Die von Kremlchef Wladimir Putin am Donnerstag angekündigte einseitige Waffenruhe in der Ukraine zur orthodoxen Weihnacht ist am Freitagmittag Moskauer Zeit (10.00 Uhr MEZ) offiziell in Kraft getreten. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Feuerpause die angeordneten 36 Stunden hält, gilt aber als gering. Postwendend wurde auch von beiden Seiten umgehend Verstöße dagegen gemeldet.
Die russischen Streitkräfte hätten das ostukrainische Kramatorsk nach dem angekündigten Beginn der Feuerpause mit Raketen angegriffen, erklärte der stellvertretende Leiter des ukrainischen Präsidialbüros, Kyrylo Tymoschenko, im Onlinedienst Telegram. In der zuletzt schwer umkämpften Stadt Bahmut hörten AFP-Reporter Gefechtsfeuer sowohl von russischer wie auch von ukrainischer Seite.
Tymoschenko erklärte überdies am Freitag, die russischen Streitkräfte hätten auch die südukrainische Stadt Cherson angegriffen. Demnach gab es dort “mindestens vier Explosionen”, bei denen zahlreiche Menschen getötet oder verletzt wurden. Tymoschenko machte keine Angaben dazu, ob der Angriff vor oder nach dem von Moskau angekündigten Beginn der Waffenruhe erfolgte.
Das russische Militär wiederum wirft der ukrainischen Seite weitere Angriffe vor. “Obwohl sich die russische Heeresgruppierung an die seit heute, dem 6. Jänner um 12 Uhr in Kraft getretene Feuerpause hält, hat das Kiewer Regime weiter mit Artillerie auf Ortschaften und Positionen der russischen Kräfte gefeuert”, erklärte Armeesprecher Igor Konaschenkow am Freitag in Moskau.
Laut Konaschenkow gab es an drei Frontabschnitten Gefechte. Im Norden nahe der Kleinstadt Lyman habe ukrainisches Militär mit Granatwerfern geschossen, etwas weiter südlich bei der Ortschaft Bilohoriwka im Gebiet Luhansk mit Artillerie. Im Süden des Gebiets Donezk habe es ebenfalls Artillerieschüsse auf russische Positionen gegeben. “Bei der Feuererwiderung wurden die Positionen der ukrainischen Streitkräfte, von denen die Schüsse abgegeben wurden, niedergehalten”, sagte Konaschenkow. Einen angeblichen ukrainischen Beschuss der Industriestadt Donezk, über den zuvor die russischen Statthalter in der Region berichtet hatten, erwähnte er hingegen nicht.
Der Kreml hatte die Feuerpause damit begründet, Gläubigen die Möglichkeit geben zu wollen, an den Gottesdiensten teilzunehmen. Die ukrainische Führung hat bereits im Vorfeld die Aufforderung abgelehnt, in der Zeit ebenfalls die Waffen ruhen zu lassen. Frieden könne es erst nach dem Abzug der russischen Truppen aus der Ukraine geben, hieß es aus Kiew.
Zugleich haben auch von Moskau eingesetzte Politiker in den besetzten Gebieten der Ukraine deutlich gemacht, dass sie im Zweifel bereit seien, zu schießen. Die Anordnung Putins betreffe nur Angriffshandlungen von russischer Seite. “Das bedeutet nicht, dass wir nicht auf Provokationen des Gegners antworten werden! Oder dem Feind auch nur irgendeine Chance geben werden, während dieser Feiertagsstunden seine Positionen an der Frontlinie zu verbessern”, schrieb der von Moskau eingesetzte Statthalter in Donezk, Denis Puschilin am Donnerstag in seinem Telegram-Kanal.
Vertreter der russischen Besatzungsmacht im Osten der Ukraine erklärten kurz nach Eintreten der Waffenruhe der staatlichen Nachrichtenagentur Tass am Freitag: “Die ukrainischen Streitkräfte haben genau um 12 Uhr, als die Feuerpause in Kraft getreten ist, Donezk aus Artilleriewaffen beschossen.” Wie die russische Seite auf den angeblichen Beschuss reagierte, war zunächst unklar.
Die Ukraine hatte das Angebot von Anfang an als “reine Propaganda-Geste” abgetan. Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte, dass Moskau einen Waffenstillstand nur deshalb anstrebe, um den ukrainischen Vormarsch im Donbass zu stoppen und mehr Männer und Ausrüstung an die Front zu bringen. In seiner täglichen Videoansprache, in der er deutlich auf Russisch und nicht auf Ukrainisch sprach, betonte er, dass der Krieg erst enden werde, “wenn ihre Soldaten abziehen oder wir sie rauswerfen”.
Russlandexperte Wolfgang Mueller sprach Donnerstagabend in der “ZiB2” des ORF von einem “taktisch geschickten Schachzug” Putins. Einerseits zeige der Kremlchef, dass er “Herr des Handelns” sei, andererseits “setzt er die Ukraine unter Druck”, meinte der Professor des Instituts für Osteuropäische Geschichte an der Universität Wien. Außerdem könne es ein Versuch sein, die geschlossene Front gegen Russland in der Ukraine aber auch im Westen aufzubrechen, sagte der Experte.
Moskau hatte im September die vier ukrainischen Regionen Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson für annektiert erklärt. Weite Teile der internationalen Gemeinschaft erkennen die Annexionen nicht an. Vor allem um diese Gebiete im Osten der Ukraine und im Süden wird derzeit heftig gekämpft.
US-Präsident Joe Biden wertete die von Putin angeordnete Waffenruhe in Washington als Versuch Moskaus, sich eine Atempause zu verschaffen. Putin sei am 25. Dezember und Neujahr dazu bereit gewesen, “Krankenhäuser und Kindergärten und Kirchen zu bombardieren”, sagte Biden am Donnerstag in Washington. “Ich denke, er versucht gerade, sich etwas Luft zu verschaffen”, so Biden.
Biden sieht den russischen Angriffskrieg in der Ukraine an einem kritischen Punkt. Bei einer Kabinettssitzung im Weißen Haus sagte der Demokrat mit Blick auf die jüngste Zusage der Vereinigten Staaten und Deutschlands, erstmals auch Schützenpanzer an Kiew zu liefern, die USA und ihre Alliierten würden “die Unterstützung für die Ukraine weiter verstärken”.
Auch Deutschlands Annalena Baerbock erklärte zur Ankündigung Putins: “Eine sogenannte Feuerpause bringt den Menschen, die unter russischer Besatzung in täglicher Angst leben, weder Freiheit noch Sicherheit”, twitterte Baerbock. “Ein Rückzug der russischen Truppen ist die einzige ernsthafte Option, um Frieden und Sicherheit wiederherzustellen, twitterte EU-Ratschef Charles Michel.
Es ist das erste Mal seit Beginn der russischen Offensive in der Ukraine, dass Moskau eine vollständige Waffenruhe in dem Land ankündigt. Putin reagierte damit auf einen Appell des 76-jährigen russischen Patriarchen Kirill, der um eine solche Feuerpause während des orthodoxen Weihnachtsfests gebeten hatte, das in beiden Ländern gefeiert wird. Kirill ist ein vehementer Unterstützer Putins und dessen Politik und predigt gegen Kiew und den Westen.
Von: APA/AFP/dpa/Reuters
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30 Kommentare auf "Putins Weihnachts-Waffenruhe hat begonnen"
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Der braucht die Pause dringend um Nachschub zu organisieren.
Hoffentlich mochnse fan Putin bold in Garaus…mit die westlichen Panzerfahrzeuge.
Sonst hört das nie auf.
Unter dem Deckmantel der Religion will er nocj heilig gesprochen werden. 😂😂😂
mal angenommen, die ukraine hätte eine waffenruhe angekündigt u moskau hätte abgelehnt… wär der aufschrei gleich groß. homo sapiens…quo vadis?
Wäre die Ukraine der Angreifer, der in Russland einfällt, dann wäre der Aufschrei gleich groß, stimmt.
…das Problem ist halt, Ukraine kann es sich nicht leisten, einseitige Waffenruhe auszurufen, denn dann hätten sie die Russen in ihren Kiewer Wohnzimmern…
Letztes Jahr an Ostern, das größte kirchliche Fest, wurde gekämpft. Hat niemand interessiert!
fingerspielzeug@
kiew hat russland zu weihnachten eine feuerpause angeboten, die der diktator abgelehnt hat also?
@Neumi
darum ging es nicht. ablenkung vom thema.
@traktor Und umgekehrt? Was wäre passiert?
@ fingerzeig Nö, denn der Verteidiger hat eben keine Möglichkeit, eine Feuerpause vorzuschlagen, die hat nur der Angreifer.
Der Verteidiger würde ja lieber eine permanenente Feuerpause vorschlagen, damit der Angreifer endgültig aus seinem Land verschwindet.
Damit die Ukraine eine zeitlich begrenzte Feuerpause vorschlagen könnte, müsste sie der Angreifer sein, der so of versehentlich zivile Ziele getroffen hat. Und ja, dann wäre der Aufschrei ebenso groß.
…Patriarch Kyrill ist ein elender Kriegshetzer…seine russich- orthodoxe Kirche ist eine Vorfeldorganisation des Kreml und hat nichts christliches an sich…
er war ja auch KGBler
Nun, die orthodoxe Kirche mit ihrem Oberhaupt gleich zu setzen ist Diskriminierung aller Gläubigen?
Jeder Russe ist ein Mörder?
Gehts noch?
@N. G.
Kyrill I. wurde 1972
Agent, später Offizier des KGB (Deckname Michailow). Die Vergangenheit
im sowjetischen Geheimdienst verbindet ihn mit dem russischen
Präsidenten Wladimir Putin.
Solange es Menschen gibt die sich an Kriege bereichern und Milliarden verdienen wird es kein Frieden geben…
Sonst hätte die Menschheit aus 2 Weltkriegen was dazugelernt.
Es gibt keine Sieger im Krieg….
Aber etliche Profiteure, welche die Front aber niemals persönlich sehen 😡
@gepetto76 … Ganz deiner Meinung 👍
Ist es ein grosser Unterschied wenn sich dann Europa vor den Armen aus wer weiß woher abschottet? Erst wenn alle gleich viel haben, wird Frieden sein! Vorher NICHT!
@N.G.
Alle gleich viel, gibt es noch nicht mal im Kommunismus.
😂😂😂 witz komm raus! ausgerechnt des a… fa putin will a waffenruhe wegn feiertage???
bol er af kindogärtn, unschuldige, kronknhaiso und und und bombardiert, zig tausnde foltern losst, frauen vergewoltign losst…
der soll sich sei scheinheiligs getue in o…. steckn und in do hölle des olls zruck kregn!
so, des hot amo außa gimießt!!!😅🤭
schnegge@
👍👍👍
A wia Grosszügig do Herr Puta isch, wos soll man iaz ah no danke sogn, boch soviel unschuldiga Tote und voller Zerstörung va an fonz. lond😇
Putin und sein Komplize Kyrill haben zum Glück in der Ukraine nichts zu melden.
Die Russen sollen das besetzte Land verlassen, das wäre deeskalierend genug.
Wer kann sich noch daran erinnern, wie ernsthaft man sich (einseitig) an den ausgehandel Waffenstillstand in Südtirol während des WK1 gehalten hat?
Mal sehen, wo die Truppen nach dieser Feuerpause zu finden sind. Eine solche bedeutet ja nicht, dass man untätig bleiben muss.
I tat den nix glabn
Putin hat ja die Waffenruhe sogleich wieder gebrochen, alles Lüge
Richtig so 👍
Ob Feiertag oder nicht: Pfeffrt Ihmene umme, wos es Gerät hergibt!
na, jo, wer jetz glab das putin mit den “weihnachtsgschenk” an weißn punkt auf seine schworze seele moln will täuscht sich, der 👹 tuat sicher nix “guates” ohne böse berechnung!
Da hat die Ortodoxe Kirche noch viel Macht.
Ist Putin desen Handlanger.