Peschiera – Ein schneearmer Winter und ein trockenes Frühjahr ließen den größten Fluss Italiens – den Po – zu einem von weiten Sandbänken gesäumten Rinnsal verkümmern. Die Folge ist die schlimmste Dürre seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Während bereits mehr als 170 Gemeinden der betroffenen norditalienischen Regionen per Verfügung dazu übergegangen sind, das Wasser nur mehr für lebenswichtige Zwecke wie Trinken und die Lebensmittelzubereitung zu verwenden, riskieren die Bauern durch den Mangel an Bewässerungswasser ganze Ernten zu verlieren.
Die akute Wasserknappheit verschärft den Kampf um die wenigen noch verbliebenen Wasserreserven. Um Wasser aus dem Gardasee für den fast trockenen Po zu erhalten, wandte sich die Behörde, die das Wasser des Einzugsgebiets des Pos verwaltet – die „Autorità di Bacino Distrettuale del Fiume Po“ – in ihrer Not an die Gardaseegemeinden. Die Behörde erhielt aber eine Abfuhr. „Wir geben unser Wasser nicht her“, so die Gardaseegemeinden.
Erstens – so die Gemeinden, die den Gardasee säumen – würde das Gardaseewasser den in der Po-Ebene herrschenden Wassermangel kaum lindern und zweitens brauche man das Wasser für den See sowie den Mincio und seine Kanäle selbst. Das Kräftemessen dürfte aber in die nächste Runde gehen.
Aufgrund der anhaltenden Dürre gedenken die norditalienischen Regionen, den Notstand auszurufen. Um dem zu einem Rinnsal zusammengeschmolzenen Po Wasser zuzuführen, richtete der Generalsekretär der Behörde, die das Wasser des Einzugsgebiets des Pos verwaltet, Meuccio Berselli, an die Gardaseegemeinden den dringenden Appell, einer Wasserentnahme aus ihrem See zuzustimmen. Der Gardasee leidet zwar auch unter der Trockenheit – sein Wasserspiegel liegt bereits heute fast einen halben Meter tiefer als letztes Jahr – könnte aber aus Sicht der Behörde noch Wasser an den dürstenden Fluss abgeben.
Die Gemeinschaft der Gardaseegemeinden weist dieses Ansinnen aber zurück. Ihr Generalsekretär, Pierlucio Ceresa, erklärte gegenüber der römischen Tageszeitung La Repubblica, dass die Umleitung eines Teils des Gardaseewassers nicht nur die Wassernot in der Ebene kaum lindern, sondern auch den See gefährden würde.
„Der See ist heuer nur zu etwa 63 Prozent gefüllt, was einen der niedrigsten Werte der letzten Jahre darstellt. Die Abgabe von 20 bis 30 Kubikmetern Wasser pro Sekunde an den Po würde die Probleme des wichtigsten italienischen Flusses, der eigentlich das Doppelte benötigen würde, nicht wirklich lösen, sondern nur dem See, der über seinen Ausfluss bei Peschiera bereits Wasser an den Fluss Mincio abgibt, Schaden zufügen“, so Pierlucio Ceresa.
Laut den Vertretern des Gremiums, das die Gemeinden des Sees rechtlich vereint, ist die zusätzliche Abgabe von Wasser des Sees an den Po schon aus „rein technischen“ Gründen inakzeptabel. Durch einen Staudamm bei Salionze südlich von Peschiera wird das Seewasser zwischen dem Mincio und zwei Bewässerungskanälen, die dort beginnen, verteilt.
Die Umleitung des Wassers in den Fluss und damit in den Po hieße, dass den landwirtschaftlichen Flächen, die an diesen beiden Kanälen „hängen“, genau während einer Zeit, in der auch diese nicht über genügend Wasser verfügen, Wasser entzogen würde. Aus ihrer Sicht haben die Gardaseegemeinden nicht ganz unrecht.
In Peschiera wurde am Donnerstag für den Spiegel des Sees ein Wert von 80 Zentimeter über dem hydrometrischen Nullpunkt gemessen, während am 10. Juni noch ein Wert von 85 Zentimeter ermittelt worden war. Im selben Zeitraum stieg der Wasserabfluss von 35 auf 65 Kubikmeter pro Sekunde an. Es wird also bereits auf Kosten des Sees zusätzliches Wasser abgegeben. Am selben Tag im letzten Jahr, dem 16. Juni 2021, waren hingegen ein Wasserspiegel von 126 Zentimeter über dem hydrometrischen Nullpunkt und ein Abfluss von 80 Kubikmetern pro Sekunde gemessen worden.
Wegen des niedrigen Wasserspiegels des Gardasees rief die Region Venetien die Nutzer des Sees sogar dazu auf, “aufgrund des Vorhandenseins felsiger und sandiger Untiefen bei der Schifffahrt Vorsicht walten zu lassen”.
Die Gardaseegemeinden übten an der „Autorità di Bacino Distrettuale del Fiume Po“ auch harte Kritik. “Sie können unseren See nicht als Reservoir benutzen, das im Winter gefüllt und im Sommer im Interesse der stromabwärts gelegenen Verbraucher geleert wird. Andernfalls ist es wie in der Geschichte von der Ameise und der Zikade”, so Pierlucio Ceresa, der der Behörde schwere Versäumnisse vorwirft.
„Um die Probleme des Flusses zu lösen, muss im Winter Wasser gespart werden, wobei sowohl die Errichtung neuer Stauseen als auch an neue Wasser sparende Bewässerungsanlagen – etwa an eine Tropfbewässerung – gedacht werden soll. Wir müssen vorbeugen, nicht heilen“, fügt Pierlucio Ceresa hinzu.
Delta del Po in ginocchio per la siccità
Delta del Po in ginocchio per la siccitàLa siccità ha ridotto il Po a un sesto della sua portata media. "Condizioni che non si verificavano da 70 anni", secondo l’Autorità di bacino. Nel Delta è molto difficile pescare, il mare ha guadagnato spazio verso il fiume e le acque salate bruciano le colture.L'inviata Maria Teresa Palamà per il Tg3 delle 19 del 16 giugno 2022
Posted by Tg3 on Thursday, June 16, 2022
Der Generalsekretär mag recht haben, aber nach 110 Tagen ohne Regen sind für die Betroffenen diese Worte kaum ein Trost. „Der Po liegt auf der Intensivstation“, so ein Beobachter. Die akute Wasserknappheit verschärft den Kampf um die wenigen noch verbliebenen Wasserreserven. Damit dürfte auch das Kräftemessen in die nächste Runde gehen.
Von: ka
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38 Kommentare auf "“Wir geben unser Wasser nicht her”"
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Ein kleiner Vorgeschmack auf die gesellschaftlichen Spannungen, die der von uns verursachte Klimawandel hervorrufen wird. Von den internationalen Konflikten und dem Migrationsdruck ganz abgesehen.
spatestens jetzt sollten die klimawandelverharmloser und gretabelächler eigentlich aufwachen, ich befürchte dass wir uns mit diesen problemen viel eher auseinandersetzen müssen als vorausgesagt und es bereits weit über 12 uhr ist und was tun wir, nichts im gegenteil, kohlekraftwerke werden wiederum in betrieb genommen um den energieausfall aus russland zu kompensieren, dieser logik kann ich nicht folgen, der mensch geht immer den weg des geringsten widerstandes, greift das problem nie an den wurzeln an und lernt nie dazu, die folgen dieser politik sind nämlich wesentlich verheerender, als anzufangen sich einzuschränken und auf etwas zu verzichten
@falschauer
Richtig.
Aber politisch korrekt ist Russland zu sanktionieren und uns den Strom abzugraben, frieren zu lassen und Gelb abzuknöpfen.
Gleichzeitig wieder dreckige Energie zu Forcieren ist schon ein starkes Stück. Und das schlimmste daran sogar die Grünen sind dafür. Diese Partei wurde ursprünglich gegründet um das Klima und die Umwelt zu schützen.
@PuggaNagga: tatenlos zusehen, wenn andere überfallen werden, ist nicht meine Haltung, weder im privaten noch im gesellschaftlich-politischen Bereich. Ich schaffe es nicht, mich achselzuckend am Fernseher zurückzulegen und mir die Bilder der Zerstörung durch Panzer und Raketen anzuschauen, vielleicht auch noch bei Chips und Popcorn. Manchmal kostet Hilfe auch Geld. Abgesehen davon glaube ich Putin nicht, dass er irgendwo Halt macht, solange er militärisch erfolgreich ist, auch nicht bei uns. Aber das ist zweitrangig.
Unser Wasser? Wasser kennt keinen Besitzer.
dej wossn Wosserkroftwerke mochn und donn dick oukassiern und s Wosser ausn Boch obzweign onscheinend schun
Wie du gerade am Gardasee siehst, weiter unten wollen sie dessen Wasser und es gibt schon Streit drum. So einfach ist es nicht!
In England beispielsweise, ist Wasser in Privat Besitz, an Firmen übergegangen und wird teuer verkauft und solche und ähnliche Bestrebungen gibt es in ganz Europa.
das würde ich wohl auch meinen, wasser sollte doch ein allgemeingut sein und nicht jemanden bestimmten gehören
@melone
du hast eine ahnung von wasserkraftwerken….wo glaubst du läuft das wasser nach der turbunierung hin?? genau, zurück in den fluss!
@falschauer Sollte, JA, wirds aber bald nicht mehr sein . Es wird wertvoll!
@tom
Derjenige, bei dem es runterregnet, hat den ersten Anspruch?
Die Poebebebbewohner können sich gerne selber Stauseen bauen.
Das ist eh die Zukunft, in Deutschland bauen Bauern sich eigene Becken, um Wasser vom Winter in den Sommer zu bringen.
Daran erinnere ich mich, wenn ich das nächste Mal einen Supermarkt betrete.
Traktor@
… und wo laueft das Wasser hin bei Pumpspeicherkraftwerk(en)?
bravo… so ist es richtig….. warum werden in italien keine wasserbecken gebaut wie.bei uns?um bei trockenheit wasser zu haben!.. warum wird nicht das meerwasser aufbereitet und für die bewässerung gebutzt??..
lieber schicken wir millionen euro waffen in die ukraine…. zum schämen.diese italienische politik
…mir brauchen Wasser für die Malediven…
🤪
keine sorge auch das wird sich ändern in tisens ist es bereits so weit
@falschauer nicht erst seit heuer,
🤦
Wo geht das Wasser hin wenn es irgendwann durch Frischwasser ersetzt wird?
RICHTIG! IN DEN ABFLUSS!
Und wo geht dieser hin??
RICHTIG! IN DIE KLÄRANLAGE UND DANACH WIEDER INS NÄCHSTE GEWÄSSER!
Ja in den Pools vetdunstet auch Wasser!
Aber diese Menge ist verschwindend gering!
Klimawandel giebt es nicht auch Trump sagt das
…jo wenns der orange Kasper sagt, muss es stimmen…
🏀
Das ist nur der Anfang riesiger Konflikte um Wasser die auf uns zukommen werden!
Eine große Frage stellt sich , wem gehört Wasser eigentlich?
warum sollen wir einheimische wider wasser sparen. Man sollte die Hotels ihre Schwimmbad und Wellness zu sperren und die Touristen zum wasser sparen auf vorder.
na, jo, ober wos mir von den gästen verlongen müaßn mir schun a einholtn, oder?
Ich verstehe die Logik nicht!!
Das Wasser eunes Pools endet irgendwann als Abwassr in der nächsten Kläranlage.
Also wieser im nächsten Gewässer!🤦
@genau man muss aber auch den pool reinigen und dann fliest das wasser in den Abfluss aber man muss auch wider trinkwasser aufführen dass sind einige Lieder wasser
@Unbekanter85
Stimmt.
Das Wasser fließt in den Abfluss und später über die Kläranlage in den nächsten Fluss.
Würde man das Wasser nicht an der Quelle anzapfen so würde es genau denselben Weg nehmen. Nur eben Umweg über die Kläranlage.
i verstea de sorgen und nöte der italiener längs des pos ober es entleeren unsrer stauseen oder des gardasees isch sicher für de not lei a tropfn ober a großer eingriff ins ökosystem in und um der seen!
a momentane rettung auf oaner seite in dem man nit obschätzbore schadn an a ondrer seite mocht, konn nit de lösung sein!
@Staenkerer…”Euer🙈 Wasser” kommt aus den Bergen, die auf italienischem 🇮🇹 !! Hochheitsgebiet stehen. Davon gibt es in der Po-Ebene leider “Wenige😉”. Dafür liefern die Römer im Gegenzug den besten Risotto Reis nach Südtirol.
@Offline1
Ja das Risotto!🤔
Abeässer oanden ungeklärt im Po!
Deshalb auch der schmackhafte Risotto aus dem Po-Delta!🍽️
Für den schweizer Lebensmittelkonzern NESTLE ist das in Plastikflaschen abgefüllte Trinkwasser der größte und umsatzstärkste Gewinnbringer! Dafür wurden in Entwicklungsländern Wasserrechte aufgekauft und privatisiert,Trinkwasserleitungen für die Grundversorgung gebaut, mit dem Ergebnis, dass sich dort die meisten Menschen das Wasser nicht mehr leisten können.
jetzt wird Holz und Wasser wertvoll.
So viel zur Solidarität und Brüderlichkeit der Menschen!
Da fällt mir nur ein Wort ein: Egoismus!
Der nächste krieg ist der Krieg um das Wasser
Ich denke mal die Römer hatten schon ein besseres Wassersystem wie unsere heutigen Superpolitiker und Ingenieure. Die konnten nicht einfach sagen; der Klimawandel ist schuld.
Der Streit ums Wasser ist so alt wie die Menschheit selber. Im Moment wird einfach alles zum Problem gemacht. Man sollte allgemein mit die Ressourcen der Erde sparsamer umgehen.
Der Klimawandel lässt Grüßen und führt zu vielen Streitigkeiten.
Nur der Klimawandel ist nicht nur Schuld , es wurden Jahrzehnte nicht in die Infrastruktur des Landes gebaut.
Wasserrückhaltebecken , Tourismus reduzieren ( Hotelanlagen etc. ) , Wintersport muss man einen Gletscher künstlich beschneien ❄ ? Dann muss halt mal weniger oder gar nicht gefahren werden.
Italien ist fast nur von Meer umgeben , warum baut man keine Wasseranlage zum umwandeln Salz-in Trinkwasser .
Die Wärme , Trockenheit , wenig Niederschlag gibt es schon immer , nur jetzt viel intensiver.