"Inszenierung basiert auf Doppelstücklogik“

Tordre: Intimes Kammerstück

Montag, 25. Juli 2016 | 18:01 Uhr

Bozen – Nach dem Erfolg von Tenir le temps im vergangenen Jahr ist der franko-algerische Choreograf Rachid Ouramdane am Dienstag 26. Juli (21.00 Uhr) mit dem intimen Stück Tordre bei Tanz Bozen zu Gast. Die neue Choreografie wird im Studio Theater in einer italienischen Erstaufführung gezeigt.

Das Festivalpublikum konnte Ouramdanes poetische Choreografien bereits am 14. und 21. Juli im Rahmen der Eventreihe Museion Media Façade bestaunen. Der dritte Teil der Video- und Tanzinstallation Les yeux tournent autour du soleil (Die Augen kreisen um die Sonne) wird am Donnerstagabend, den 28. Juli (22:00 Uhr) im Museion aufgeführt.

Das Kammerstück Tordre, auf Deutsch drehen, entstand 2014 auf Tournee und ist ein Duett, das aus der Verschmelzung zweier Soli hervorgeht. Getanzt wird das Stück von zwei Frauen: den Tänzerinnen Annie Hanauer und Lora Juodkaite, Weggefährtinnen des Choreografen Rachid Ouramdane.

Das Unsichtbare einfangen, verstehen, was die Gestik über unsere Persönlichkeit verrät: Es sind diese Ziele, die Ouramdane in Tordre verfolgt. Der Künstler erklärt: „In diesem Stück werden zwei gefühlvolle Porträts entworfen, es zeigt zwei Frauen, die über die Einfachheit ihrer Bewegungen, ihrer Spontanität, das ausdrücken, was sie ausmacht. Das Unsichtbare ihres Inneren wird durch die Bewegung sichtbar gemacht, der Zuschauer soll darüber nachdenken, auf welche Art und Weise und wie viel von der Seele eines jeden durch den Tanz enthüllt werden kann.“

In einem minimalistisch gehaltenen Bühnenbild bewegen sich die beiden Frauen unabhängig voneinander, verbiegen ihre Körper in intensiven Verdrehungen, halten ein fragiles Gleichgewicht und tanzen sich in Trance ähnliche Zustände. Dann finden sie sich wieder und die anfängliche Disharmonie ihrer Soli verwandelt sich in eine Art Duett. Ouramdane: „Ich habe an zwei einsame Personen gedacht, die sich denselben Raum teilen. Im selben Raum und zur selben Zeit zu tanzen, bedeutet nicht unweigerlich, ein Duo zu sein. Sie begegnen sich nicht. Die Inszenierung basiert viel vielmehr auf einer Doppelstücklogik.“

Die französische Presse schreibt Folgendes über die Aufführung: „Rachid Ouramdane hat sich in das Erlebte seiner beiden Tänzerinnen eingeklinkt, um eine auf Emotionen basierte choreografische Sprache zu entwickeln. Sprünge, Streckungen, Dehnungen. […] Tordre ist eine Liebeserklärung Ouramdanes an den Tanz und die Tänzerinnen. (Philippe Noisette, Les Inrocks)

Nach der Aufführung findet im Foyer des Stadttheaters ein Künstlergespräch mit dem Choreografen Rachid Ouramdane (22.10 Uhr) statt.

 

Von: sr

Bezirk: Bozen