Grüner Willi strebt Amt erneut an

Innsbruck-Wahl: Bürgermeister seit 1945

Sonntag, 07. April 2024 | 05:05 Uhr

Georg Willi (Grüne) will am Sonntag das Innsbrucker Bürgermeisteramt behaupten. Dafür muss der 64-Jährige zwölf Mitbewerber ausstechen. Der Amtsinhaber darf sich durchaus Hoffnungen auf den Stichwahl-Einzug machen. Erwartet wurde jedoch – auch laut Umfragen – ein enges Rennen mit Vizebürgermeister Markus Lassenberger (FPÖ), Ex-ÖVP-Staatssekretär Florian Tursky (das Neue Innsbruck) sowie Ex-ÖVP-Vizebürgermeister Hannes Anzengruber (JA – Jetzt Innsbruck).

In die allenfalls nötige Stichwahl am 28. April würden die beiden Kandidaten mit den meisten Stimmen in der Bürgermeisterdirektwahl geschickt werden, falls niemand eine absolute Mehrheit hinter sich vereinen kann. Sollte Willi das Rennen machen, dann hätte der erste grüne Bürgermeister einer Landeshauptstadt erfolgreich sein Amt verteidigt. Sollte Lassenberger das Rennen machen, wäre er indes nicht der erste FPÖ-Stadtchef einer Landeshauptstadt: Alexander Götz, von 1973 bis 1983 Bürgermeister von Graz, war ihm bereits “zuvorgekommen”. In Klagenfurt regierte mit Stadtchef Christian Scheider zwar ebenfalls ein Freiheitlicher, dieser gehörte während seiner ersten Amtszeit aber dem Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ) bzw. der damaligen Kärntner Freiheitlichen-Gruppierung FPK an.

Das Innsbrucker Rathaus hatte indes vor Willis Amtszeit seit Ende des Zweiten Weltkrieges sieben Stadtchefs beherbergt – allesamt aus dem bürgerlichen Lager: 1945 übernahm beim Einmarsch amerikanischer Truppen der damals 47-jährige Anton Melzer provisorisch die Bürgermeisteraufgaben. Der schwer Kriegsversehrte (er verlor im Ersten Weltkrieg an der Isonzo-Front den linken Arm) war 1943 wegen politischer Aktivitäten verhaftet worden und wurde erst nach dem Zusammenbruch des NS-Regimes befreit. Zweimal wurde Melzer als Bürgermeister in Gemeinderatswahlen bestätigt.

Nach dem Ableben Melzers im Jahr 1951 folgte ihm sein Vizebürgermeister Franz Greiter – damals 54 Jahre alt – im Amt. In Greiters Amtszeit fielen die erste Bewerbung Innsbrucks um Olympische Winterspiele und – nach Unterzeichnung des Staatsvertrages – der Abzug der französischen Besatzung.

Ab 1956 amtierte der später als “Olympia-Luis” bekannt gewordene damals 44-jährige Alois Lugger als Stadtoberhaupt. Der gebürtige Südtiroler hatte neben seiner Funktion in der Landeshauptstadt auch hohe Ämter in der Tiroler Landesregierung und im Landtag inne. 1974 war Lugger unter anderem auch ÖVP-Kandidat bei der Bundespräsidentenwahl, unterlag jedoch SPÖ-Kandidat Rudolf Kirchschläger knapp. Die Abhaltung gleich zweier Olympischer Spiele (1964 und 1976) fiel in seine Amtszeit, die erst 1983 zu Ende ging. Während dieser Zeit konnte die ÖVP unter seiner Führung auch ihre besten Wahlergebnisse in Innsbruck einfahren. 1962 und 1965 erreichte sie jeweils über 56 Prozent.

Bei der Gemeinderatswahl 1983 musste der damals zum ersten Mal kandidierende Romuald Niescher sich unter anderem auch wegen des Antretens anderer VP-naher Gruppierungen mit einem Ergebnis von nur 37,5 Prozent zufriedengeben. 1989 sank der Anteil der Bürgermeisterliste, die damals noch mit dem Seniorenbund gekoppelt war, dann sogar auf 36,9 Prozent. Bei der Gemeinderatswahl 1994 stürzte Niescher dann mit der offiziellen Bürgermeister-Liste auf nur 18,9 Prozent ab und legte seine Funktion zurück.

Bereits 1989 war der spätere ÖVP-Landeshauptmann und Landtagspräsident Herwig van Staa auf der Niescher-Liste in den Gemeinderat gewählt worden. Nach wiederholter heftiger Kritik an der Stadtparteiführung wurde der Schwiegersohn des legendären ÖVP-Langzeitlandeshauptmannes Eduard Wallnöfer 1993 aus dem ÖVP-Gemeinderatsklub ausgeschlossen. Van Staa holte zum Gegenschlag aus und gründete die Liste “Für Innsbruck”. Obwohl er 1994 mit “Für Innsbruck” mit 22,8 Prozent hinter der SPÖ (26,6 Prozent) nur am zweiten Platz gelandet war, gelang es ihm in langwierigen Parteienverhandlungen, den Bürgermeistersessel für sich zu erobern. Der promovierte Doppeldoktor und Magister der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften regierte mit Unterstützung der SPÖ und der ÖVP-Listen. Bei der Wahl im Jahr 2000 kam Van Staa auf 36,3 Prozent und 16 der 40 Sitze.

Im Jahr 2002 wechselte Van Staa als ÖVP-Landeshauptmann in das Landhaus. VP-Wirtschaftsbündlerin Hilde Zach wurde vom Gemeinderat zum ersten weiblichen Oberhaupt einer österreichischen Landeshauptstadt gekürt. Aus gesundheitlichen Gründen übergab sie im März 2010 das Amt an Christine Oppitz-Plörer. Zach verstarb schließlich im Jahr 2011.

Die studierte Volkswirtin, die bereits 2000 in den Innsbrucker Gemeinderat eingezogen war, musste sich im Jahr 2012 erstmals der Wiederwahl stellen. Damals setzte sich Oppitz-Plörer in der Stichwahl gegen ÖVP-Herausforderer Christoph Platzgummer durch. Sechs Jahre später musste Oppitz-Plörer das Amt an Willi abgeben. In der Stichwahl hatte Willi mit 52,9 Prozent die Oberhand behalten. Die daraufhin von diesem geschmiedete Koalition aus Grünen, ÖVP, SPÖ und “Für Innsbruck” zerbrach jedoch inmitten der Legislaturperiode, was in einem “freien Spiel der Kräfte” sowie teils chaotischen Zuständen im Gemeinderat mündete.

Bei der heurigen Innsbruck-Wahl tritt Oppitz-Plörer übrigens erneut gegen Willi an – allerdings “nur” in der Gemeinderatswahl und dort auf dem zweiten Listenplatz von “das Neue Innsbruck”. Oppitz-Plörer hatte zuletzt mit “Für Innsbruck” erfolgreich mit ÖVP und Seniorenbund ein entsprechendes Wahlbündnis geschmiedet. Als Spitzenkandidat soll jedoch Ex-ÖVP-Staatssekretär Tursky das Bürgermeisteramt “zurückerobern”.

Von: apa

Kommentare

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1 Kommentar auf "Innsbruck-Wahl: Bürgermeister seit 1945"


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Universalgelehrter
18 Tage 15 h

Dann ist wieder 5 Jahre Stillstand , wie bei uns im Land , nach 2 Legislaturperioden sollte keiner mehr dürfen kanidieren …

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