Im sich zuspitzenden Streit um die Luegbrücken-Sanierung auf der Tiroler Brennerautobahn wollen Regionalpolitiker von Tiroler und Südtiroler Planungsverbänden mit einem Forderungspapier den Druck für die von ihnen forcierte Tunnellösung erhöhen. Man wolle damit Politiker der Europaregion Tirol, Südtirol und Trentino (Euregio) in die Pflicht nehmen. Zudem wurde vor den Folgen einer Einspurigkeit während der Bauzeit gewarnt und eine Ausweitung der Blockabfertigung gefordert.
Die Euregio solle das Thema Verkehr “in den nächsten Jahren als Hauptschwerpunkt setzen”, konkretisierte Florian Riedl (ÖVP), Landtagsabgeordneter und Obmann des Planungsverbandes Wipptal, am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Trins im Wipptal. Man müsse dabei etwa Maßnahmen setzen, um von der “Straße auf die Schiene zu verlagern” oder rasch endgültig klären, was zu tun sei, wenn es bei der sanierungsbedürftigen Luegbrücke ab 2025 “bei den Baumaßnahmen zu einer Einspurigkeit kommt”, so Riedl. Zudem wurde in dem aufgesetzten “Strategiepapier” eine “ganzjährige Dosierung des Lkw- und Pkw-Verkehrs im hoch- und niederrangigen Straßennetz” gefordert.
Vor allem die Einspurigkeit stand während des Pressetermins laufend als Schreckgespenst im Raum. “Tritt diese ein, dann haben wir schnell ein überregionales Problem”, meinte dazu etwa Riedl. Themen wie “Stau über Tirol hinaus”, “wirtschaftliche Einschränkungen” und “Beschneidungen der Bewegungsfreiheit der Bevölkerungen” stünden dann im Raum, hieß es dazu unisono.
Die Überregionalität der Maßnahmen müsse deshalb auch das absolute Gebot der Stunde sein, betonte Andreas Schatzer, Präsident des Südtiroler Gemeindeverbandes. “Österreich, Deutschland und Italien müssen hier schnell gemeinsam agieren”, sagte er. Bereits jetzt, noch bevor Worst-Case-Szenarien wie die Einspurigkeit der Luegbrücke eintreten werden, seien Dörfer in Südtirol durch Ausweichverkehr verstopft und Einsatzfahrzeuge hätten Probleme zu ihren Zielen zu kommen, hielt Schatzer fest.
In die gleiche Kerbe schlug Monika Reinthaler, Präsidentin der Bezirksgemeinschaften Wipptal: “Die Grenze der Belastbarkeit ist längst überschritten.” Der Durchzugsverkehr im Wipptal steige jährlich, die länderübergreifende Gesamtstrategie zur Bewältigung fehlten aber, so Reinthaler. Der Bürgermeister von Sterzing, Peter Volgger, argumentierte ähnlich: “Es ist ein europäisches Problem, das man auch so angehen muss.” In dieser Hinsicht verlangte der Unternehmer Thomas Nocker “Planungssicherheit”. “Es braucht von der Politik und dem Autobahnbetreiber Asfinag genaue Perspektiven, was beispielsweise im Fall einer Lueg-Einspurigkeit passiert.”
Dass man auf diese beiden Ebenen Druck ausüben will, betonte noch einmal der Bürgermeister von Gries am Brenner, Karl Mühlsteiger. “Wir sind nach wie vor der Meinung, dass die Tunnellösung fundiert ist”, sagte er. Die Asfinag sei jedenfalls zuvor “15 Jahre im Tiefschlaf” gewesen und auch Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) sei bisher wenig hilfreich und konstruktiv gewesen, wenn es um die Lösung der Verkehrsproblematik gehe, so Mühlsteiger. Gewessler hatte sich – wie die Asfinag und ein Gutachten – statt einer Tunnellösung für einen Neubau der sanierungsbedürftigen Autobahnbrücke ausgesprochen.
In dem gemeinsamen, dreiseitigen Papier wurde zudem gefordert, dass es zu einer “Rückgewinnung des Lebens- und Erholungsraumes” kommen solle. Auch dürfte es etwa “keinen weiteren Ausbau im hochrangigen Straßennetz geben”.
Von: apa