Die Südtiroler Landtagswahl am Sonntag nähert sich großen Schrittes und der Wahlkampf war zwar kein “Wahlschlaf”, aber doch von eher bedächtigerer Natur. Große Aufreger blieben aus. Doch mit Sonntag, spätestens Montag, dürfte es mit der “Ruhe” vorbei sein. Zentrale Fragen: Kommt es zu einem massiven Absturz der Südtiroler Volkspartei (SVP) und damit einer Zeitenwende? Stürzt LH Arno Kompatscher? Oder gilt der Spruch: Angekündigte Revolutionen finden nicht statt.
“Geschlossenheit”, “Stabilität”, klare Mehrheitsverhältnisse, starker alleiniger Vertretungsanspruch der Minderheit gegenüber Rom, gleichzeitig eindringliche Warnung von “Instabilität” und “Zersplitterung” angesichts von 16 antretenden Listen: Landauf landab trommelte die SVP im Wahlkampf ihr Mantra, das jahrzehntelang noch immer “gezogen” hatte – meistens mehr, manchmal weniger. Auf die einfache, nie so direkt ausgesprochene, Formel gebracht: Nur wenn es der ‘Sammelpartei’ gut geht, geht es auch dem Land gut. Südtirols Erfolg steht und fällt mit der SVP. Dies war die Stoßrichtung von Kompatscher und den Seinen, die angereichert wurde mit dem ständigen Hinweis: Es gibt Probleme, ja, aber Südtirol ist eine Modellregion in Europa, die ringsum von allen beneidet wird.
Diese Machtfrage stand im Zentrum der Wahlauseinandersetzung, die ansonsten auch Themen wie Sicherheit wegen steigender Kriminalität (auch in Verbindung mit Migration), Gesundheit und leistbares Wohnen beinhaltete. Und diesmal gar nicht so sehr die Autonomie. In der Wahlbewegung agierte die SVP geschlossen, von Spitzenkandidat Kompatscher, Parteiobmann Philipp Achammer abwärts. Alles andere wäre angesichts der prekären Lage auch politischer Selbstmord gewesen. Doch die Klötze an den Beinen blieben: Die europaweit grassierende Unzufriedenheit, das Abrechnen mit “System” und Regierenden. Hinzu das “Hausgemachte”: Die parteiinternen Querelen und Affären der vergangenen Jahre, die im Antreten der Liste von Ex-SVP-Urgestein Thomas Widmann gipfelten.
41,9 Prozent und 15 Mandate fuhr man im Jahr 2018 ein. Die Frage jetzt: Kommt es zu einem Absturz ins “Bodenlose” oder nur einem kleineren bis mittleren “Faller”. Muss Kompatscher, der zum letzten Mal antritt, bei unter 35 Prozent zurücktreten? 35 Prozent (Umfrage in der Tageszeitung “Dolomiten”) oder weniger wurden zuletzt prognostiziert. Kompatscher selbst baute im APA-Interview schon mal etwas vor und meinte, “deutliche Stimmenverluste” seien realistisch. Wohl auch aus Mobilisierungsgründen und um die Latte möglichst tief anzusetzen.
Der Landeshauptmann verwies zuletzt, was seine politische Bewertung betreffen wird, nicht nur auf das Wahlergebnis, sondern auch auf die Möglichkeit, eine “vernünftige Regierung” auf die Beine zu stellen. Eine solche sah er vor allem ab dem Erreichen von 14 SVP-Mandaten gegeben.
Ebendiese Regierungsbildung dürfte zumindest gleich spannend werden wie die Wahl selbst. Wird die SVP auf eine Dreierkoalition angewiesen sein, gar unter Hereinnahme einer weiteren deutschsprachigen Partei. Letzteres wäre doch eine kleine Demütigung für die stolze Partei, die vor nicht allzu langer Zeit noch mit absoluter Mandatsmehrheit regierte. Durchaus möglich, dass Kompatscher nicht nur mit der Lega wie bisher regiert, sondern auch, wenn nötig, die rechtsgerichtete “Fratelli d’Italia” von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hereinnimmt. Letzterer wird das beste Ergebnis der italienischsprachigen Parteien prognostiziert. Als möglicher deutschsprachiger Partner wurden zuletzt medial mitunter die Südtiroler Freiheitlichen genannt. Widmann dürfte es wohl nicht werden – und wenn nur ohne Kompatscher.
Die Bäume der mit vielen Listen antretenden deutschsprachigen Opposition werden wohl – betrachtet man sie als Einzelparteien – nicht in größerer Zahl in den zweistelligen Prozent-Himmel wachsen. Ob sich etwa das Team K, mit 15,2 Prozent der Überraschungssieger der letzten Wahl, in diesem Bereich wird halten können, ist mehr als fraglich. Neue Gruppierungen wie Widmann oder “JWA” des umstrittenen Coronamaßnahmen-Kritikers und Ex-Schützenkommandanten Jürgen Wirth Anderlan, der zuletzt ein Lob-Video von FPÖ-Chef Herbert Kickl erhielt, bleiben große Unbekannte.
Österreichische Wahlkampfhilfe bzw. Auftritte von heimischen Spitzenpolitikern blieben indes – im Gegensatz zu früher – diesmal fast komplett aus. Mit Ausnahme von Tirols Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) beim SVP-Wahlkampfauftakt und der Tiroler FPÖ-Landtagsabgeordneten Gudrun Kofler bei einer Pressekonferenz der Süd-Tiroler Freiheit.
Rom war in der autonomen Provinz naturgemäß stark vertreten. So tourte etwa Lega-Chef und Vizepremier Matteo Salvini mit starken Sprüchen durch die Lande – einem medial viel beachteten Transit-Besuch am Brenner inklusive. Wenig später beschloss Italien dann die EuGH-Klage gegen Österreich. Gegen diese stellte sich wiederum Kompatscher verbal. Schließlich gibt es auch in der Südtiroler Bevölkerung viel Unmut über den überbordenden Transitverkehr auf der Brennerstrecke.
Am Sonntag – oder besser gesagt Montag, an dem Tag steht das Ergebnis fest – werden jedenfalls auch Wien und Innsbruck interessiert in den Süden blicken. Zu einer Landtagswahl, die Spannung verspricht wie selten zuvor.
Von: apa
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60 Kommentare auf "Wahlkampf-Ruhe vor Wahl-Sturm"
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Wenn da etwas abstürzt, dann ist es die HGV und SBB Lobbypartei, sicher nicht der LH, der zu Recht weiterhin der beliebteste Politiker Südtirols ist und, in meinen Augen, eines der wenigen glaubwürdigen Gesichter in der Regierung.
Info 👍gonz genau
ganz Deiner Meinung.
🤢🤮, mear gibs do nit zu sogn !
@info. …..was für eine egozentrische Scheuklappensicht!.. “Lobbyparteien” wie der HGV oder SBB sind nicht gut, während Lobbys der Grünen oder der Arbeitnehmer, dem LVH oder dem HDS besser sind? Ach wieviel Vorurteile! Jede Interessensgruppe, ob Tennisclub, Wanderverein, Blaskapelle oder Berufsgruppe wird immer versuchen, die eigenen Interessen irgendwo voranzubringen……
@Oracle
alle versuchen es, zwei setzen sich auch jedes Mal durch
Kompatscher wäre sicher der Politiker innerhalb der SVP, dem man wählen könnte. Aber leider war er nicht imstande, seine Partei hinter sich zu um sammeln wichtige Projekte für Südtirol weiterzubringen. Zu oft ist er unter dem Druck der Lobbys eingenickt und hat somit indirekt Partikolarinteressen vertreten. Hätte die SVP die Direktwahl des LH nicht verhindert, würde sie jetzt wohl unter 30% fallen, Kompatscher hingegen mit überwältigender Mehrheit zum LH gewählt. Da es aber leider nicht so ist, muss er auch diesmal auf meine Stimme verzichten
Alle versuchen es, das stimmt. Aber es werden immer nur due gleichen gehört. Oder hat ein Tennisverein, eine Caritas, eine Gewerkschaft schon mal ein Gesetz für die Regierung geschrieben?
10 Jahre sind genug, was bis jetzt nicht geschafft wurde, wird in den nächsten 5 Jahren sicher nicht mehr erreicht werden. Ob der Wille fehlte oder die Unfähigkeit, kann ich nicht sagen… Strompolitik komplett versagt, kein Auskommen mit dem Einkommen der Mittelschicht und Schwachverdiener. Junge schaffen es nicht mehr Eigenheim oder Eigentumswohnung zu errichten, was noch vor 10-15Jahren machbar war…
Es braucht neue Ideen und Veränderung.
Strompolitik verfehlt hat aber der LUIS, nicht der Arno.
Die Mittelschicht, als Familie, verdient in Südtirol min. 4800€ im Schnitt. Das ist zu wenig?
In Anbetracht dessen, dass das Land in den Letzten 12 Jahren nur Schulden angehäuft haben, allein in den Pandemie Jahren 2 Milliarden, sollte man genau hingucken wo und wie man als Landesregierung sein Geld ausgiebt.
Wenn man fordert sollte man wissen wieviel Geld eigentlich zum verteilen da ist. Die ganze Welt lebt auf pump!
@N. G. 4800 €???? In welchen lond lebsch du???
@N.G. Mindestens 4800 brutto meinst du, oder?
@N. G.
Wo kommen diese Zahlen her?
Vielleicht Brutto.
@N. G. wer kassiert meine 3000 € Differenz? 🤔
N.G. träumt!
Nein, Kompatscher wird nicht abstürzen, ganz im Gegenteil. Er hat zudem einige gute Kandidaten am Start.
😂😂
Ich hoffe, dass die Südtiroler sich etwas Gutes tun und die SVP abstrafen.
Allen voran ist die SVP für Arbeitnehmer und Pensionisten nicht wählbar.
…wie will man Tirolern eine Koalition mit fratelli schmackhaft machen…scheinbar läuft es auf sowas raus…
Es braucht Italiener in der Landesregierung, die Grünen haben sicher nicht genug davon, Team K auch nicht, Lega bekommt noch einen Abgeordneten, reicht also auch nicht.
Das ist das Autonomiestatut, auch wennn die Trottel es nicht einsehen wollen.
…Magnago rotiert im Grab…
Magnago war kein Heiliger, der soll rotieren.
…, welchen Tirolern??
danach wird er zwei italienische Koalitionspartner suchen und die deutschen Parteien dürfen weiter brave Opposition betreiben
das ist so vorgeschrieben … Proporz. Entweder überall oder nirgends.
……..und sich wieder 5 Jahre veräppeln lassen und zusehen wie die LOBBYSmit Geld zugeführt werden und die Arbeitnemer.innen und kleinen Leute durch die Röhre schauen: BRAVO??????
Schon mal was vom Autonomiestatut gehört oder es vielleicht sogar gelesen?
ebbi,…,was hat das mit dem Statut zu tun??????
Die SVP hätte sich nach all den Skandalszenarien, nach all den Streitereien u.s w eine ordentliche Schlappe regelrecht verdient. Ein Sanitätsbetrieb der 1,5 Milliarden verschlingt und nicht einmal im Stande ist ordungsgemässes Medizinmaterial einzukaufen (Maskenskandal) geschweige denn Wartezeiten zu verkürzen u.s.w., die Strompolitik, Beiträgepolitik, Lobbypolitik u.s.w., da muss sich einiges ändern, es müssen Köpfe rollen, ausgetauscht werden, ansonsten bekommt das Land einen Rechtsdruck und das wäre das letzte das wir brauchen.
marher …. ich finds interessant, dass immer noch nicht jeder verstanden hat, wann der sogenannte “Maskenskandal” zustande kam! Auf der ganzen Welt gabs KEINE Masken die den Anforderungen entsprochen hätten …. Deutschland, Österreich, die ganze Welt hatte KEINE Masken! es gab 2 (3) Möglichkeiten:
1. die Menschen in den Pflegeberufen gehen OHNE Schutzkleidung
2. sie schützen sich so gut wie möglich mit dem was man kriegen kann
3. sie arbeiten alle nicht, bleiben zu Hause und überlassen die Patienten ihrem Schicksal
letzteres haben sie zum Glück nicht getan und dafür bin ICH ihnen für immer dankbar.
Buch nicht gelesen,sie sind uninformiert sorry.Einer der grössten Sanitätskrimis in SÜDTIROL!
@Krotile endlich mal ein sinnvoller Kommentar hier.
Krotile@ lesen sie das Buch und dokumentieren sie nachher noch einmal. Glaube nicht das eine Fars geschrieben wurde ansonsten wären schon lange Klagen über Klagen gemacht worden.
Zu stolz um mit einer deutschen Partei in Koalition zu gehen… das ist Verachtung an die Wählerschaft der anders Denkenden und Wähler anderer deutscher Parteien.
Der ethnische Friede, ist der Sockel auf dem wir aufbaue und
ausbauen können und dafür ist die SVP mit dem heutigen
Landeshauptmann der “Garant” ! Die nach “Veränderung”
schreien, vielleicht brauchen die nicht mehr lange zu warten,
denn die internationalen Vorkommnisse verheißen nichts “Gutes`”
pfiati arno 💼🦵🦵
Nur ein Hilfe schrei der verpufft
denke Gewitterwolken ziehen auf.. wenn dem so sei, bin ich auf die Argumente gespannt..
Schönrederei wia eh und je. Vermute auch mit nur 10% wollen sie uns glauben machen sie seien die Gewinner
Bezüglich Gewitterwolken, die neue Südtiroler Wetter App meldet schon Gefahrenstufe gelb.
Sollte Widmann jemals LH werden, dann wandere ich auch aus, schon die Wahlwerbung hat sein arrogantes Machtgewinsle bestens gezeigt. Sellelkleber der durch seine alten FREUNDE gefördert wird.
Es gibt zur Zeit weit und breit keine andere Persönlichkeit, die in der Lage wäre, seinen Job auch nur mehr schlecht als recht zu machen.
Deshalb kandidiert er auch wohl nochmal.
Und der letzte, der es könnte ist W.
Geld ( man sehe sich diese Wahlkampfmaschine an!!) , Beziehungen, Gepaktel und Eitelkeit sind keine Kompetenzen, die ein LH braucht
Nun ja es gibt sehr wohl gute Alternativen,Alle jammern Sie in Alten od.Pflegeheimen,keine bezahlbare Wohnungen ,Privatkliniken florieren u.s.w. aber keine Verbesserung wollen?Nur ein Wechsel bringt Besserung geht das in Eure Sch… nicht rein?
Wie gut das tut, endlich mal ein sinnvoller Kommentar.
@Sag mal dann lass mal hören, wer diese bessere Alternative sein soll und mit welchen Maßnahmen diese Person die aktuellen Probleme lösen wird (Zauberstab gilt nicht).
schon komisch…kurz vor den Wohln wochn sie olle au u.versprechn Märchen🤣🤣🤣
kompatscher wird nicht abstürzen, sehr wohl aber die Bauernpartei und Hotelier Partei unter 35% und nicht mehr als 11 Mandate wäre gut
Unter 32 noch besser 11 Sitze schon zuviel!
Das Problem mit dem Parteiobmann hätte Kompatscher früher lösen sollen! In der heutigen Zeit ist es schwierig dem Volk viel vorzumachen, den Zusammenhalt glaub niemand wirklich. Auch wenn der LH sehr angesehen wird…- du musst SVP wählen um ihn die Stimme zu geben, und da liegt bei vielen das Problem.
Wie man die Südtiroler Wählerschaft so kennt, wird es auch diesmal nur bei einem Sturm im Wasserglas bleiben.
Wie ? haben alle die Wahlzuckerlen nicht ausgereicht? 🤔🤔🤔
hoffentlich tuats an onständigen plums wenn er obstürzt!
Von denen alle bekommen wir nix ausser sind bei einer loby dabei , der Briefträger bringt noch mehr Rechnungen zu bezahlen
Dachte immer Südtirol ist dreisprachig laut dem Titelbild Foto doch nicht.
@ Marher ich bin voll und ganz Ihrer Meinung. Aber was den Maskenskandal betrifft, halte ich mich etwas zurück, denn hätte es uns getroffen damals, ohne genaues wissen, eine Entscheidung zu treffen wahrscheinlich hätten wir genauso gehandelt. Ich bin nicht geimpft. Was aber interessant geworden ist jetzt sind Virologen Politikexperten geworden. Also für “MICH” nein danke
de sitzn af heisse kohlen 🤣🤣🤣
Das “System” im Selbstgespräch.
Ich beobachte aufmerksam wie Südtirol wählt. Ich würde es gut finden wenn Parteien gewinnen würden die sich eher nach Norden also Tirol und Bayern ausrichten als in die entgegengesetzte Richtung also Rom. Gruß aus Bayern
Wie se sich iats olla erklärn missn, komisch😂😂
Da, da gibt es nun mal un der Bevölkerung Leute denen man die Umstände erklären muss, da sie selbst zu dumm dafür sind manches zu verstehen. Klopf dir auf die Schultern.