Zerstörte Gebäude im syrischen Aleppo

Erdogan reist in Erdbebengebiet

Mittwoch, 08. Februar 2023 | 09:39 Uhr

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan wird in die Erdbebengebiete im Südosten des Landes reisen. Er werde sich am Mittwoch in den Provinzen Hatay und Kahramanmaras ein Bild der Lage machen, teilte das Präsidialamt mit. Zwei Tage nach den verheerenden Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet ist die Zahl der Todesopfer auf über 8.700 gestiegen.

Allein in den betroffenen Regionen im Süden der Türkei wuchs sie auf 6.234, wie die Katastrophenschutzbehörde Afad am Morgen mitteilt. Mehr als 37.000 Menschen wurden verletzt. Aus Syrien wurde ein Anstieg der Totenzahl auf über 2.500 gemeldet. Außerdem gibt es dort demnach mehr als 4.650 Verletzte. Tausende Betroffene sind obdachlos geworden und harren bei teils eiskaltem und stürmischem Winterwetter aus.

Noch immer werden zahlreiche Menschen in den Trümmern vermutet. Rettungskräfte haben in der Südosttürkei eine Frau 52 Stunden nach dem Beben lebend unter den Trümmern geborgen. Bilder des Senders NTV zeigten am Mittwoch, wie die Einsatzkräfte in der Provinz Kahramanmaras die Frau auf einer Trage zum Krankenwagen trugen. Sie ist demnach 58 Jahre alt und aus einem eingestürzten Hotel geborgen worden.

Insgesamt seien rund 60.000 Helfer vor Ort. Oktay sagte, dass in der Nacht zu Mittwoch internationale und lokale Teams vor allem in die Provinzen Adiyaman, Hatay und Kahramanmaras gebracht würden, teils auf dem Luftweg. Die Wetterbedingungen ließen solche Flüge zu, was die Arbeit erleichtere.

Wie das Außenministerium Dienstagmittag mitteilte, wurden zwei Österreicher in der Provinz Kahramanmaras in Anatolien tot geborgen. Weitere Vermisste gäbe es aktuell nicht. Nach Schätzungen des Pacific Disaster Centers, einer US-Organisation für Katastrophenhilfe, sind insgesamt rund 23 Millionen Menschen betroffen. Im Erdbebengebiet suchen Retter weiter unter großem Zeitdruck nach Überlebenden unter den Trümmern eingestürzter Häuser.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan rief den Notstand in den betroffenen Gebieten aus. Er gelte für drei Monate in zehn Provinzen im Süden des Landes, sagte Erdogan am Dienstag. Zugleich erklärte er die Region zum Katastrophengebiet. International lief die Hilfe an, erste Teams auch aus Österreich trafen im Katastrophengebiet ein. 70 Länder hätten inzwischen ihre Unterstützung bei den Such- und Rettungsmaßnahmen angeboten, sagte Erdogan. Die Regierung plane zudem, Betroffene vorübergehend in Hotels in der westlich gelegenen Tourismusmetropole Antalya unterzubringen.

Die Zahl der Toten dürfte Experten zufolge weiter steigen. Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, UNICEF, befürchtet, dass Tausende Kinder darunter sein dürften. Das Beben in der Türkei war das Schwerste seit einem Beben ähnlicher Stärke im Jahr 1999, bei dem mehr als 17.000 Menschen ums Leben kamen. “Es ist ein Wettlauf mit der Zeit”, sagte der Chef der Weltgesundheitsorganisation WHO, Tedros Adhanom Ghebreyesus. “Jede Minute, jede Stunde, die verstreicht, schmälert die Chancen, noch jemanden lebend zu finden.”

Während in der Türkei Hilfe großflächig angelaufen ist, warten viele Betroffene in Syrien auf Rettungsteams. Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) forderte die Öffnung aller Grenzübergänge, um auch in Syrien schnellere Hilfe zu ermöglichen.

In Syrien öffneten Moscheen ihre Pforten, um Betroffene aufzunehmen. Nach Angaben der Regierung und von Rettungskräften in den von der Regierung kontrollierten Regionen und von Rebellen gehaltenen Gebieten im Nordwesten des Landes starben mindestens 1.800 Menschen. Auch hier werden noch viele Opfer unter den Trümmern vermutet. Die Region hatte schon unter dem syrischen Bürgerkrieg besonders zu leiden. Zerstörte Straßen und der harte Winter erschweren den Vereinten Nationen zufolge die Rettungsarbeiten. In Hama wurden am Dienstag die ersten Toten beerdigt. “Es ist schrecklich”, sagte Abdallah al Dahan, ein Einwohner der Stadt. “In meinem ganzen Leben habe ich so was noch nicht gesehen, bei allem was uns schon widerfahren ist.”

In der Türkei sind den Behörden zufolge 13,5 Millionen Menschen betroffen. Das Gebiet erstreckt sich in der Türkei über 450 Kilometer von Adana im Westen bis Diyarbakir im Osten und über 300 Kilometer von Malatya im Norden bis Hatay im Süden. Im Katastrophengebiet herrschten Temperaturen um den Gefrierpunkt.

Der türkische Wetterdienst sagte teils Schneefall und Regen voraus. Nachbeben und das schlechte Wetter mit niedrigen Temperaturen und Regen behinderten am Dienstag die Rettungsarbeiten und Hilfslieferungen. Hinzu kommen schlechte Internetverbindungen und beschädigte Straßen zwischen einigen der am stärksten betroffenen türkischen Städte, in denen Millionen von Menschen leben. In die drei am meisten betroffenen Provinzen Hatay, Kahramanmaras and Adiyaman dürften nur noch Rettungsfahrzeuge und Hilfstransporte fahren, sagte Oktay. Dasselbe gelte für den Verkehr aus den drei Provinzen.

Die türkische Katastrophenbehörde AFAD teilte mit, dass 13.740 Such- und Rettungskräfte eingesetzt und mehr als 41.000 Zelte, 100.000 Betten und 300.000 Decken in die Region geschickt worden seien. Über das Zentrum für Katastrophenhilfe der EU sind bereits 27 Such- und Rettungsteams mobilisiert worden. Wie der zuständige EU-Kommissar Janez Lenarcic am Dienstagvormittag mitteilte, entspricht das insgesamt mehr als 1.150 Rettungskräften und 70 Hunden.

Griechenland schickte trotz der Spannungen mit der Türkei am Montag eine Rettungsmannschaft mit Spürhunden ins Erdbebengebiet. Eine israelische Hilfsdelegation ist in der Türkei angekommen, um dort nach den schweren Erdbeben bei der Suche nach Verschütteten zu helfen. Hilfszusagen kamen etwa auch aus Großbritannien, Indien, Pakistan, Finnland, Schweden, Russland, der von Russland angegriffenen Ukraine sowie den USA.

Am Dienstag reisten auch 85 Soldatinnen und Soldaten der “Austrian Forces Disaster Relief Unit” (AFDRU) in die Türkei, um dort Verschüttete zu retten. Neben den Bundesheerkräften wird Österreich nach einer Anfrage der Türkei beim Zivilschutzmechanismus der Europäischen Union ein Team aus Vorarlberg in das Gebiet schicken. Bei den 25 Spezialisten handelt es sich um Feuerwehrleute, vier Hundeführer der Bergrettung mit speziell ausgebildeten Hunden sowie um drei Notärzte. Derzeit wird der Transport in die Türkei organisiert, das insgesamt 32-köpfige Team mit weiteren Helfern aus anderen Teilen Österreichs reist im Laufe des Tages Richtung des Einsatzgebiets in Kahramanmaras, hieß es auf der Facebook-Präsenz der österreichischen Bundesfeuerwehrverbandes.

In der Nacht auf Montag hatte ein erstes Beben der Stärke 7,9 die Grenzregion erschüttert. Am frühen Montagnachmittag folgte dann ein weiteres Beben mit einer Stärke von 7,7. Nach Angaben des European Mediterranean Seismological Centre erschütterte Dienstagfrüh ein weiteres Erdbeben der Stärke 5,6 die Zentraltürkei.

Von: APA/dpa/Reuters

Kommentare

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16 Kommentare auf "Erdogan reist in Erdbebengebiet"


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Septimus
Septimus
Universalgelehrter
1 Monat 17 Tage

Einige Gedanken…sie schossen mir durch den Kopf… vielleicht ein Geistesblitz…ein Schelm wer ” böses denkt”..

– Erdogan kauft russische S-400-Systeme
– Erdogan legt Veto gegen schwedischen NATO-Beitritt ein
– Erdogan kritisierte die NATO dafür, dass sie den Krieg nicht verhindert und ihn dann provoziert hatte; er verurteilte die russische Invasion,    lehnte aber westliche Sanktionen ab und baute die wirtschaftlichen Beziehungen zu Moskau aus…

Calimero
Calimero
Universalgelehrter
1 Monat 17 Tage

Sehr schlechte Gedankengänge mein lieber @ Septimus.

Sun
Sun
Universalgelehrter
1 Monat 17 Tage

Septimus, Menschen neigen dazu überall Verbindungen zu erahnen , ist wohl in unserer DNA festgeschrieben. Deine These würde bedeuten, dass jemand im Hintergrund agiert.
Wenn dies so wäre, dann hätte z.B Hitler nicht 40 Attentate überleben dürfen.

Tim
Tim
Grünschnabel
1 Monat 17 Tage

Mit anderen Worten, Erdoğan steckt hinter dem Erdbeben ? Oder wo siehst du hier einen Zusammenhang ?

InFlames
InFlames
Superredner
1 Monat 17 Tage

@Septimus
Du scheinst etwas gaaaaaanz Großem auf der Spur zu sein…..

Jetzt mal ehrlich: du glaubst doch wohl nicht etwa wirklich, daß dieses Erdbeben etwas mit den von dir aufgezählten Dingen zu tun hat????

N. G.
N. G.
Kinig
1 Monat 17 Tage

@Sun Ne, der glaubt Gott hat die Türkei bestraft. Noch abwegiger..! Grins

Oswi
Oswi
Grünschnabel
1 Monat 17 Tage

widerlich!

schnegge
schnegge
Tratscher
1 Monat 16 Tage

ich denke wer soetwas nicht erlebt hat, hat keine ahnung von dem ausmaß der katastrophe. mir stockte allein beim lesen ein paar mal der atem! einfach nur schrecklich!!!

es braucht keinen krieg der alles leben zerstört, das macht mutter natur von ganz alleine!
ich will jetzt kein prophet sein aber so sieht man wie winzig klein und wehrlos der mensch doch ist! man sollte das leben und sein hab und gut nicht als selbstverständlich sehen sondern dankbarer sein!!!

Amadeus
Amadeus
Tratscher
1 Monat 17 Tage

Der Türkei wird bereits ordentlich geholfen. Schlimm ist es aber wohl in Syrien. Ob der syrische Diktator vielleicht sofort ein paar Hundert Millionen Dollar locker macht um seinen Erdbebenopfern zu helfen ?
Hoffentlich.

Ischjolougisch
Ischjolougisch
Tratscher
1 Monat 16 Tage

Der schickt seine Lakaien schon auf Betteltour und hofft dass jetzt Sanktionen aufgehoben werden.
Hoffentlich nicht. Man soll den Opfern helfen und die Regierung bestrafen.

Dagobert
Dagobert
Kinig
1 Monat 17 Tage

Onfoch lei schrecklich!
Wos für a Leid, Hoffen, Bangen, Trauer, Schmerz und Tod…….und Zerstörung!

krokodilstraene
krokodilstraene
Superredner
1 Monat 17 Tage

Schrecklich diese vielen Toten und Verwundeten, und erst die vielen Verschütteten und Vermissten, wo Angehörige voller Hoffnung auf die Rettung warten und wo von Stunde zu Stunde die Wahrscheinlichkeit auf ein Überleben schwindet.
Diese armen Menschen können einem nur leid tun!

Und die Gedanken des “Septimus” muss man ganz weit von sich weisen!!!

Frank
Frank
Universalgelehrter
1 Monat 16 Tage

Unendliches Leid, was da passiert.

Beim Lesen des Artikels fällt allerdings auf, daß in der Türkei bereits großzügige internationale Hilfe angelaufen ist, von Syrien liest man fast nichts, obwohl die Regierung auch sofort um internationale Hilfe gebeten hat.

N. G.
N. G.
Kinig
1 Monat 16 Tage

Syrien wurde sowieso vergessen! Interessiert niemanden mehr, wir müssen Europa verteidigen.

Ischjolougisch
Ischjolougisch
Tratscher
1 Monat 16 Tage

N.G. Warum hilfst du nicht vor Ort u?Lamentierst stattdessen hier auf S.news herum.

Trina1
Trina1
Kinig
1 Monat 16 Tage

So ein Elend, und wir jammern, wenn ein Bus während einer Fahrt ein Bus tanken muss!

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