Bozen/Kiew – Dass der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron der Ukraine den Beitrittsstatus zur Europäischen Union gewähren wollen, ist in Kiew mit Freude aufgenommen worden.
In der Ukraine, die um nichts weniger als um das Überleben als souveräner Staat kämpft, hofft man, dass die europäische Perspektive im Land neue Kräfte entfacht. Das ist auch bitter nötig. Der symbolhafte Verlust von Mariupol und das harte Ringen im Donbass, bei dem die Ukrainer nicht zuletzt aufgrund der hohen russischen Artillerieüberlegenheit immer öfter ins Hintertreffen geraten, stellen die Moral der ukrainischen Streitkräfte auf eine harte Probe.
Zudem ist die Gewährung des Beitrittsstatus zur EU genau genommen kaum mehr als eine schöne Geste. Der Weg in die EU ist voller Tücken. Harte Beitrittsvoraussetzungen und Vetorechte der Altmitglieder, die nicht in einen militärischen Konflikt mit Putin hineingezogen werden wollen, genügen, um den Beitritt um Jahre zu verzögern. Soll die Ukraine der russischen Armee widerstehen, braucht sie eine hinreichende Anzahl schwerer Waffen. Denn machen wir uns nichts vor. Während in Kiew europäische Staatsmänner einander die Klinke in die Hand reichen, schafft Russland in den besetzten Gebieten Fakten.
Beim Besuch der drei Staatsmänner Scholz, Draghi und Macron dürfte es daher in nicht für die Öffentlichkeit bestimmten Gesprächen auch darum gegangen sein, wann und in welcher Form Verhandlungen mit Russland beginnen sollen. Kiew verkündet zwar, dass die Ukraine alle besetzten Gebiete inklusive der Krim zurückerobern wolle. Ob das realistisch ist, wird sich allerdings erst zeigen.
APA/APA/AFP/ARIS MESSINIS
Wir spüren – derzeit noch – den Krieg „nur“ durch die massive Erhöhung der Energiepreise, aber sie ist wahrlich noch das Geringste aller Übel, die dieser Konflikt heraufbeschwört. Das Größte sind die Gespenster der Vergangenheit, von denen besonders die junge Generation geglaubt hat, dass sie längst begraben seien. Auch das ist eine bittere Wahrheit.
Von: ka
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