Die russische Truppen sollen nach Angaben der Regierung in Moskau inzwischen die Stadt Bachmut im Osten der Ukraine vollständig eingekesselt haben. Sie blockierten die Entsendung weiterer ukrainischer Soldaten und einen Rückzug der “feindlichen Einheiten” aus Bachmut, teilte am Donnerstag das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Die Regierung in Kiew dementierte diese Angaben und nannte sie “unrealistisch”.
Luftgestützte Truppen verstärkten derzeit die vorstoßenden Kampfeinheiten der Söldnertruppe Wagner, erklärte das russische Verteidigungsministerium in einem Lagebericht. Demnach setzten Wagner-Angriffsverbände “intensive Kampfhandlungen fort, um den Feind aus den zentralen Vierteln” der Stadt zu vertreiben.
Die Ukraine wies diese Angaben umgehend zurück. Sie entsprächen “nicht der Realität”, sagte der Sprecher der ukrainischen Ost-Streitkräfte, Serhij Tscherewaty, der Nachrichtenagentur AFP. Die ukrainischen Streitkräfte seien “in der Lage, alles Nötige wie Lebensmittel, Munition und Arzneimittel” nachzuliefern und Verletzte zu versorgen.
Die stellvertretende ukrainische Verteidigungsministerin Hannah Malyar berichtete über schwere Kämpfe an allen Teilen der Ostfront. “Die meisten feindlichen Angriffe finden im Sektor Bachmut statt”, schrieb Malyar auf Telegramm. Die russischen Kommandeure hätten Truppen aus anderen Gebieten dorthin verlegt. “Der Feind setzt dort seine professionellsten Einheiten ein und greift in erheblichem Umfang auf Artillerie und Flugzeuge zurück.” Jeden Tag verzeichne man 40 bis 50 Stürmungsversuche und rund 500 Mörserangriffe in der Region. Den ukrainischen Streitkräften sei esjedoch in den meisten Gebieten gelungen, die Angriffe abzuwehren.
Auch Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin nannte die Angaben des russischen Verteidigungsministeriums “verfrüht”. Die ukrainischen Streitkräfte setzten weiterhin Reserven ein und entsendeten sie nach Bachmut, erklärte Prigoschins Pressebüro in Onlinenetzwerken. Die “härtesten und blutigsten Kämpfe” gingen “weiter”. Es sei daher “verfrüht, über die vollständige Einkesselung von Bachmut” zu sprechen. “Mehr als 80 Prozent von Bachmut sind unter unserer Kontrolle, die anderen Teile widersetzen sich mit Verbissenheit”, hieß es in der Erklärung.
Die Europäische Union hat Russlands Söldnertruppe Wagner am Donnerstag zu seiner Sanktionsliste wegen “aktiver Teilnahme am russischen Aggressionskrieg gegen die Ukraine” hinzugefügt. Wagner sei wegen seiner “Aktionen, die die territoriale Integrität, Souveränität und Unabhängigkeit der Ukraine unterminieren und bedrohen”, auf die Liste gesetzt worden, erklärte der Europäische Rat.
Im Februar war die Gruppe Wagner bereits wegen Menschenrechtsverletzungen und die “Destabilisierung” afrikanischer Länder einer anderen Sanktionsliste hinzugefügt worden. Die mehrfache Sanktionierung der Gruppe “unterstreicht die internationale Dimension und Schwere” ihrer Aktivitäten, hieß es in einer Mitteilung des Rates. Das Gremium setzte zudem das Medienunternehmen Ria Fan auf die Sanktionsliste. Ria Fan ist Teil der Patriot Mediengruppe, deren Treuhänderausschuss Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin vorsitzt.
Die Gruppe Wagner führt die russischen Kämpfe zur Eroberung der ostukrainischen Städte Bachmut und Soledar an. Angaben einer russischen NGO und eines Wagner-Deserteurs zufolge sind Söldner der Gruppe für die mutmaßliche Enthauptung eines ukrainischen Kriegsgefangenen verantwortlich. Prigoschin wies die Vorwürfe am Donnerstag zurück. Die russische Staatsanwaltschaft hat eine Untersuchung eingeleitet. Personen und Organisationen auf der EU-Sanktionsliste werden mit einem Reiseverbot belegt, ihre Vermögen in der EU werden eingefroren und EU-Bürger und Unternehmen dürfen ihnen keine Finanzmittel zur Verfügung stellen.
Die Schlacht um Bachmut ist die am längsten andauernde der mehr als einjährigen russischen Offensive in der Ukraine. Die vor Beginn des Krieges 70.000 Einwohner zählende Stadt ist nach den monatelangen Kämpfen weitgehend zerstört und verlassen. Die Stadt in der Industrieregion Donbass hat jedoch angesichts der seit Monaten andauernden Gefechte mit großen Verlusten mittlerweile für beide Seiten hohe symbolische Bedeutung erlangt.
Von: APA/AFP/Reuters
Hinterlasse einen Kommentar
2 Kommentare auf "Russland meldet Einkesselung ukrainischer Truppen in Bachmut"
Du musst angemeldet sein um Kommentare schreiben oder bewerten zu können.
Du musst angemeldet sein um Kommentare schreiben oder bewerten zu können.
lt. Angaben der Regierung in Moskau, ist Bachmut mindestens schon 15 mal eingekesselt worden, erste Meldungen hierzu seit 28.11.22 – die meldung kann man erst glauben, sobald dies die Ukraine meldet
@Aiwa….
Genau das ist der Punkt den einige Russlandsympathisanten hier nicht wahrhaben wollen.
Sie sind der Russischen Propaganda verfallen ohne es zu erkennen.
Sie glauben irgendwelchen dubiosen lnternetkanälen mehr als z.B. dem öffentlich- rechtlichen Fernsehsendern !