Freiheitliche: "Nein zu Vorverurteilungen"

Fragwürdige Kandidatin auf Landtagsliste der Freiheitlichen

Donnerstag, 05. Juli 2018 | 15:42 Uhr

Bozen/Salurn – Die Antifa Meran kritisiert die Kandidatur von Gudrun Sprenger-Ceolan auf dem siebten Listenplatz der Südtiroler Freiheitlichen bei den kommenden Landtagswahlen im Herbst vehement. “

Der Hintergrund: In der Operation „Runa“ wurden im Jahr 2005 acht Südtiroler Neonazis verhaftet, die sich zum Südtiroler Kameradschaftsring zusammengeschlossen hatten. Gudrun Sprenger-Ceolan stand mit den Verhafteten in engem Kontakt.

Es wurden mitgeschnittene Telefonate publik, in denen die Salurner Lehrerin sich mit “Heil und Sieg” verabschiedete und angab, auf Hitlers Geburtstag mit Sekt angestoßen zu haben. Die Familie war zudem auf neonazistische “Wintersonnwendfeiern” eingeladen. Bei einer Hausdurchsuchung in Salurn wurden NS-Devotionalien gefunden. Offiziell gehörten sie den älteren Kindern.

Die Antifa Meran weist außerdem darauf hin, dass beim Vernetzungstreffen „Kongress der Verteidiger Europa“, ein Hochamt der europäischen Rechten, in Linz im Jahr 2016 die Kellerei Ceolan als Aussteller zugegen war – mit einem nach dem germanischen Gott Thor benannten Wein. „Dies ist ein in der rechtsextremen Szene beliebter Name, wie die Neonazi-Kleidungsmarke ‚Thor Steinar‘ zeigt“, erklärt die Antifa Meran.

Die Kandidatur von Gudrun Sprenger-Ceolan sei ein weiteres Beispiel dafür, was „Extremismusklausel“ und „Abgrenzung gegen Rechtsaußen“ bei den Freiheitlichen wert seien.

„Die Kandidatur einer derart politisch diskreditierten Person ist untragbar. Die Parteiführung muss hier eine rote Linie ziehen. Es wäre gut, einen Ersatz für Sprenger-Ceolan zu finden“, so die Antifa abschließend.

Rein strafrechtlich hat Gudrun Ceolan eine weiße Weste. Gegen die Lehrerin wurde zwar lange ermittelt, am Ende konnte Ceolan aber kein konkreter Strafbestand nachgewiesen werden. Nachdem der Umgang der Lehrerin mit den rechtsradikalen Kreisen bekannt wurde, hat das Schulamt eine Inspektion während ihres Unterrichts vorgenommen. Allerdings konnten dabei keine Verfehlungen festgestellt werden. Ceolan arbeitet bis heute als Lehrerin an verschiedenen Mittelschulen in Südtirol.

Freiheitliche: “Nein zu Vorverurteilungen – Ja zum Rechtsstaat!”

Die Freiheitlichen stehen jedoch voll hinter ihrer Kandidatin. Parteiobmann Andreas Leiter Reber, Fraktionsvorsitzende Ulli Mair und Generalsekretär Florian von Ach reagieren auf die Vorwürfe einiger Medien gegen Gudrun Sprenger Ceolan: “Wir Freiheitliche lehnen jedes extreme Gedankengut ab, dies hat in unserer Partei keinen Platz. Wir wehren uns aber entschieden gegen Angriffe auf unsere Kandidaten, insbesondere, wenn diese Angriffe ganz offensichtlich alleine das Ziel verfolgen, unbescholtene Bürger anzupatzen.“

Gudrun Sprenger Ceolan sei ein langjähriges, engagiertes Mitglied der Freiheitlichen, eine tadellose Lehrerin, eine Mutter von fünf Kindern und angesehene Bürgerin in ihrer Heimatgemeinde Salurn und rechtlich völlig unbescholten.

„Die medialen Vorwürfe, die sich auf Vorkommnisse beziehen, die viele Jahre zurückliegen und die strafrechtlich irrelevant sind, richten sich von selbst. Sie sind zudem ein Zeichen des sattsam bekannten Schemas, das man leider europaweit bis zum Überdruss findet: auf der rechten Seite wird jeder medial gnadenlos an den Pranger gestellt, wer auch nur minimal vom verordneten Diskurs abweicht. Dieses Treiben korreliert mit einer völligen Blindheit auf dem linken Auge: bei linken Politikern wird alles als ‚Jugendsünde‘ verziehen, selbst feige Gewalttaten wie diejenigen des späteren Außenministers Joschka Fischer, der in seinen ‚wilden Jugendjahren‘ Polizisten verprügelte. Wir schätzen unsere Kandidatin Gudrun Sprenger Ceolan als eine engagierte Bürgerin des Unterlandes und freuen uns, dass sie sich bereit erklärt hat, mit uns gemeinsam diesen Wahlkampf zu bestreiten. Diese Anwürfe sind allzu leicht zu durchschauen als erste Schmutzkübel, mit denen versucht wird, das politische Engagement von Bürgern zu kriminalisieren, die sich zu Recht gegen die katastrophale Politik des Establishments wenden und dies in einer offen, friedlichen und demokratischen Art und Weise tun”, so Andreas Leiter Reber, Ulli Mair und Florian von Ach abschließend.

Von: mk

Bezirk: Bozen, Überetsch/Unterland