Von: APA/dpa
Nach einer langen nächtlichen Reise aus Italien ist Wildbärin Gaia am Sonntag unversehrt im Alternativen Wolf- und Bärenpark Schwarzwald eingetroffen. Ihre Entlassung auf das für sie eigens errichtete Hochsicherheitsgelände verzögerte sich jedoch noch. Nach einem reibungslosen Transport sei Gaia, auch bekannt unter dem Kürzel JJ4, zu aufgeregt, um die Transportbox verlassen zu dürfen.
Der Tierarzt habe empfohlen, dem fast 20 Jahre alten Tier noch ein paar Stunden Zeit zu lassen, berichtete eine Sprecherin. Die Wildbärin hatte im Jahr 2023 in Italien einen Jogger getötet und sollte ursprünglich erschossen werden. Eine Gerichtsentscheidung verhinderte dies. JJ4 wurde eingefangen und der Bärenpark erklärte sich schließlich bereit, sie aufzunehmen.
Keine Zwischenfälle während der Fahrt
Die Bärin war nach einer mehrstündigen Fahrt aus dem italienischen Trentino am frühen Morgen in dem Park in Bad Rippoldsau-Schapbach (Kreis Freudenstadt) angekommen. Vor der Abfahrt hatte man sie betäubt, um sie in die Transportbox zu hieven. Die Reise ging jedoch erst los, nachdem JJ4 wieder zu sich gekommen war. Zwischenfälle gab es nicht, auch befürchtete Proteste von Tierschützern blieben aus. Das Datum des monatelang geplanten Abtransportes war aus Sicherheitsgründen bis zuletzt geheim gehalten worden.
Gaia sei gegen 6.00 Uhr morgens, begleitet von einem Team des Bärenparks, eingetroffen und habe die Fahrt aus Italien gut überstanden, sagte die Sprecherin des Bärenparks. Später am Vormittag solle versucht werden, sie zunächst in ein Vorgehege des Geländes zu entlassen, auf dem sie künftig leben wird. Je nach Erregungszustand soll JJ4 dann noch am gleichen Tag auch auf das große Hochsicherheitsgelände selbst dürfen.
Das Tier, auch bekannt unter dem Kürzel JJ4, war nach dem tödlichen Vorfall eingefangen worden und lebte seither in einer Tierpflegestation nahe Trient. Gaia war schon vor dem Tod des 26 Jahre alten Joggers auffällig gewesen.
Auf Gaia wartet ein Hochsicherheitsgehege
Der Bärenpark Schwarzwald hatte für Gaia eigens ein besonders gesichertes Gehege gebaut, das später aber auch für die Aufnahme anderer Tiere zur Verfügung stehen soll. Die etwa einen Hektar große Freianlage kostete rund eine Million Euro und wurde durch Spenden finanziert. Das Gelände ist von hohen Elektrozäunen umgeben und mit einem sogenannten Untergrabschutz ausgestattet, damit Gaia sich nicht unter den Zaun hindurch zurück in die Freiheit buddelt. Auch eine Überwachung mit Kameras ist geplant. Besucher werden die Wildbärin nicht zu Gesicht bekommen.
Im Bärenpark soll JJ4 irgendwann einen neuen Namen bekommen. Der Name Gaia ist dort schon vergeben, ein Wolf heißt bereits so. Außerdem sei ihr Name in der Öffentlichkeit vielfach mit dem Tod des Joggers verbunden. “Wir wollen sie aber nicht als “Killerbärin” ausstellen”, so die Sprecherin. Im Hochsicherheitsgehege ist sie für Publikum nicht sichtbar. Die Anlage ist weit weg vom Besucherverkehr.
Mutter lebt schon im Park im Schwarzwald
In dem Schwarzwald-Park lebt bereits die Braunbärin Jurka, Gaias Mutter. Ihr Bruder Bruno war im Sommer 2006 der erste Bär, der nach 170 Jahren seine Tatzen auf bayerischen Boden setzte. Der “Problembär” wurde im bayerischen Rotwandgebiet abgeschossen.
Eigentlich sind Braunbären in Europa durch verschiedene Abkommen und auch durch eine EU-Richtlinie geschützt. Nur auffällige Tiere dürfen gefangen und umgesiedelt – und notfalls auch erschossen werden. Dies kommt jedoch nur selten vor. In der Regel gehen Bären Menschen eher aus dem Weg.
Mehrere Zwischenfälle im Trentino
Im Trentino kommt es seit einiger Zeit jedoch immer wieder zu Begegnungen. Vor allem Muttertiere, die Angst um ihren Nachwuchs haben, reagieren aggressiv. Zudem trauen sich die Bären auf der Suche nach Nahrung immer näher an Bauernhöfe und Ortschaften heran.
Grundsätzlich empfehlen Experten, bei einer Begegnung mit Braunbären ruhig zu bleiben und sich langsam zurückzuziehen. Sie raten aber auch zu Bärenspray und geruchssicheren Behältern, damit die Tiere gar nicht erst angelockt werden.
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