Bozen – Der mit einer eigenen Liste bei der Landtagswahl am 22. Oktober antretende Ex-Landesrat der Südtiroler Volkspartei (SVP), Thomas Widmann, hat sich am Mittwoch erstmals unter neuer politischer Flagge der Öffentlichkeit präsentiert. Bei einer Pressekonferenz in Bozen sparte Widmann nicht mit Kritik an seiner alten politischen Heimat. Er könne sich nach wie vor mit den Werten der SVP identifizieren, allerdings habe sich die Partei verändert und würde “Ausgrenzung” betreiben.
Stattdessen sollte man eigentlich die “Kräfte bündeln”, meinte Widmann bei der Pressekonferenz auf Schloss Maretsch, bei der er seine Liste “Für Südtirol mit Widmann” offiziell aus der Taufe hob. Einmal mehr beklagte sich der frühere Parteimanager, dass es ihm verwehrt worden sei, auf der SVP-Liste zu kandidieren. Da er nach wie vor Lust und Energie habe, etwas zu bewegen, trete er erneut an.
Auf die Frage nach dem Wahlziel wollte Widmann keine konkreten Zahlen nennen. Er wolle “so stark abschneiden, um die gesetzten Pläne umsetzen zu können.” Auch zu möglichen Koalitionen nach der Wahl wollte der 63-Jährige keine Aussagen machen. Er habe schon viele Wahlkämpfe gefochten und es sei immer anders gekommen als gedacht. Er wolle vorerst seine ganze Energie in den Wahlkampf und ein gutes Wahlergebnis stecken. Mitstreiter präsentierte Widmann am Mittwoch indes noch nicht. Er wolle diese nicht auf einmal vorstellen. Schon in den nächsten Tagen würde aber damit begonnen, die Kandidaten einzeln oder zu zweit der Öffentlichkeit zu präsentieren. Er begründete dies damit, dass die meisten davon Fachleute auf bestimmten Gebieten seien und die Möglichkeit bekommen sollten, ihre Ideen zu den verschiedenen Themenbereichen vorzulegen. Seine Liste sei jedenfalls für alle Sprachgruppen offen, erklärte Widmann. Wichtig sei jedoch, dass sich die Kandidaten mit dem Programm identifizieren können und für die Autonomie und den Minderheitenschutz einstehen.
Seine Kandidatur sei nicht gegen etwas gerichtet, sondern stelle das Eintreten für ein kluges und bedachtes Handeln dar, betonte die Ex-SVP-Größe. Die zahlreichen Probleme der heutigen Zeit würden kluge und durchdachte Antworten verlangen. Ein besonderes Augenmerk widmete Widmann bei seinem Auftritt der Zukunftsangst der Jugend. Diese seien vorhanden und müssen ernst genommen werden.
Widmann gab auch ein klares Bekenntnis zur Südtirol-Autonomie ab. Es sei wichtig, “die Spielräume zu nutzen, welche sie bietet.” Dank der Autonomie sei es in der Vergangenheit möglich gewesen, gut zu verwalten. Deshalb müssten auch weiterhin Kompetenzen gewonnen und genutzt werden. Man müsse die Spielräume ausloten.
Widmann sprach zahlreiche Themen an, bei denen es vor allem in der Umsetzung der bestehenden Gesetze erhebliche Probleme gebe. Als Beispiele nannte er die Raumordnung, wo seit fünf Jahren die Durchführungsbestimmungen zum Gesetz fehlen würden, Ähnliches gelte für den “Bettenstopp” im Tourismus. Dringende Antworten brauche es auch in den Bereichen Gesundheit und Pflege, Wohnungsnot, Inflation und einiges mehr. Der Ex-Landesrat unterstrich, dass alle Wirtschaftssektoren “mit allen Möglichkeiten gefördert werden müssten”. Südtirol habe eine sehr ausgewogene Mischung. Es sei aber nicht hinnehmbar, dass die Landwirtschaft und der Tourismus “an den Pranger gestellt würden”. Vor allem der Bettenstopp und die Forderung nach einem Werbestopp seien unverständlich. Es müssten stattdessen lokale Lösungen für die Probleme gesucht werden.
Als großes Problem sah Widmann auch den demografischen Wandel. Es brauche eine geregelte Zuwanderung, aber keine Überforderung der Schulen, der Sicherheit, der Gesundheits- und Sozialstrukturen. Außerdem könne es nicht angehen, dass sich vor allem Frauen nicht sicher fühlen, wenn sie nachts am Bozner Bahnhof ankommen und ins Zentrum der Landeshauptstadt gehen.
Die schweren Konflikte zwischen Widmann und der SVP beschäftigen die Landespolitik seit längerer Zeit. Widmann war nach Differenzen mit SVP-Landeshauptmann Arno Kompatscher im April 2022 von einer Landtagsmehrheit als Gesundheitslandesrat abgewählt worden. Hintergrund der Zwistigkeiten war die Veröffentlichung von Abhörprotokollen aus dem Jahr 2018 rund um staatsanwaltschaftliche, letztlich eingestellte Ermittlungen wegen der Konzessionsvergabe an das größte Busunternehmen SAD für den öffentlichen Busdienst in Südtirol.
Die politischen Gräben konnten seitdem nicht mehr zugeschüttet werden. Nach seiner Abwahl saß Widmann, der von 2004 bis 2013 sowie von 2018 bis 2022 Mitglied der Landesregierung gewesen war, als SVP-Abgeordneter im Landtag. Doch auch das ist nunmehr Geschichte. Er trat vergangene Woche nach der Ankündigung des Antritts mit einer eigene Liste aus der SVP-Fraktion aus, was dazu führte, dass die Regierung aus Südtiroler Volkspartei und Lega nur mehr eine Mehrheit von einer Stimme im Landtag hat. Außerdem erlosch Widmanns Parteimitgliedschaft automatisch.
Die Sammelpartei schloss indes zuletzt in der Causa Widmann die Reihen und beschwor die Einheit. Sowohl die Partei-Oberen in den Bezirken als auch die Parteileitung stellten sich vehement hinter die Spitze rund um Obmann Philipp Achammer und Landeshauptmann Arno Kompatscher.
Die Widmann-Kandidatur kommt für die über Jahrzehnte erfolgsverwöhnte SVP und ihren Spitzenkandidaten Kompatscher zur Unzeit und könnte eine weitere Schwächung bedeuten. Umfragen hatten ihr bereits zuvor unter 40 Prozent ausgewiesen. Bei der Landtagswahl 2018 war man auf 41,9 Prozent gekommen und hatte damit erneut nicht die absolute Mandatsmehrheit erreicht.
Von: apa
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45 Kommentare auf "Südtirol-Wahl: Widmann kritisiert “Ausgrenzung” durch SVP"
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Widmann wäre ein guter Landeshauptmann!
genau,der eine besser als der andere , welhe Schmarrn hast noch auf Lager ??
Wie kommst du drauf?
Techno Guy 😂😂😂😂😂😂😂😂😂🙈🙈🙈🙈🙈
Da scheint jemand vergessen zu haben, dass er selbst seit vielen Jahren die Entscheidungen der LR mitgetragen hat 🤔🤔🤔
…. und jetzt MUSS plötzlich alles erneuert und umgekrempelt werden, wie wenn er vorher nicht Gelegenheit dazu gehabt hätte 🙈
Wie meinen? Er sagt doch, dass er die Werte nach wie vor teilt, nur die angebliche Ausgrenzung ist halt das Problem.
Eines muss ich … ja eingestehen, er weiß wie man medienwirksam agiert. Jeden Tag ein neuer Artikel ohne etwas zu sagen, ein Politiker par excsellence.
Und wieder 1% weniger, für die Lobbypartei, wenn des so weitergeaht, na guete Nocht !
32% ?????
Täglich wird nur mehr vom Widmann berichtet, das ist ja schlimmer als zu Trump Zeiten und wurde auch abgewählt.
Man muss aber auch gestehen, dass es in der lokalen Politik schon lange kein Ereignis dieser Tragweite mehr gegeben hat. Aber auch das wird vorbeigehen.
@Plusminus
da gerät sogar die Meghan und der Harry und die Helene und Florian ganz im Hintergrund.
Muß schon sagen, jetzt bei den öffentlichen Gesprächen und Mitteilungen – im Vorwahlkampf, wissen alle Politker um die Probleme im Lande. Sobald sie dann in der Regierung sitzen, tun sie so, als gebe es die Probleme nicht. Da nehmen ich keinen Landespolitiker von den bekannten Parteien heraus.
Oder sie ähneln alle dem deutschen Bundespräsidenten… man kann sich nicht mehr erinnern.
das mit dem erinnern glaub ich ist der kanzler, der hat so einige gedächtnislücken 🤔
@jochgeier … ja genau es war der Bundeskanzler – Danke 😃
wann kommen denn die ausführlichen Interviews und Berichte über die anderen One-Man-Darsteller im Landtag und über die andere Konkurrenz für die SVP?
Alle mindestens gleich wichtig…
Wenn über alle diese wichtigen Bewegungen gleichzeitig berichtet wird, muss ich mir wohl einen größeren Monitor kaufen, sonst haben diese ganzen Leute ja gar nicht mehr Platz heuer 🙂
nun ja
Jo die gonzn Impfmufflparteien die zu Coronazeiten großen Zulauf genießen konnten, werdn sich jetzt diesbezüglich eher schwer tien! 🤭
Eben ,Corona ist zum Glück Geschichte!
@Dagobert
frage mich, mit welchem Slogan die antreten.
@info
na, da gibt es echt Wichtigeres.
Im Grunde bleibt Widmann ein SVPler. Nur mit der derzeitigen Führung geht das nicht. Aber auch diese Zeit geht vorbei. Er tut sich das an zu kandidieren. was ihn treibt weiß nur er selbst, Aber dass er ein Macher ist, kann niemand bestreiten. Der Wähler wirds entscheiden.
…da ist nichts Neues dabei…reiner HGV-ler und Wirtschaftsvertreter…
😆
Wer ist dieser Thomas Widmann eigentlich?
Ein FUCHS
Krissy, ein Sesselkleber wie viele andere!
Krissy Kenn i a net 😂😂
Viel Schöngerede und viel bla bla, so wie es bei der SVP immer war. Wenn er glaubt, dass es ohne ihn und vielen anderen nicht mehr geht, der irrt. Mir scheint Freunde im Edelweiss ist längst schon vergessen.
…nein nicht vergessen!
…ich würde behaupten dass der herr widmann selber schuld an der ganzen misere ist, wer hat denn seinen eigenen boss diskreditiert??
…aber heutzutage ist das eben so, die politiker hören sich nie selber zu was sie den langen tag so alles von sich geben…und nachher?? “streiten wir alles ab” oder “sind falsch verstanden oder zitiert worden” oder es wurde “aus dem kontext…” usw usw das kennen wir doch schon alle…trotzdem
peinlich peinlich….
und täglich grüßt das Murmeltier…
Lei zu lochn😅😅
I hoff die Geldgeber dieser Partei folln af die Schnauze, nua werds die nächsten 5 Johr interessant
Das einzige Ziel eines Politikers ist es bei den nächten Wahlen wieder gewählt zu werden!
Der Tommy ist halt ein schlauer Fuchs 🦊 er wildert im eigenen Revier.
Und wer hat all diese Entscheidungen mitgetragen?
a geblerre!
Was hat er erwartet von der Ex Partei?
Einen Glückwunsch ? Eine Dankeskarte?
Das ist wieder mal typische Politarroganz-Alle müssten euch ständig loben und anbeten,oder? Das hättest du wohl gerne-in die Versenkung! Beide Parteien!
@hundeseele
es heisst nicht umsonst; Feind, Erzfeind, Parteikollege
dieselbe Ausgrenzung, die die SVP seit 1945 praktiziert.
Lieber Herr Widmann, so langsam reicht’s jetzt sber…
Wir werden eine sehr professionelle Wahlwerbung erleben, soviel ist sicher. Da werden sich einige Parteien warm anziehen müssen, wollen sie schlussendlich nicht vergessen werden
Tja, und wer macht ihm die professionelle und vor allem häufige Wahlwerbung?
Wähle sicher die Widmann-Liste! SVP ist inzwischen eine grün-alternative Links-Partei und deshalb für mich nicht mehr wählbar!