Von: mk
Sterzing – Ein Theaterstück über Fürsorge, Wut, Liebe und die leise Rebellion der Unsichtbaren: Die Eigenproduktion „Magdalena, ma dai“ in Zusammenarbeit mit den Vereinigten Bühnen Bozen und dem Vigil Raber Kuratorium bildet den abschließenden Höhepunkt im Gaismair-Jahr „Mitmischen! Ma come?“ und greift noch einmal die zentralen Themen der anderen Formate des Jubiläumsjahres auf. Am Samstag, den 22. November um 20 Uhr feiert es Premiere im Stadttheater Sterzing, bevor es im Dezember nach Bozen weiterzieht.
Im Zentrum des eigens entwickelten Stücks von Regisseurin Michaela Senn und ihrem Team steht Magdalena Gaismair, geborene Ganner – Ehefrau des Bauernführers Michael Gaismair, Mutter von vier Kindern und Revolutionärin im Hintergrund. Wie so viele Frauen jener Zeit blieb sie unsichtbar, obwohl sie die Revolution buchstäblich am Laufen hielt. Das Stück greift diese Leerstelle auf und überführt sie in die Gegenwart: Es fragt, wer Geschichte schreibt – und wer sie sauber hält.
Zeit für Perspektivenwechsel
Ausgehend von historischen Recherchen, feministischen Theorien und eigenen biografischen Erfahrungen entwickelten die Macherinnen ein „Heimspiel“ zwischen Geschichtsschreibung, Performance und Gegenwartsanalyse. Die Bühne wird zum „Bodenland“, wie es im Stück heißt – ein Ort, an dem Staub, Wäsche, Fürsorge und Erschöpfung ebenso politisch werden wie Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit.
„Wir wollten die Perspektive umkehren“, sagt die Sterzinger Regisseurin Michaela Senn, „und nicht mehr die Helden in den Mittelpunkt stellen, sondern jene, deren Arbeit man kaum sieht. Ohne diese unsichtbare Arbeit gäbe es keine Revolution, keine Ordnung, keine Geschichte. Magdalena Gaismair steht für viele: Frauen, Mütter, Pflegerinnen, Menschen, die sich kümmern und deren Kümmern selten zählt.“
In einer Collage aus Dialogen, Videoprojektionen, Musik und poetischen Textflächen entsteht ein Theaterabend, der gleichermaßen ernsthaft, witzig und berührend ist. Zwischen Schrank, Küche und Barrikade verhandeln zwei Frauenfiguren – gespielt von Katrin Rabensteiner und Margot Mayrhofer – die Widersprüche zwischen Fürsorge und Freiheit, zwischen privatem Glück und gesellschaftlicher Erwartung. Es wird gestritten, gelacht, geputzt, gesungen, angeklagt und geträumt, bis Magdalena selbst zu Wort kommt und fragt, warum nach 500 Jahren immer noch dieselben Fragen im Raum stehen.
„Das Stück ist eine der zentralen Produktionen im Jubiläumsjahr“, erklärt Michaela Stolte, Dramaturgin und Koordinatorin des Projekts „Mitmischen! Ma come?“. „Es verbindet historische Spurensuche mit aktuellen Fragestellungen und zeigt, dass Sorgearbeit nicht Nebensache, sondern Grundlage jeder Gesellschaft ist. Wir wollen keine Heldengeschichte feiern, sondern Beteiligung fördern – im Denken, Fühlen und Handeln.“
Ein bewegendes Jubiläumsjahr neigt sich dem Ende zu
Das Jubiläumsprojekt „Mitmischen! Ma come?“, getragen vom Stadt- und Multschermuseum Sterzing in Zusammenarbeit mit zahlreichen Vereinen und Initiativen ist Teil des Euregio-Museumsjahres 2025 und rückt im Gaismair-Gedenkjahr 500 Jahre nach den Tiroler Bauernaufständen die Themen Gerechtigkeit, Gemeinwohl und Mitbestimmung in den Vordergrund. Mit den Theateraufführungen zu Magdalena Gaismair erhält diese Auseinandersetzung eine weitere künstlerische Stimme bevor am 10. Dezember bei der großen Abschlussveranstaltung im Sterzinger Vigil-Raber-Saal das Jubiläumsjahr offiziell ausklingt Dort übergeben die Bürger:innen des partizipativen Stadtlabors dem neuen Gemeinderat ihr „Manifest für Sterzing“ als ein Plädoyer für gelebte Mitmischung und soziale Verantwortung.
Auf die Premiere von „Magdalena, ma dai“ am 22. November um 20 Uhr im Stadttheater Sterzing folgen zwei Aufführungen am 23. November um 18 Uhr und am 24. November um 20 Uhr sowie weitere im Dezember an den Vereinigten Bühnen Bozen. Online-Tickets für die Aufführungen in Sterzing gibt es über den Veranstaltungskalender unter sterzing.com oder an der Abendkasse. Reservierungen erfolgen per Mail an museum@sterzing.eu oder per WhatsApp-Nachricht an +39 338 6822705.
Weitere Infos zum Stück und zum Jubiläumsjahr unter www.mitmischen-macome.com




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