Ankunft am Jupiter in acht Jahren

Europäische Raumsonde JUICE startet Reise am Donnerstag

Dienstag, 11. April 2023 | 14:23 Uhr

Am Donnerstag soll sich die europäische Raumsonde JUICE auf eine lange Forschungsreise zum Jupiter begeben. Acht Jahre wird die Sonde zum größten Planeten unseres Sonnensystem unterwegs sein – und dort vor allem seine Eismonde aus der Nähe ins Visier nehmen. JUICE (Jupiter Icy Moons Explorer), die Vorzeigemission der Europäischen Raumfahrtbehörde, soll vom ESA-Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guyana aus mit einer Ariane-5-Rakete starten.

Die über sechs Tonnen schwere, von Airbus entwickelte Sonde mit ihren zehn wissenschaftlichen Instrumenten wird zunächst auf eine Höhe von 1.500 Kilometern katapultiert, bevor sie in eine Umlaufbahn gebracht wird, wie Arianespace-Projektmanagerin Véronique Loisel erläuterte. Dann beginnt die komplizierte Odyssee der Sonde zu ihrem 628 Millionen Kilometer von der Erde entfernten Bestimmungsort. Da ihr nämlich die Energie für den direkten Weg zum Jupiter fehlt, muss sie mit Hilfe komplizierter Manöver neue Bewegungsenergie zu tanken.

Zunächst fliegt JUICE nochmals an Mond und Erde vorbei, dann an der Venus und noch zweimal zurück Richtung Erde. Erst dann soll der Schwung reichen, um 2031 den Jupiter und seine Eismonde zu erreichen, die Galileo Galilei bereits vor 400 Jahren entdeckt hatte.

Auf ihrem Weg muss die Sonde Temperaturschwankungen zwischen plus 250 Grad – beim Vorbeiflug an der sonnennahen Venus – und minus 230 Grad – in der Umgebung des Jupiters – überstehen. Unter anderem eine neuartige Isolierung aus vielen Schichten soll dafür sorgen, dass die Temperatur in ihrem Inneren und damit auch der wissenschaftlichen Instrumente stabil bleibt.

Eine weitere Herausforderung besteht darin, Energie zu sparen, da das Sonnenlicht am Jupiter 25 Mal schwächer ist als auf der Erde. JUICE ist deshalb mit Solarpaneelen von der Größe eines Basketballfelds (85 Quadratmeter) ausgestattet.

Am Jupiter angekommen, wird JUICE in dessen Umlaufbahn einschwenken. Von dort aus wird die Sonde den Riesenplaneten, dessen Mond Io – den vulkanisch aktivsten Himmelskörper in unserem Sonnensystem – sowie die drei Eismonde Europa, Ganymed und Kallisto untersuchen.

Im Jahr 2034 wird es dann noch einmal spannend, wenn die Sonde in die Umlaufbahn von Ganymed eintritt – eine absolute Premiere. Der größte Mond unseres Sonnensystems, der zudem als einziger ein ihn vor der Strahlung schützendes Magnetfeld besitzt, ist ein idealer Kandidat für die Suche nach Leben im All.

Wie beim Mond Europa verbirgt sich auch unter der Eiskruste von Ganymed ein riesiger Ozean aus flüssigem Wasser – und Wasser ist die Grundvoraussetzung für Leben. Die Instrumente an Bord von JUICE sollen es den Wissenschafterinnen und Wissenschaftern ermöglichen, den Ozean zu vermessen und seine Zusammensetzung zu ermitteln – um herauszufinden, ob er möglicherweise Leben wie etwa primitive Mikroorganismen beherbergt.

Die gesammelten Daten werden durch Daten der NASA-Sonde Europa Clipper ergänzt, die 2024 aufbrechen wird, um den Mond Europa zu inspizieren. JUICE ist die erste europäische Mission, die in das äußere Sonnensystem vordringt, das nach dem Mars beginnt. Ihre Kosten belaufen sich auf rund 1,6 Milliarden Euro. Österreich ist eines von 23 Ländern, das an JUICE mitgewirkt hat. Dabei ist das Institut für Weltraumforschung (IWF) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Graz gleich an drei Instrumenten beteiligt. Gemeinsam mit dem Institut für Experimentalphysik der Technischen Universität (TU) Graz haben die IWF-Forscher ein neuartiges Quanteninterferenz-Magnetometer entwickelt.

Von: APA/AFP