Zehntausende Menschen beim "Aufstand für Frieden" in Berlin

Tausende bei Berliner Demo für Verhandlungen mit Moskau

Samstag, 25. Februar 2023 | 21:37 Uhr

Tausende Menschen haben am Samstagnachmittag am Brandenburger Tor in Berlin für Friedensverhandlungen mit Russland demonstriert. Zur Kundgebung hatten Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht und die Frauenrechtlerin Alice Schwarzer aufgerufen. Die Polizei sprach von rund 13.000 Teilnehmern, die Veranstalter von rund 50.000. Wagenknecht forderte in ihrer Rede den Stopp von Waffenlieferungen an die Ukraine.

Es gehe darum, “das furchtbare Leid und das Sterben in der Ukraine zu beenden”, sagte Wagenknecht. Zugleich gehe es darum, Russland ein Verhandlungsangebot zu unterbreiten, “statt einen endlosen Abnutzungskrieg mit immer neuen Waffen zu munitionieren”. Es gelte, das Risiko einer Ausweitung des Krieges auf ganz Europa und womöglich die Welt zu bannen. Dieses Risiko sei “verdammt groß”.

Frauenrechtlerin Schwarzer nannte es auf der Bühne “durchaus richtig, den von Russland brutal überfallen Ukrainern mit Waffen zur Seite zu stehen – zunächst, um sich zu verteidigen”. Deshalb sei es nun richtig, “nach einem Jahr Tod und Verwüstung nach dem Ziel dieses Krieges zu fragen und nach seiner Verhältnismäßigkeit.”

Der frühere General Erich Vad forderte “ein Ende der Kriegsrhetorik in Deutschland”, einen Ausstieg aus der militärischen Eskalation und den baldigen Beginn von Verhandlungen. “Es ist naiv zu glauben, man könne Russland militärisch ohne Nuklearkrieg besiegen.” Der von Russland ausgelöste völkerrechtswidrige Angriffskrieg sei nach einem Jahr zu einem “Abnutzungskrieg” geworden – dies bedeute, dass es keine vernünftige militärische Lösung mehr gebe.

Wagenknecht und Schwarzer hatten vor zwei Wochen ein “Manifest für Frieden” veröffentlicht, in dem sie den deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz aufrufen, “die Eskalation der Waffenlieferungen zu stoppen”, und einen Waffenstillstand und Friedensverhandlungen fordern. Im Internet erklärten mehr als 640.000 Menschen ihre Zustimmung zum “Manifest”. Ihre Demonstration am Samstag stellten die beiden Initiatorinnen unter das Motto “Aufstand für den Frieden”. Kritiker hatten Wagenknecht und Schwarzer vorgeworfen, ihr Text sei “naiv”.

Auch Scholz (SPD), Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) und Finanzminister Christian Lindner (FPD) machten deutlich, dass sie die Überzeugung darin nicht teilten. Man müsse verstehen, “dass der russische Präsident gegenwärtig nur eine Form von Verhandlungen akzeptiert, nämlich dass irgendjemand bedingungslos kapituliert und er alle seine Ziele durchsetzt”, sagte Scholz.

“Es ist bereits sehr voll auf dem Platz des 18. März und es strömen weiter Menschen zur Kundgebung”, hieß es in einem Tweet der Polizei am Nachmittag. Zwischenzeitlich hielten S- und U-Bahnen nicht mehr am Brandenburger Tor. Die Polizei wollte am Samstag wegen Demos in Mitte im Zusammenhang mit dem Krieg mit 1.400 Kräften im Einsatz sein. Unterstützt wurde sie von Kollegen aus Sachsen-Anhalt. Es habe am Rande der Veranstaltung am Brandenburger Tor kleinere Handgreiflichkeiten gegeben, berichtete ein Polizeisprecher. Zudem lieferte sich laut Polizei eine Gruppe linker Gegendemonstranten eine lautstarke Auseinandersetzung mit dem Herausgeber des “Compact-Magazins”, Jürgen Elsässer. Das Bundesamt für Verfassungsschutz stuft das Magazin als erwiesen rechtsextremistische Bestrebung ein.

Die Polizei teilte am späten Nachmittag mit, dass sie keine Kenntnisse von rechtsextremen Teilnehmern der Kundgebung habe. Bestätigen konnte ein Sprecher lediglich, dass sich Menschen aus dem rechten Spektrum unter die Teilnehmer gemischt hatten. Nach Parteiangaben waren auch zahlreiche Mitglieder der AfD vor Ort, unter ihnen der sächsische AfD-Chef Jörg Urban. Auf der Webseite zur Kundgebung “Aufstand für Frieden” wurden Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Verzicht auf Partei- und Nationalfahnen aufgerufen. “Rechtsextreme Flaggen, Embleme und Symbole haben auf unserer Kundgebung keinen Platz”, hieß es weiter.

Ukrainer weisen immer wieder darauf hin, dass ein vermeintlicher Frieden unter diesen Bedingungen das Ende der Souveränität ihres Landes bedeuten würde. Kiew setzt deshalb für Friedensgespräche den vollständigen Abzug von Russlands Truppen voraus sowie Reparationszahlungen und die juristische Verfolgung der für den Angriffskrieg Verantwortlichen in Moskau. Präsident Wolodymyr Selenskyj hat aber Verhandlungen unter einem russischen Präsidenten Wladimir Putin per se ausgeschlossen.

Von: APA/dpa

Kommentare

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31 Kommentare auf "Tausende bei Berliner Demo für Verhandlungen mit Moskau"


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Oracle
Oracle
Universalgelehrter
1 Monat 1 Tag

Wie einfältig diese protestierenden Bürger. Wer will keinen Frieden? Das hängt aber allein von den Russen ab. Die haben gesagt, sie wollen die Ukraine befreien! Die Ukrainer selber verteidigen sich nur vor Ermordung, Vergewaltigung und Unterdrückung!

bon jour
bon jour
Universalgelehrter
1 Monat 1 Tag

nein, die sind nicht einfältig, das sind mit Mitläufer des Verbrechers Putin

Sara Lea
Sara Lea
Tratscher
1 Monat 1 Tag

@bon jour, nicht Mitläufer, sondern Kollaborateure des russischen Kriegsverbrecher Putin.

Doolin
Doolin
Kinig
1 Monat 14 h

@bon jour
wenn man die grinsenden Gesichter der Wagenknecht und Schwarzer sieht, muss man an vergewaltigte Ukrainerinnen denken…

brunner
brunner
Universalgelehrter
1 Monat 1 Tag

Gute Aktion! Friedensgespräche sind immer einen Versuch wert! Oder wollen wir eine atomare Katastrophe….dann ist die Welt wie wir sie kennen und auch unser Leben dahin…

Sara Lea
Sara Lea
Tratscher
1 Monat 1 Tag

@brunner, Frieden ist das höchste Gut.
Es gilt, ihn zu erreichen und zu erhalten.
Nicht nur in der Ukraine (weil vor unserer Haustür), sondern weltweit. Aber, durch kuscheln mit Autokraten, Faschisten und ewiggestrigen “Stammesführern” werden wir den Weltfrieden nicht erreichen, sondern immer nur von einem Problem ins nächste rutschen.
Lumpenpazifismus alla Putinknecht, Schwarzer, Berlusconi, Müller-Westernhagen usw. usw. ist im russischen Angriffskrieg gegen die souveräne 🇺🇦 nicht zielführend.

@
@
Universalgelehrter
1 Monat 15 h
@brunner Friedensgespräche sind schon ok. Aber wie sollte deiner Meinung nach so ein Frieden ausschauen? Mit wem würdest du die Gespräche führen. Alle, die jetzt groß von Frieden labern, möchten nur die Annehmlichkeiten die sie vor dem Krieg hatten zurück.Die “vorgeschobenen” Zustände in den Kampfgebieten interessieren sie im Prinzip nicht, Hauptsache wieder im warmen Wohnzimmer auf der Couch liegen können und Rosamunde Pilcher schauen.Wer jetzt laut nach Frieden schreit, muss auch sagen,was er bereit ist, dafür zu tun. Bei all zu viele herrscht die Meinung vor: “Was in der Ukraine passiert, geht mir am A…. vorbei, hauptsach der Russ lässt… Weiterlesen »
Tigre.di.montana
Tigre.di.montana
Superredner
1 Monat 1 Tag

Verhandeln mit Verbrechern? Russland hat alle Verträge gebrochen, fällt mit Feuer und Mord über seine Nachbarländer her. Die einzige Lösung ist Russland zu besiegen. Und das ist möglich, die 140 Millionen Einwohner Russlands werden technisch und wirtschaftlich den Krieg nicht gewinnen können. Militärisch schon gar nicht.

Sara Lea
Sara Lea
Tratscher
1 Monat 1 Tag

“Du kannst nicht mit jemanden über Frieden verhandeln, der gekommen ist um dich zu töten. G. Meir

fingerzeig
fingerzeig
Tratscher
1 Monat 1 Tag

wias ausschaug-kuan thema fir die homo tirolensis…. liabr segnes wetzn…u auf geats-mit gebrüll.

kunstgis
kunstgis
Grünschnabel
1 Monat 14 h
Richtig, wenn man “weiter weg” wohnt, kann man meinen, mit der Sache nichts zu tun zu haben und mit dem Finger auf die Mitunterzeichner (ich hatte auch unterschrieben) bzw. auf die Teilnehmer der Demo gestern in Berlin zeigen. JEDE Initiative, den Frieden in Europa zu wahren, ist zu begrüßen!!! Und: NEIN, alle, die sich für den FRIEDEN einsetzen, haben mit Putin selbst nichts am Hut und sind KEINE “Putintrolle“ bzw. „Kremlmitarbeiter“, soviel Geld hat dieser Kriegsstifter nicht !!! – Aber ich habe Kinder, Enkel – die meisten Leser in Südtirol sicher auch – und ich möchte meinen Ruhestand in Frieden… Weiterlesen »
Clown
Clown
Tratscher
27 Tage 17 h

@Fingerzeig
Die Tiroler sind hier in der Minderzahl…

Pacha
Pacha
Universalgelehrter
1 Monat 16 h

Helmut Schmidt währe heute ein Querdenker, ein Putinversteher, rechtsextrem und er würde aus seiner Partei fliegen

Zugspitze947
27 Tage 20 h

Pacha: TOTAL FALSCH ! Schmidt würde aufrüsten wie damas als der Kreml drohte ! Erst als die Persching 2 Raketen in deutschland stationiert waren musste der Kreml klein beigeben ! DAS Problem ist der schwache Kanzler das Scholzchen ist ein Zauderer und lässt sich von den LINKEN in seiner Partei an der Nase herumführen ! Es braucht wieder eine UNIONSGEFÜHRTE Regierung die stark ist und weiss was sie will ! 🙂

Suedtirolfan
Suedtirolfan
Superredner
27 Tage 11 h

@Pacha
Super Kommentar- auch du bist gescheiter als 3 Dumme.
Du hast von Helmut Schmidt ungefähr soviel Ahnung wie Hund vom Motorradfahren !🛡

Zugspitze947
27 Tage 20 h

Diese Weiber sind doch verrückt und arbeiten im Sinne des mörderischen Putin ! Was sind schon 15.000 Demonstranten gegen 82.000.000 Bürger ? Die Wagenknecht ist von Putin gekauft und ihr Mann Lafontaine steckt sicher auch dahinter 😡😢👌

Nathanbosemann
Nathanbosemann
Tratscher
27 Tage 7 h

@Zugspitze947: …so kann man sich auch strafbar machen, das ist Verläumdung und kostet bare Münze….dessen bist du dir schon bewußt oder?

Zugspitze947
26 Tage 15 h

@Nathanbosemann lächerlich !!!!!!!!! Meinst wirklich ich habe von Irgendwem ANGST ? DAS ist Presse und Meinungsfreiheit 😝👌

Blitz
Blitz
Universalgelehrter
1 Monat 16 h

Nein, Waffen sollen den Krieg beenden, wie bescheuert !

Sun
Sun
Universalgelehrter
1 Monat 13 h

Hitler hat man damals mit Wattebäuschen aus der Normandie vertrieben, als er die besetzte? Wie bescheuert…

Oracle
Oracle
Universalgelehrter
1 Monat 13 h

Schon krass, dass soviele Leute auf die Strasse gehen und damit von den Ukrainern zu fordern, sie sollen sich gefälligst ergeben, dann sei der Krieg vorbei? … und der Putin zerstört mutig weiter, bis er an die polnische Grenze kommt. Und das nennen die “Frieden”?… da sieht man mal wieder, wie weltfremd einige sich verhalten…

Grantelbart
Grantelbart
Universalgelehrter
1 Monat 1 Tag

Absurd. Da wird von Krieg gegen Russland geschwurbelt während der Zar munter die Infrastruktur samt Zivilbevölkerung zerbombt und seit 1 Jahr noch nicht ein Tag Waffenruhe herrschte. Was gibt es da zu verhandeln?

Sun
Sun
Universalgelehrter
1 Monat 1 Tag

Die Demo an sich ist lobenswert, aber die Veranstalter haben keinen Plan ihr Manifest umzusetzen.
Im Grunde genommen bieten sie Putler genau jenes an, was er seit Monaten vom Western verlangt, keine Waffen an die Ukraine.

Nathanbosemann
Nathanbosemann
Tratscher
1 Monat 5 h

Wie sich die Gesellschaft verändert hat – wer jetzt für Frieden ist – ist autmonatisch Freund des Agressors. Es ist zum Kotzen – was läuft verkehrt mit dem Menschen? Besser wieder zurück in die Höhle wo der Zweibeiner hingehört!

ieztuets
ieztuets
Superredner
27 Tage 15 h

Jede Möglichkeit den Krieg zu beenden kann und muss ausgelotet werden!

Zugspitze947
26 Tage 15 h

iaztuats: zu den Bedingungen auf eine FREIE Ukraine Ja NICHT ANDERS !!!!!!  😝👌

Gievkeks
Gievkeks
Superredner
1 Monat 1 Tag

Kommt mir bekannt vor..

T.joe
T.joe
Grünschnabel
1 Monat 21 h

Vieles ist oft anders als wie es scheint. Die “C” Aufarbeitung hat erst begonnen.

Supergscheider
Supergscheider
Superredner
1 Monat 14 h
Naiv sind Menschen,die das glauben was sie wollen und am bequemsten für sie ist. Propaganda ist dazu da ,die Wahrheit zu verdrehen um das Handeln der Mächtigen zu legitimieren, währe es Recht oder Wahrheit bräuchte es diese nicht. Alle die hier so einstimmig am Gut gegen Böse Glauben festhalten,möchte ich gern eine differenzierten Blick auf die Geschehnisse empfehlen. Sehen sie sich doch auf Y.T. Daniele Ganser, die Weltwoche von Herrn Köppel ,oder noch besser den Ausschnitt von der Rede eines Georg Friedmanns in Chicago 2016 über Krieg in Europa an. Lesen sie doch in den Geschichts büchern über die Dynamik… Weiterlesen »
pfaelzerwald
27 Tage 14 h

 Besser wäre ein Schild: “Schluss mit dem Krieg gegen die Ukraine”

Savonarola
1 Monat 1 Tag

si vis pacem, para bellum

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