Meloni verspricht mehr Schutzmaßnahmen - Kritik an Lilli Gruber

Mord an Giulia löst Welle der Empörung in Italien aus

Dienstag, 21. November 2023 | 11:15 Uhr

Der Fall des wegen Frauenmordes nahe Leipzig festgenommenen italienischen Ingenieurstudenten Filippo Turetta hat in Italien eine Welle der Empörung ausgelöst und das Problem der Gewalt gegen Frauen in den Vordergrund gerückt. Ministerpräsidentin Giorgia Meloni versprach, ihren Schutz zu verstärken und die Öffentlichkeit zu sensibilisieren. Der Fall sorgt für Debatten in den Medien und in der Politik.

“Jede einzelne Frau, die getötet wird, weil sie ‘schuldig’ ist, frei zu sein, ist eine Verirrung, die nicht toleriert werden kann und die mich dazu drängt, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen, um diese Barbarei zu stoppen”, sagte Meloni, Italiens erste Ministerpräsidentin, in einer Mitteilung. Sie erklärte, dass die Abgeordnetenkammer am Mittwoch über einen Gesetzesentwurf abstimmen wird, der die Schutzmaßnahmen für gefährdete Frauen erweitert, und kündigte eine öffentliche Sensibilisierungskampagne gegen Femizide an.

Frauendemonstrationen fanden am Montag in mehreren Städten statt, darunter Padua. Dort studierte das Opfer des 22-Jährigen. Am Samstag werden in Rom und anderen Städten Demonstrationen anlässlich des Internationalen Tages zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen erwartet. 103 Frauen sind seit Anfang dieses Jahres in Italien getötet worden, 80 davon von einem Partner oder Ex-Lebensgefährten, geht aus Medienangaben hervor.

Der 22-jährige aus der Provinz Padua war am Samstagabend auf der Autobahn bei Bad Dürrenberg in Sachsen-Anhalt vorläufig festgenommen worden, nachdem er wegen Benzinmangels auf dem Standstreifen der Autobahn liegen geblieben war. Die italienischen Behörden fahndeten bereits seit einer Woche nach dem Mann, gegen ihn lag ein europäischer Haftbefehl vor. Er befindet sich in einer Justizvollzugsanstalt in Halle an der Saale. Der Student und seine Ex-Freundin Giulia Cecchettin aus Vigonovo galten eine Woche lang als vermisst.

Nach der Festnahme des Studenten wird das Oberlandesgericht Naumburg in Sachsen-Anhalt dessen Auslieferung an die italienische Justiz prüfen. Der zeitliche Ablauf bis zum Eingang eines entsprechenden Antrags der Generalstaatsanwaltschaft und des weiteren Verfahrens sei derzeit unklar, teilte das Gericht am Montag mit.

Der Fall machte in Italien seit Tagen Schlagzeilen. Aufnahmen von Überwachungskameras zeigten, wie der 22-Jährige die gleichaltrige Frau am 12. November auf dem Parkplatz eines Industriegebiets angegriffen hatte und im Anschluss mit ihr in seinem Auto geflüchtet war. Sein Auto wurde unter anderem in Lienz lokalisiert. Am Samstag wurde die Leiche der Frau mit zahlreichen Stichwunden an Kopf und Hals in einer Schlucht in der Nähe des Barcis-See in der friaulischen Provinz Pordenone gefunden. Laut der italienischen Justiz könnte der Student in circa zwei Wochen in die Heimat überführt werden.

Meloni wehrte sich zuletzt auch gegen den Vorwurf, ihre rechtspopulistische Partei “Fratelli d ́Italia” (Brüder Italiens) verteidige eine patriarchalische und frauenfeindliche Gesellschaft. So postete sie auf Facebook ein Bild mit vier Generationen von Frauen aus ihrer Familie. Zu sehen ist Meloni mit ihrer kleinen Tochter Ginevra, ihrer Mutter und Großmutter, die inzwischen gestorben ist.

“Ich weiß nicht, wie manche Leute den Mut finden, selbst die schrecklichsten Tragödien auszunutzen, um die Regierung anzugreifen”, schrieb Meloni. Sie kritisierte ausdrücklich die Südtiroler Starjournalistin und TV-Moderatorin Lilli Gruber, die am Montagabend laut Meloni behauptet habe, dass Italiens Regierungschefin “Ausdruck einer patriarchalischen Kultur” sei.

Von: apa

Kommentare

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16 Kommentare auf "Mord an Giulia löst Welle der Empörung in Italien aus"


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N. G.
N. G.
Kinig
12 Tage 2 h

Demonstrationen werden die Psyche mancher Männer nicht ändert!

Paladin
Paladin
Universalgelehrter
12 Tage 25 Min

@N.G.: Recht hast du, mancher Frauen auch nicht. Es braucht nicht nur Gesetzte, sondern deren Umsetzung muss auch funktionieren. Es braucht Väter (und Mütter!) die ihren Söhnen klar machen, dass Liebe niemals(!) tötet und das dass Ende einer Beziehung nicht das Ende der Welt bedeutet.

Hustinettenbaer
11 Tage 19 h

@Paladin
Nicht aus der Verantwortung verpieseln. Väter prägen Söhne.
https://www.deutschlandfunkkultur.de/vaeter-und-soehne-eine-archetypische-beziehung-100.html

Paladin
Paladin
Universalgelehrter
11 Tage 3 h

@Hustinettenbaer: Nein, gerade in unserer modernen Gesellschaft des 21. Jahrhunderts handelt es sich um eine GEMEINSAME(!) Verantwortung von Vätern UND Müttern! Aus der Verantwortung dürfen sich auch die Frauen hier nicht ziehen, denn sie prägen das Frauenbild, was sie ihren Söhnen vermitteln genauso, wie die Väter. Eine Seite alleine reicht nicht und nur einem Elternteil oder einem Geschlecht diese Verantwortung aufzuerlegen ist nicht nur scheinheilig, sondern auch schlicht und einfach falsch.
https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/wie-muetter-ihre-soehne-praegen-eine-recherche-zum-muttertag-18889277.html

Paladin
Paladin
Universalgelehrter
11 Tage 51 Sek

@Hustinettenbaer: Die Verantwortung für die Erziehung des Kindes tragen Väter wie Mütter gleichermaßen. Eltern prägen Kinder, wäre die richtigere Wortwahl. Zur Erziehung gehören beide, nicht nur ein Elternteil.
https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/wie-muetter-ihre-soehne-praegen-eine-recherche-zum-muttertag-18889277.html
https://www.eltern.de/familie-urlaub/mutter-sohn-beziehung–warum-ist-sie-wichtig–13463300.html

Hustinettenbaer
10 Tage 17 h

@Paladin
Die wichtige Erziehungsrolle, prägenden Phasen der Mütter sind, denke ich, außer Frage. Doch Väter (wenn sie nicht nur Erzeuger sind) müssen mitprägen. Warum ? “Väter (Ja, es gibt solche und solche.) spielen wilder, sprechen anders mit ihren Kindern und stellen mehr Fragen. Und ihr Gehirn verändert sich, je mehr Zeit sie mit ihren Kindern – vor allem allein – verbringen…Wilde, körperbetonte Spiele sind wichtige Impulse für die Entwicklung des kindlichen Emotionssystems… Kinder, die viel wild gespielt hatten, kamen später im Leben besser mit herausfordernden Situationen wie Angst und Stress klar und hatten eine bessere Selbstkontrolle.”

https://www.swr.de/swr2/wissen/was-vaeter-anders-machen-maenner-in-der-erziehung-swr2-wissen-2023-09-28-108.html

Paladin
Paladin
Universalgelehrter
10 Tage 4 h
@Hustinettenbaer: Eben es geht um eine GEMEINSAME Verantwortung. Ob es sich um eine s.g. “intakte” Familie handelt oder um getrennt lebende Eltern, es geht darum, das die Erziehung nicht nur von einem Elternteil ausgehen sollte. Dein Ansatz ist übrigens ein wichtiger. Ein problem der heutigen Kinder ist nämlich das sie immer weniger “wild” spielen wollen und dürfen. Zum einen weil es “interessanter” für sie ist sich auf TikTok oder anderen sozialen Medien auszutauschen, als in sich “freier Wildbahn” zu bewegen, zum anderen weil viele Eltern einen überentwickelten Beschützerinstinkt haben. Die ironie der modernen Gesellschaft ist, dass Eltern immer weniger Zeit… Weiterlesen »
Wunder
Wunder
Superredner
12 Tage 51 Min

… ganz Unrecht hat sie ja nicht, unsere Lilli…

Paladin
Paladin
Universalgelehrter
12 Tage 24 Min

…unsere Giorgia auch nicht…

seggo wohr
seggo wohr
Neuling
12 Tage 37 Min

Sehr sehr tragisch! Es fehlen die Worte!
Prägt die Kinder so, damit sie stark genug werden mit Enttäuschungen umzugehen. Fördert Empathie und emotionale Intelligenz anstatt ihnen alles Materielle in die Wiege zu legen.
Manche bringen sich selbst um, manche nehmen Drogen…und leider richten manche die Wut nach Außen. Dies sind die Folgen/Spiegel einer wohlhabenden Gesellschaft…

der echte Aaron
der echte Aaron
Universalgelehrter
11 Tage 23 h

Ist alles sehr traurig. Aber mich wundert es nur, wieso bei dem Mord in Schlanders nicht so ein Tam Tam gemacht wurde? Da hörte man nix von der Regierung…….

magg
magg
Superredner
11 Tage 7 h

Es könnte daran liegen, dass das Opfer und Täter in Veneto aus der “gehobenen” Klasse stammen.
Nichtsdestotrotz sollte bei jeden Mord ein Aufschrei geben.

Selbstbewertung
Selbstbewertung
Universalgelehrter
12 Tage 6 Min
Wir werden wohl nie in einem Land ohne Morde leben dürfen. Dazu gibt es zu viele mit gestörter Psyche. Und Psychopathen, hemmungslose Egomanen oder solche, die ihre Gefühle nicht im Griff haben, wird es leider immer geben. Wir können nur die Gefahren weitgehend verringern. Dabei müssen wir auch anerkennen, dass manches funktioniert: noch nie hatten wir so wenig Morde wie jetzt! Man kann also etwas dagegen tun! Dazu gehört sehr viel: Rundum Ablehnung von Gewalt als Problemlösung, prosoziale Erziehung (das beinhaltet mehr als Gewaltverzicht), effektive Gleichstellung der Frauen (nicht nur auf dem Papier), Selbstbeobachtung (es sind ja vermeintlich immer die… Weiterlesen »
Hustinettenbaer
12 Tage 2 Min

Die Empörung, Diskussion hängt wie eine Platte auf der selben Rille:
Femizid, Schutzmaßnahmen, Strafen, “öffentliche Sensibilisierungskampagne”.

Mal abgesehen davon, dass der aktuelle Täter m. M. nicht alle Tassen im Schrank hat und ihn keine Strafe aufgehalten hätte:
Nicht nur die sog. asozialen Medien ins Visier nehmen. 
Welchen Anteil an der “Desensibilisierung” von Kindesbeinen an, haben (italienische, Streaming-..) Sender ?

Es wird (zu Recht) Werbung für Tabak, Alk… eingeschränkt, aber nicht die sexistische Dauerberieselung.

Rosenrot
Rosenrot
Superredner
11 Tage 8 h

Leider werden nur mehr Paschas herangezogen, das ist nun das Ergebnis. Sehr traurige Entwicklung.

Selbstbewertung
Selbstbewertung
Universalgelehrter
10 Tage 20 h

@Rosenrot: früher gab es aber mehr Morde als heute. Früher gab es auch mehr Femizide als heute. Die Entwicklung ist also gar nicht so schlimm, sie muss nur weiter in diese Richtung gehen. Und der Weg ist noch weit.

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