Anhörung geprägt von Erinnerungslücken und Nicht-Aussagen

Benno Neumair muss vom Richter ermahnt werden

Montag, 05. September 2022 | 11:57 Uhr

Bozen – Am heutigen Montag ist am Bozner Landesgericht der Schwurgerichtsprozess gegen Benno Neumair fortgeführt worden. Der 31-Jährige ist bekanntlich angeklagt, im Jänner 2021 seine Eltern Peter Neumair und Laura Perselli ermordet und ihre Leichen in die Etsch geworfen zu haben.

Im Zentrum des Prozesses geht es Medienberichten zufolge um die Frage nach der Zurechnungsfähigkeit des Bozners. Wie angekündigt, hat der Angeklagte heute zum ersten Mal vor Gericht ausgesagt. Zugegen war auch Madè Neumair, die Schwester von Benno Neumair.

Ereignisse rekapituliert – Erinnerungslücken

In der Befragung durch die Staatsanwaltschaft wurden die Ereignisse rund um den 4. Jänner 2021 nachgezeichnet. Auch viele entscheidende Fragen verweigerte der Angeklagte jedoch die Antwort oder wich aus, indem er sagte, er könne sich nicht erinnern.  Auf alle direkten Fragen zum Mord an seinem Vater und seiner Mutter sagte er: “Dazu will ich mich nicht äußern.”

Streitigkeiten mit Eltern

Benno Neumair sprach in seinen Schilderungen von regelmäßigen Auseinandersetzungen mit seinen Eltern – etwa was die Frage der Versorgung des Hundes betraf – und davon, dass es ihm in jenen Tagen nicht so gut ging.

Was ist in den Stunden vor der Tat geschehen?

Auch auf die Frage, was in den Stunden vor der Tat geschehen ist, will sich Benno Neumair nicht genau erinnern können. Er habe für die Arbeit Vorbereitungen getroffen und einen Film geschaut. Er sei müde gewesen und wollte sich ausruhen, denn später habe er noch zu seiner Freundin fahren wollen. Plötzlich sei sein Vater im Zimmer gewesen und es habe erneut Diskussionen gegeben – ums Geld. “Ich konnte einfach nicht mehr”, so der Angeklagte, der erwähnt, dass er immer das Gefühl hatte, von seinen Eltern nicht verstanden worden zu sein.

Verschwommene Erinnerungen – “wollte mich der Situation entziehen”

Auch die Ereignisse, als die Mutter nach Hause kam, sind bei dem Angeklagten nur verschwommen vorhanden, wie er erklärte. Zu Details wollte er sich nicht äußern. Nach der Tat habe er das Haus verlassen, sei mit dem Fahrrad davon gefahren. Irgendwann sei er wieder nach Hause gefahren. Neumair spricht davon, dass es nicht leicht gewesen sei, in die Wohnung zu gehen. “Ich hatte Angst, ins Haus zu gehen. Meine Mutter lag tot neben der Eingangstür, mein Vater im Flur. Ich habe versucht, meine Mutter am Handy anzurufen, weil ich nicht glauben konnte, dass sie nicht mehr lebt. Ich wollte hier sicher keine falsche Spur legen und mir ein Alibi geben.” Er habe sich der Situation entziehen wollen, so Benno Neumair.

Danach schildert der Angeklagte die Momente, als er bei seiner Freundin Martina angekommen war. Über das, was er zuvor mit den Leichen gemacht hatte, wollte er nicht sprechen.

Beinahe aggressives Auftreten

Bei seinen ersten Aussagen im Gerichtssaal hat sich Benno Neumair selbstbewusst und fast schon aggressiv gegeben. Bei manchen Aussagen ging ein Murmeln durch das Publikum. Gegenüber dem Staatsanwalt zeigte er sich eher ungehalten und forderte einmal auch, dass er ihm die Frage neu stellen sollte. Es folgte eine Ermahnung von Richter Carlo Busato, sich angemessen zu verhalten und nicht ins Aggressive abzufallen.

Von: luk

Bezirk: Bozen