Kommentar

Einfach nur Trauer

Dienstag, 26. Juli 2016 | 18:19 Uhr

BozenWährend die Angehörigen der Opfer trauern, sind Außenstehende oft einen Schritt weiter. Nach den Terroranschlägen in Nizza, Ansbach, Würzburg und jetzt wieder in Frankreich stellt sich für viele die Frage: Wer ist Schuld – und wer muss dafür büßen?

Ganz vorne auf der Anklagebank sitzt der Islam – eine Religion, die laut Kritikern angeblich zu Gewalt aufrufe, auch wenn noch so oft betont wird, dass Islamismus und Islam nicht dasselbe sind. Alle Moslems werden über einen Kamm geschert, und diejenigen, die für die derzeitige Flüchtlingswelle verantwortlich gemacht werden, gleich mit.

Doch was ist dann mit der Attacke in Berlin oder dem Amoklauf in München? Der deutsche Bundesinnenminister Thomas de Maizière klagte kürzlich über gewaltverherrlichende Spiele im Internet, die eine schädliche Wirkung auf die Entwicklung von Jugendlichen hätten. Andere wiederum schieben den schwarzen Peter sozialen Netzwerken wie Facebook oder Twitter zu, wo viele ihren Hass verbreiten.

Obwohl Gewalt in jedem Medium zu verurteilen ist, machen die Täter den Schritt von der virtuellen zur realen Welt oft aus anderen Gründen. Sagt zumindest die Wissenschaft.

Andere haben ihre berechtigte Hoffnung auf ein sicheres Leben gedanklich schon begraben. Die Zeiten sind unruhig, doch ob Verzweiflung sinnvoll ist, bleibt fraglich – ebenso wie der Wunsch nach Rache. Vielleicht sollte es wie bei den Angehörigen zuerst um Trauer gehen. Und nur darum.

Von: mk

Bezirk: Bozen