Meran – Jugendliche von heute sind nicht mehr in der Lage, mit Emotionen umzugehen – egal welcher Natur. Schuld daran haben auch die Erwachsenen. Das erklärt zumindest der Psychologe und Psychotherapeut Giuseppe Maiolo, der täglich mit Heranwachsenden zu tun hat.
In Meran ist es erst am Mittwoch in der Mozart-Straße wieder zu einer Rauferei zwischen zwei Oberschülerinnen gekommen. Im Verlauf von nur wenigen Monaten im Sommer hatte sich eine Freundschaft in erbitterte Feindschaft verwandelt. Das Handgemenge ist wieder gefilmt worden.
Die erneute Schlägerei von Gewalt unter Jugendliche hat in Meran eine Wunde aufgerissen, die seit dem Vorfall im letzten Schuljahr wohl nie ganz verheilt ist, schreibt die italienische Tageszeitung Alto Adige. Erwachsene haben die Aufgabe, sich dieser Problematik annehmen.
„Jugendliche sind heutzutage nicht dazu erzogen worden, mit ihren Emotionen umzugehen – von Freude bis hin zu Wut“, erklärt Maiolo. Erwachsene würden ihren Kindern nicht den Unterschied vermitteln, was es bedeutet, ein bestimmtes Wort statt ein anderes zu wählen.
„Jugendliche reagieren auf jeden Stimulus ohne eine Form von Selbstkontrolle und wir versetzen sie nicht in die Lage, sich selbst zu kontrollieren“; betont der Psychologe. Dadurch schaukeln sich bestimmte Situationen immer weiter hoch. Reaktionen von Jugendlichen würden zunehmend hemmungsloser und auf die Situation unangemessen ausfallen.
Auch der Fernseh- und Medienkonsum beeinflusse das Verhalten der Jugendlichen. Anstatt bei aggressiver Wortwahl oder explosiven Ausbrüchen einzuschreiten, werde die Situation passiv beobachtet oder auf Video aufgenommen. „Wir müssen darüber nachdenken und unseren Jugendlichen dabei helfen. Das machen wir unter anderem, indem wir mit gutem Beispiel vorangehen“, sagt Maiolo.
Von: mk