Bozen – Gleich ob zur Miete oder als Eigentum ist wohnen an wenigen Orten so teuer wie in Südtirol.
Besonders für junge Paare, die ein erstes Mal ein Zusammenleben probieren wollen, sind mietbare Wohnungen unerschwinglich geworden. Zugleich stehen in Südtirol viele Wohnungen, die eigentlich vermietet werden könnten, aus auf den ersten Blick ungeklärten Gründen leer. Um die Wohnungsnot zu entschärfen, gedenkt die Landesregierung die Steuern auf leerstehende Wohnungen zu erhöhen und Besitzer, die ihre Wohnungen vermieten, entsprechend zu belohnen.
Das Ansinnen, neuen Wohnraum in den Mietmarkt zu drücken, kann zwar nur gutgeheißen werden, aber Steuererhöhungen und steuerliche Anreize allein greifen zu kurz. Solange jahrelang verschleppte Zivilprozesse und mangelnde Rechtssicherheit dafür sorgen, dass Wohnungsbesitzer nicht nur keine Mieteinnahmen erhalten, sondern auch noch für Schäden und Gerichtskosten selbst aufkommen müssen, werden sich viele Vermieter trotz steuerlicher Bestrafung davor hüten, ihre Wohnungen zu vermieten.
Diese Missstände schaden sowohl den Vermietern, die sonst gerne bereit wären, ihre Wohnungen zur Verfügung zu stellen, als auch den ehrlichen Mietern. Anstatt nur Druck aufzubauen, könnte Südtirol sich an das Vorarlberger Modell anlehnend einen „Tisch“ schaffen, der ehrliche Mieter und Vermieter zusammenbringt. Während Erstere sich über erschwinglichen Wohnraum freuen könnten, bekämen Letztere garantierte Mieteinnahmen, die Übernahme aller teuren Risiken durch eine Gesellschaft und Hilfe bei der Abwicklung aller Ansuchen und Verträge. Zugleich könnte der italienische Gesetzgeber tätig werden und mit strengen Gesetzen dem Mietnomadentum einen deutlichen Riegel vorschieben.
Um der Wohnungsnot in Südtirol Herr zu werden, bedarf es auf der einen Seite der Schaffung neuen Wohnraums, aber auf der anderen auch geeigneter Maßnahmen, bereits bestehende Wohnungen für den Kauf- und Mietmarkt verfügbar zu machen. Allein über die Steuerschraube wird das nicht funktionieren. Niemand muss dafür das warme Wasser neu erfinden. Es genügt, im Ausland bereits funktionierende Modelle für Südtirol zu adaptieren.
Von: ka