen eine Ansteckung mit dem Coronavirus.

Die Verteidigungsministerien anderer Teilnehmernationen halten sich hingegen noch bedeckt. Die Athleten Elodie Clouvel und Valentin Belaud, die in Wuhan für Frankreich die Wettbewerbe im Modernen Fünfkampf bestritten hatten, berichteten der französischen Sportzeitung „L’Équipe“, dass sie in den Wochen nach den Spielen an ernsten Atembeschwerden gelitten hätten. Ein Militärarzt hätte die Beschwerden als „augenscheinliche Symptome einer Infektion mit dem Coronavirus“ identifiziert. Das französische Verteidigungsministerium teilte mit, über keine Kenntnis von Corona-Fällen zu verfügen, und verbot den beiden Militärangehörigen umgehend, in der Öffentlichkeit über das Thema zu sprechen.

Besonders eklatant ist der tragische Fall der US-Amerikanerin Maatje Benassi. Die 52-jährige Reservistin der US-Armee, die in Wuhan am Rennrad-Straßenrennen teilgenommen hat, lebt aufgrund Hunderter von Morddrohungen seit vielen Wochen verbarrikadiert in ihrem Haus in Virginia. Eine Gruppe von Verschwörungstheoretikern, die im Netz über viel Zulauf verfügt, glaubt, dass es sich bei Maatje Benassi um den „Patienten 0“ handle, der SARS-CoV-2 nach Amerika getragen hätte. Die Verschwörungstheoretiker sind entgegen allen glaubwürdigen, gesicherten, wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Trotz der unverrückbaren Überzeugung, dass die US-Regierung den Fall „decke“, um die Schuld der chinesischen Gemeinschaft in den USA geben zu können. Gerüchten zufolge soll es unter den 280 Athleten der US-Streitkräfte in Wuhan viele Corona-positive Fälle geben. China forderte die US-Regierung auf, darüber für Klarheit zu sorgen. Das Pentagon hingegen zieht es vor, zu schweigen.

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Pubblicato da Ministero della Difesa su Domenica 27 ottobre 2019

Auch Matteo Tagliariol, der in Wuhan an den Fechtwettbewerben teilgenommen hatte, erklärte gegenüber der italienischen Sportzeitung „Gazzetta dello Sport“, von Corona-typischen Beschwerden. „Als wir in Wuhan ankamen, wurden wir fast alle krank. Aber das Schlimmste war die Rückkehr nach Hause. Nach einer Woche bekam ich sehr hohes Fieber. Ich fühlte, dass ich nicht atmete. Die Krankheit verschwand nicht einmal mit Antibiotika. Ich erholte mich erst nach drei Wochen und litt lange Zeit an Schwächegefühlen. Dann erkrankten mein Sohn und meine Lebensgefährtin. Als die Öffentlichkeit begann, über das Virus zu sprechen, sagte ich zu mir, dass auch ich mich angesteckt hatte“, so Matteo Tagliariol.

Die verschiedenen italienischen Militärsportgruppen äußerten sich nicht zum Interview. Auf der anderen Seite scheinen die italienischen Teilnehmer der Spiele in Wuhan keinen Tests unterzogen worden zu sein. Bisher handelt es sich bei der „Corona-Superspreader-These der Militärspiele in Wuhan“ „nur“ um einen begründeten Verdacht. Ob weitere Untersuchungen ihn bestätigen werden, gilt noch nicht als sicher.

 

Von: ka