Prozess nach Lawinenunglück in Bozen

Er verliert seine Frau und Tochter und steht nun vor Gericht

Samstag, 11. Juni 2022 | 10:38 Uhr

Bozen/St. Valentin auf der Haide – Ein einziger Augenblick hat sein ganzes Leben zerstört: Seine Frau und seine Tochter sind bei von St. Valentin auf der Haide im Vinschgau ums Leben gekommen und nun steht er in Bozen vor Gericht wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung.

Bei Skitour am 3. Jänner 2018 hat sich eine verheerende Lawine gelöst: Die 45-jährige Petra Theuer und ihre elfjährige Tochter Mia wurden von den Schneemassen begraben. Die Frau wurde gefunden, wie sie ihre Arme ausgebreitet über das Mädchen hält – als wolle sie in einem verzweifelten Versuch ihre Tochter vor der Gewalt der Natur beschützen.

Als die Rettungsmannschaften die beiden bargen, war das Kind schon tot. Die Mutter atmete hingegen noch und wurde schnellstens ins Krankenhaus nach Schlanders gebracht. Dort verstarb sie allerdings kurze Zeit später.

Auf der Anklagebank vor Gericht sitzen fünf Personen. Sie müssen sich auch wegen des fahrlässigen Verursachens einer Lawine verantworten. Der stellvertretende Staatsanwalt Andrea Sacchetti leitete die Untersuchung und kam zum Schluss, dass es sich nicht um pures Schicksal gehandelt hatte. Die fünf Angeklagten – unter anderem auch der Ehemann von Petra Theuer – riskieren nun, verurteilt zu werden.

Am Freitag wurden vor Gericht Vertreter der Rettungskräfte als erste Zeugen angehört, berichtet die Zeitung Alto Adige. Diese bestätigten, dass sämtliche Wetter- und Lawinenwarnberichte des Landes damals auf das erhöhte Risiko hingewiesen hätten. Trotz allem hatte sich die Gruppe entschieden, abseits der Piste einen Hang mit einer bis zu 40 Grad steilen Neigung hinunter zu fahren.

Zudem herrschten mit Nebel und Schneefällen auch schlechte Wetterverhältnisse. Die Gefahr habe sich dadurch noch einmal erhöht. Nur ein Teil der Gruppe war außerdem mit einem Lawinenverschüttetensuchgerät ausgestattet.

Die Tour war von einem Skiclub aus Ludwigsburg organisiert worden. Im Rahmen der Untersuchung hatte auch der Gutachter der Staatsanwaltschaft die mangelnde Vorsicht der Gruppe hervorgehoben. Ob sich die Lawine von allein gelöst hat oder von der Gruppe verursacht wurde, konnte er allerdings nicht mit Sicherheit feststellen.

Von: mk

Bezirk: Bozen, Vinschgau