Löschversuche scheiterten bisher

Angebliche US-Geheimpläne zur Ukraine sorgen für Aufregung

Freitag, 07. April 2023 | 22:36 Uhr

Die USA haben sich zurückhaltend zu der Veröffentlichung angeblich geheimer Pläne zur Unterstützung der Ukraine geäußert. “Wir sind uns der Berichte über die Social-Media-Posts bewusst und das Verteidigungsministerium prüft die Angelegenheit”, sagte Pentagon-Sprecherin Sabrina Singh am Freitag. Die angeblichen US-Dokumente, die auf Twitter und Telegram kursieren, sind auf den 1. März datiert und als “Secret” oder “Top Secret” eingestuft. Kiew spricht von Fälschung.

Die “New York Times” hatte zuvor über Dokumente berichtet, wonach zufolge die ukrainischen Vorbereitungen für einen Gegenangriffsvorbereitungen am 30. April abgeschlossen sein sollten. Kiew solle bis zu 60.000 Soldaten mit mehr als 250 Panzern und mehr als 350 gepanzerten Fahrzeugen bereit gestellt haben.

In einem der Papiere heißt es, seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine am Februar 2022 seien 16.000 bis 17.500 russische Soldaten getötet worden. Aus dem Umfeld der US-Regierung hieß es indes, die USA gingen davon aus, dass die Zahl tatsächlich viel höher sei – man gehe von etwa 200.000 getöteten und verwundeten Russen aus.

Die “New York Times” hatte am Donnerstag berichtet, das US-Verteidigungsministerium untersuche, wie Dokumente über Pläne zur Unterstützung der ukrainischen Streitkräfte vor der erwarteten Gegenoffensive gegen Russland auf die Internet-Plattformen gelangt seien.

Der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak sagte, die Berichte sähen aus wie russische Desinformation, die Zweifel an der Gegenoffensive säen solle. “Seit dem Zusammenbruch der UdSSR sind die Geheimdienste so weit heruntergekommen, dass sie sich nur mit Photoshop und ‘gefälschten Informationsabflüssen’ rehabilitieren können”, twitterte er am Freitag. Die tatsächlichen ukrainischen Pläne würden bald vor Ort zu sehen sein.

Moskau dagegen sieht durch die angeblichen Dokumente einmal mehr die Rolle Washingtons in dem Konflikt bestätigt. “Wir haben nicht die leisesten Zweifel an einer direkten oder indirekten Verwicklung der USA und der NATO in den Konflikt zwischen Russland und der Ukraine”, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow dem US-Fernsehsender CNN am Freitag. Peskow sagte, dass die Verwicklung der USA und der NATO in den Konflikt weiter zunehme. “Wir behalten den Prozess im Blick. Ja, und natürlich macht es alles komplizierter, aber es kann keinen Einfluss haben auf das endgültige Ergebnis der Spezialoperation”, sagte er. Der Kreml nennt den Krieg gegen die Ukraine offiziell Spezialoperation.

Analysten zufolge scheint der Inhalt der Unterlagen jedoch auf eine Art und Weise verändert worden zu sein, die auf eine Desinformationskampagne aus Russland hindeuten könnte, stand im Bericht. Versuche der US-Regierung, die Dokumente löschen zu lassen, seien bisher nicht erfolgreich gewesen, schrieb die Zeitung.

Ein Sprecher des ukrainischen Militärgeheimdienstes sagte in Kiew, es sei möglich, dass die Details in den Beiträgen frei erfunden seien und dass es kein Leck gebe. Eine vorläufige Analyse deute darauf hin, dass es falsche und verzerrte Opferzahlen gebe und einige der Informationen aus offen zugänglichen Quellen stammten.

In einer Erklärung des ukrainischen Präsidialamtes hieß es, Präsident Wolodymyr Selenskyj und hochrangige Vertreter der Sicherheitsbehörden hätten am Freitag Möglichkeiten erörtert, wie die Weitergabe militärischer Geheim-Informationen verhindert werden könne.

Von: APA/dpa/Reuters