Der Todesschütze von Hamburg, der 35 Jahre alte Philipp F., war ein Ex-Mitglied der Hamburger Gemeinde der Zeugen Jehovas. Diese habe er vor eineinhalb Jahren freiwillig, aber offensichtlich nicht im Guten verlassen, hieß es am Freitag bei einer Pressekonferenz. Bei der Tat am Donnerstag starben sieben Menschen und der Täter selbst, acht weitere Menschen wurden verletzt. Zu den Toten zählt die Polizei auch ein ungeborenes Kind.
Innensenator Andy Grote (SPD) bezeichnete die Tat als Amoklauf: “Eine Amoktat dieser Dimension – das kannten wir bislang nicht. Das ist die schlimmste Straftat, das schlimmste Verbrechen in der jüngeren Geschichte unserer Stadt.” Der Amoktäter hatte mehr als 100 Mal geschossen. Bei den Todesopfern handelt es sich den Angaben zufolge um vier Männer, zwei Frauen und einen weiblichen Fötus im Alter von 28 Wochen. Die Männer und Frauen seien zwischen 33 und 60 Jahre alt, sagte der Leiter des Staatsschutzes der Polizei, Thomas Radszuzweit. “Alle Todesopfer sind deutscher Staatsangehörigkeit und starben jeweils durch Schusseinwirkung.”
Die tödlichen Schüsse fielen am Donnerstagabend gegen 21.00 Uhr während einer Veranstaltung im Gebäude der Gemeinde im Hamburger Stadtteil Alsterdorf. Binnen Minuten war die Polizei am Tatort: Um 21.04 seien die ersten Notrufe eingegangen. “Um 21.08 Uhr waren erste Kräfte vor Ort”, sagte Grote. Nur eine Minute später, um 21.09 Uhr, sei die Unterstützungsstreife für erschwerte Einsatzlagen (USE) am Tatort gewesen.
Die Einsatzkräfte retteten nach den Worten des Innensenators sehr wahrscheinlich etliche Menschenleben: “Wir haben es mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit dem sehr, sehr schnellen und entschlossenen Eingreifen der Einsatzkräfte der Polizei zu verdanken, dass hier nicht noch mehr Opfer zu beklagen sind.” Bis in den Freitagvormittag waren die Ermittler zur Spurensuche am Tatort unterwegs. Die Leichen wurden mittlerweile abtransportiert.
Als Extremist war der mutmaßliche Schütze nach Angaben aus Sicherheitskreisen nicht bekannt. Seit 12. Dezember sei er im legalen Besitz einer Pistole gewesen, sagte Polizeipräsident Ralf Martin Meyer. Dabei habe es sich um die Tatwaffe gehandelt.
Die Waffenbehörde erhielt nach Angaben des Hamburger Polizeipräsidenten Ralf Martin Meyer im Jänner einen anonymen Hinweis auf eine mögliche psychische Erkrankung von Philipp F. Ziel des unbekannten Schreibers sei es gewesen, das Verhalten und die waffenrechtlichen Vorschriften in Bezug auf Philipp F. überprüfen zu lassen. Die unbekannte Person habe ferner geschrieben, dass die psychische Erkrankung möglicherweise ärztlich nicht diagnostiziert sei, da sich F. nicht in ärztliche Behandlung begebe. Er habe laut dem Schreiben eine besondere Wut auf religiöse Anhänger gehegt, besonders auf die Zeugen Jehovas und seinen ehemaligen Arbeitgeber.
Die Beamten der Waffenbehörde hätten nach dem Hinweis weiter recherchiert. Anfang Februar sei F. von zwei Beamten der Waffenbehörde unangekündigt aufgesucht worden. Dies sei eine Standardkontrolle gewesen, die nach einem anonymen Hinweis erfolge. Er habe sich kooperativ gezeigt, sagte Meyer. Es habe keine relevanten Beanstandungen gegeben. Die rechtlichen Möglichkeiten seien damit ausgeschöpft gewesen.
Der 35-Jährige gab am Donnerstagabend mehr als 100 Schüsse ab. “Insgesamt hat er 9 Magazine à 15 Schuss verschossen”, sagte der Hamburger Staatsschutz-Leiter Radszuweit.
Nach den Schüssen fand die Polizei laut Staatsanwaltschaft in der Wohnung des mutmaßlichen Täters auch eine größere Menge Munition. Der Leiter der Staatsanwaltschaft, Ralf Peter Anders, sprach von 15 geladenen Magazinen mit jeweils 15 Patronen und vier Schachteln Munition mit weiteren 200 Patronen. Außerdem wurden Laptops und Smartphones sichergestellt, die noch ausgewertet würden.
Mögliche Konflikte innerhalb der Glaubensgemeinschaft schließen die Ermittler nicht aus. Polizeipräsident Meyer sagte, es gebe Hinweise auf einen Streit “möglicherweise aus dem Bereich der Zeugen Jehovas”. Das müsse geprüft werden, in den Akten habe man dazu nichts gefunden. Radszuweit sagte, die Frage von Streitigkeiten sei derzeit Gegenstand der Ermittlungen. Seinen Angaben zufolge hatte der Amokschütze Philipp F. die Hamburger Gemeinde vor eineinhalb Jahren freiwillig verlassen, “aber offenbar nicht im Guten”.
Die Zeugen Jehovas zeigten sich in einer Erklärung “tief betroffen”. Zahlreiche nationale und internationale Politiker reagierten schockiert und betroffen auf den tödlichen Vorfall, darunter Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD).
Von: APA/dpa
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22 Kommentare auf "Acht Tote in Hamburg – Schütze war früher Zeuge Jehovas"
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Deutschland das pulverfass
Und Bozen oder Meran 🙈 immer diese blöden einseitigen Kommentare – bitte über den Tellerrand schauen !!!
@Gutemine
Wer wie andr GROß und kleinschreibung nicht beherrscht,
den darfst Du nicht für voll nehmen.
@ander
Du kannst mir sicher erklären – warum Deutschland ein “Pulverfass” ist ?
Die Zukunft
Welche Zukunft?
N.G.
Entweder ist der Schreiber prontielfonti selber in diesem Verein und schreibt über Zukunft? Ich verstehe selber auch nicht, was der meint? 🤷♀️
@Leonor
…Täter war selber ehemaliges Mitglied der Zeugen Jehovas…
@Leonor
Ich denke er ist sowas wie ein “unverbesserlicher ” ⚫️ Schwarzseher ⁉️
Ich habe
bei einem Freund den Psychoterror einer Sekte miterlebt.
Dass da einer durchdreht ist nicht verwunderlich.
@der…….
Aber dein “Freund “ist schon FREIWILLIG der Sekte beigetreten ?
@ südtirolfan
manchmal wird man auch reingeboren.
…und hatt dann keinen eigenen Willen ?
Immer dieser ganze Hass auf der Welt, einfach nur schrecklich! Ruhet in Frieden
was für eine kranke Welt…wird immer schlimmer.
…R.I.P…
🙏
Schrecklich
Dass es bei ev. Freikirchen oder Zeugen Jehovas andere ethische Grundsätze gibt als in einer woken und aus Sicht der Gläubigen dekadenten Gesellschaft ist für mich soweit verständlich.
Das ist bei allen anderen Querdenkergruppen nicht anders.
Fundamentale Weltsichten und psychische Störungen sind in Kombination gefährlich.
Doch liegt das am Ende doch am Einzelnen, für welches Weltbild er/sie sich entscheidet.
Diese Gruppen sind m. E. im Vergleich zu richtigen Extremisten nun doch grundsätzlich friedlich.
friedlich,
nur nicht zu ihren eigenen Mitgliedern!
Können diese Amokläufer nicht bei sich selbst anfangen wenn sie schon töten wollen, anstatt anderen Menschen das Leben zu beenden?
wünsche den Verletzten baldige Genesung …
Kronke Welt