Bachmut ist seit Monaten umkämpft

Briten sehen größten Teil von Ost-Bachmut in russischer Hand

Samstag, 11. März 2023 | 19:55 Uhr

Der Osten der umkämpften ukrainischen Stadt Bachmut ist nach Einschätzung britischer Militärexperten inzwischen größtenteils unter Kontrolle der russischen Söldnertruppe Wagner. Die Wagner-Truppen befinden sich nach Angaben ihres Chefs Jewgeni Prigoschin nahe des Zentrums der Stadt. Die ukrainischen Behörden meldeten indes mindestens drei Tote bei einem russischen Angriff auf Cherson, der pro-russische Bürgermeister von Donezk meldete zwei Tote.

Der Fluss Bachmutka, der durchs Stadtzentrum fließt, sei nun die Frontlinie, hieß es am Samstag in einem Bericht des britischen Verteidigungsministeriums. Der Westen hingegen werde weiterhin von der ukrainischen Armee gehalten, die wichtige Brücken zerstört habe.

Das Wichtigste sei nun, Munition zu bekommen und “voranzukommen”, sagte indes Prigoschin. Pro Monat würden 10.000 Tonnen Munition für den Kampf um Bachmut benötigt. Prigoschin forderte in einem am Samstag veröffentlichten Video auch mit Nachdruck die Lieferung von Artilleriegeschossen und Patronen. Das Video zeigt ihn angeblich auf dem Dach eines Hauses der weitgehend zerstörten Stadt – etwa 1,2 Kilometer vom Verwaltungszentrum entfernt, das von ukrainischen Truppen gehalten wird. Prigoschin verkündete: “Wir werden siegen.”

In dem Video waren viele zerstörte Häuser und Straßenzüge zu sehen – vergleichsweise seltene Aufnahmen aus der Stadt, die einmal 70.000 Einwohner hatte. Heute leben dort nur noch wenige Tausend. Der Wagner-Chef versicherte, niemand in Moskau müsse Bedenken haben, dass er politische Ambitionen hege. Deshalb sollten ihm auch ohne Vorbehalte die geforderten Mengen Munition geliefert werden. Russlands Milliardäre seien zu diesen Ausgaben auch bereit. Er bezifferte die monatlichen Kosten auf eine halbe Milliarde US-Dollar (etwa 470 Millionen Euro).

In seinem Video griff er erneut den russischen Verteidigungsminister Sergej Schoigu und den Generalstabschef Waleri Gerassimow an und bezeichnete sie ironisch als “außergewöhnliche Militärbefehlshaber”. “Ich unterstütze alle ihre Initiativen voll und ganz”, sagte Prigoschin, der die Armeestrategie immer wieder kritisiert hatte. Der sowjetische Marschall Georgi Schukow und der frühere russische General Alexander Suworow hätten von ihnen “viel lernen können”.

Prigoschin gab in dem Video zu, dass Korruption in seiner Heimat verbreitet sei. Seine eigenen korrupten Verbindungen werde er aber “mit ins Grab nehmen”. Dann stellte sich der 61-Jährige für “eine wichtige Ankündigung” auf. Unter hörbarem Gefechtsfeuer kündigte er an, nächstes Jahr bei der Präsidentenwahl zu kandidieren – allerdings nicht wie zeitweilig gemutmaßt in Russland, sondern “in der Ukraine”. Er werde gegen Amtsinhaber Wolodymyr Selenskyj und dessen Vorgänger Petro Poroschenko antreten. Der Wagner-Chef ist berüchtigt dafür, sich über seine Gegner lustig zu machen.

Der Kommandant der ukrainischen Bodentruppen, Oleksandr Syrskyj, erklärte indes, der Kampf um Bachmut trage dazu bei, Zeit für die Vorbereitung einer Gegenoffensive gegen die russische Armee zu gewinnen. Einige Fachleute hatten zuvor den Sinn weiterer Kämpfe um die Stadt infrage gestellt. Beobachter zweifeln zwar an der strategischen Bedeutung von Bachmut; die Schlacht um die Stadt hat für beide Seiten mittlerweile jedoch einen symbolischen Wert erlangt.

Selenskyj will Bachmut, um das seit dem Spätsommer gekämpft wird, unter allen Umständen halten. Die Stadt ist Hauptteil der nach der russischen Eroberung von Sjewjerodonezk und Lyssytschansk etablierten Verteidigungslinie zwischen Siwersk und Bachmut im Donezker Gebiet. Bei einem Erfolg öffnete sich für die russischen Truppen der Weg zu den Großstädten Slowjansk und Kramatorsk. Damit rückte eine vollständige Eroberung des Gebiets Donezk näher.

In der südukrainischen Stadt Cherson wurden unterdessen nach Angaben der örtlichen Behörden mindestens drei Menschen bei einem russischen Angriff getötet, zwei weitere wurden demnach verletzt. Die ukrainische Armee hatte die Hauptstadt der gleichnamigen südukrainischen Region im November zurückerobert, nachdem diese monatelang von der russischen Armee besetzt gewesen war. Seit der Rückeroberung der Stadt gerät die Region Cherson, die teils von Moskau kontrolliert wird, regelmäßig unter russischen Beschuss.

Der separatistische Bürgermeister von Donezk im Osten der Ukraine erklärte indes, durch ukrainischen Beschuss seien zwei Menschen getötet worden, darunter ein Kind.

Von: APA/dpa/AFP

Kommentare

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10 Kommentare auf "Briten sehen größten Teil von Ost-Bachmut in russischer Hand"


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fingerzeig
fingerzeig
Tratscher
14 Tage 16 h

die britische glaskugel.

Gievkeks
Gievkeks
Superredner
14 Tage 12 h

@fingerzeig:
Welche Glaskugel? Sie sagen nichtmal etwas über die Zukunft. Was sie sagen kann wahrscheinlich auch auf Satellitenaufnahmen und von den unzähligen Drohnenvideos nachvollzogen werden.

Simba
Simba
Universalgelehrter
14 Tage 8 h

@Gievkeks Obergscheiter

Gievkeks
Gievkeks
Superredner
14 Tage 5 h

@Simba:
Ospele, wenn des für di schun obergscheid isch …

N. G.
N. G.
Kinig
14 Tage 16 h

Ist dich lustig! Wenns die Briten erklären, dann stimmts wahrscheinlich auch?! Ansonsten wirds ja immer bezweiflt. Aus Realitätsverlust oder sonst was …

Gievkeks
Gievkeks
Superredner
14 Tage 12 h

@N.G.:
Alle sagen das seit einigen Tagen. Wahrscheinlich weils halt einfach so ist.
Russland sagt hingegen seit Oktober, dass Bakhmut fast eingenommen ist.
Finde den Unterschied.

N. G.
N. G.
Kinig
14 Tage 11 h

@Gievkeks Und jetzt ist es soweit. Ei ust der Unterschied? Grins

Gievkeks
Gievkeks
Superredner
14 Tage 5 h

@N.G.:
Der Unterschied liegt darin ob sich die Aktion rentiert oder nicht.

Gievkeks
Gievkeks
Superredner
14 Tage 5 h

@N.G.:
Übrigens ist es immer noch nicht so weit, vielleicht hast du den Artikel nicht gelesen.
Schaun wir mal obs in ein paar Monaten dann soweit ist.

Doolin
Doolin
Kinig
13 Tage 22 h

@N. G.
…Putinfans wie dich freut es…
😛

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