Ukrainischer Präsident Wolodymyr Selenskyj (Archivbild)

Tote nach russischem Raketenangriff in Ostukraine

Dienstag, 25. April 2023 | 23:23 Uhr

Bei einem russischen Raketenangriff sind im ostukrainischen Kupjansk im Gebiet Charkiw mindestens zwei Menschen getötet und zehn verletzt worden. Laut Behörden traf eine Rakete unter anderem das örtliche Heimatkundemuseum.”Das terroristische Land tut alles, was es kann, um uns vollständig zu zerstören: unsere Geschichte, unsere Kultur, unser Volk, indem es Ukrainer mit absolut barbarischen Methoden tötet”, so Präsident Wolodymyr Selenskyj am Dienstag in sozialen Netzwerken.

Kupjansk wurde nach dem Einmarsch Russlands vor gut 14 Monaten von russischen Truppen besetzt. Im vergangenen September wurde die Stadt, die vor dem Krieg mehr als 26.000 Einwohner hatte, von der ukrainischen Armee befreit. Die Frontlinie verläuft derzeit etwa sieben Kilometer nordöstlich von Kupjansk.

Auf der Westseite des Flusses Dnipro stationierte ukrainische Streitkräfte führen unterdessen laut ukrainischen Regionalbehörden häufig Razzien am Ostufer in der Nähe der Stadt Cherson durch, um zu versuchen, russische Truppen zu vertreiben. Russische Streitkräfte halten die Ostseite des Dnipro in der Nähe von Cherson, seit sie sich im November nach monatelanger Besetzung aus der südlichen Stadt zurückgezogen haben.

Yuriy Sobolevskiy, stellvertretender Leiter der Regionalverwaltung von Cherson, sagte, die Razzien sollten die Kampffähigkeit der russischen Truppen verringern, die die Stadt Cherson beschießen, seit sie zum Rückzug gezwungen wurden. “Unser Militär besucht sehr oft das linke (östliche) Ufer und führt Razzien durch. Die ukrainischen Streitkräfte arbeiten sehr effektiv”, sagte Sobolevskiy dem ukrainischen Fernsehen. “Die Ergebnisse werden so kommen wie am rechten Ufer der Region Cherson, als dank einer komplexen und langen Operation unsere Gebiete mit minimalen Verlusten für unser Militär befreit werden konnten. Dasselbe passiert jetzt am linken Ufer. “

Militäranalysten erwarten, dass die Ukraine wahrscheinlich bald eine Gegenoffensive starten wird und dass eines der Hauptziele darin bestehen könnte, einen südlichen Landkorridor zwischen Russland und der von Russland annektierten Krim-Region zu durchbrechen. Die Rückeroberung der gesamten Region Cherson wäre ein wichtiger Schritt zur Erreichung dieses Ziels.

Der frühere russische Präsident Dmitri Medwedew warnte unterdessen den Westen davor, Russlands Bereitschaft zu einem Einsatz seiner Atomwaffen im Ernstfall zu unterschätzen. Die Atommacht könne diese Waffen anwenden, wenn ihre Existenz durch einen Angriff in Gefahr sei, sagte Medwedew am Dienstag in einem Rüstungsbetrieb, der Raketen herstellt. “Die Antwort auf solche Handlungen ist die Anwendung von Atomwaffen”, sagte der Vizechef des russischen Sicherheitsrates, während er von dort zu einem Moskauer Forum für Jugendliche und Schüler zugeschaltet wurde.

“Unsere potenziellen Gegner sollten das nicht unterschätzen”, betonte Medwedew ausdrücklich mit Blick etwa auf Sichtweisen im Westen, dass Russland nur drohe, bluffe und nicht ernsthaft bereit sei, in der Konfrontation mit der NATO und dem Westen um die Ukraine Atomwaffen einzusetzen. “Westliche Analysten und die westlichen Befehlsstrukturen, die militärische und die politische Führung sollten einfach unsere Regeln und unsere Absichten bewerten.” Der Politiker malte vor seinem Publikum die zerstörerische Wucht von Atombomben aus.

Der Ex-Kremlchef hatte sich im Laufe des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine immer wieder mit Atomdrohungen hervorgetan. Er zeigte sich erneut sicher, dass Russland den Krieg gewinnen und die Ukraine zerschlagen werde. Die Rüstungsindustrie laufe auf Hochtouren und stelle ausreichend Panzer, Artilleriegeschosse und Raketen her. Medwedew behauptete einmal mehr, dass sich Polen, Ungarn und Rumänien Gebiete der benachbarten Ukraine einverleiben wollten. Dafür gibt es keinerlei Belege.

Der 57-Jährige sagte auch, dass sich Russland in einem nicht offiziell erklärten Krieg mit dem Westen sehe. Die Atomwaffen seien nicht nur Schutz, sie seien auch die Sicherheit vor einer von den USA beabsichtigten Zerstückelung Russlands in Einzelstaaten. Medwedew sieht den Planeten zudem am Rande eines Dritten Weltkrieges. “Was der letzte Tropfen sein wird, was ihn triggert, kann ich nicht sagen. Aber in einem bestimmten Moment kann es passieren”, sagte er.

Russland begann unterdessen laut Medienberichten, mit seinem neuesten Kampfpanzer vom Typ T-14 Armata ukrainische Stellungen zu beschießen. “Aber sie haben noch nicht an direkten Angriffseinsätzen teilgenommen”, zitiert die staatliche Nachrichtenagentur RIA einen Insider. Der britische Militärgeheimdienst hatte im Jänner darauf verwiesen, dass die russischen Truppen in der Ukraine nur ungern die erste Lieferung akzeptiert hätten wegen eines “schlechten Zustands” der Panzer.

Ein Einsatz des T-14 wäre dem Geheimdienst zufolge wahrscheinlich eine “Hochrisiko-Entscheidung”, die in erster Linie aus Propagandazwecken getroffen würde. “Befehlshaber würden dem Fahrzeug im Kampfeinsatz wahrscheinlich nicht vertrauen.” Die Entwicklung des Panzers sei von Schwierigkeiten und Verzögerungen begleitet worden, zudem sei er größer und schwerer als andere Panzer und könnte daher Probleme für die Nachschublinien bereiten.

Nach dem russischen Beschuss ziviler Objekte forderte Selenskyj eine weitere Verschärfung der Sanktionen gegen Moskau. Ein entsprechendes Dokument sei durch eine internationale Expertengruppe erarbeitet worden, sagte er in seiner allabendlichen Videoansprache. “Dieses Sanktionsdokument wird auf den Schreibtischen aller wichtigen Führungspersönlichkeiten der Welt liegen – sowohl in der Politik als auch in der Öffentlichkeit und in der Wirtschaft”, so Selenskyj. Die Sanktionen richteten sich gegen den russischen Öl- und Gassektor, aber auch gegen die Atomindustrie und träfen auch diejenigen, die Russland bei der Umgehung der schon bestehenden Sanktionen hülfen, erläuterte er.

Selenskyj nahm damit Bezug auf den am Dienstag vom Leiter des Präsidentenbüros Andrij Jermak vorgestellten “Action Plan 2.0”, der unter anderem eine Senkung des Preisdeckels für russisches Öl von 60 auf 45 Dollar pro Barrel vorsieht. Zusätzlich sollen von den Staaten der westlichen Sanktionskoalition Importsteuern etwa für russisches Erdgas eingeführt werden, schlägt Kiew vor.

Zudem zeigte sich Selenskyj überzeugt von einem Sieg der Ukraine in dem bereits seit 14 Monaten dauernden Krieg. “Alles andere wäre eine Niederlage des Lebens, des Rechts und der Welt an sich”, so der ukrainische Staatschef.

Von: APA/dpa/Reuters

Kommentare

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2 Kommentare auf "Tote nach russischem Raketenangriff in Ostukraine"


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brunner
brunner
Universalgelehrter
1 Monat 5 Tage

Nur weiter so……die Russen und die Amis heizen kräftig an….und wir Europäer sind die Leidtragenden….

Dagobert
Dagobert
Kinig
1 Monat 5 Tage

Schun wieder mal pöbelt Putins Stiefellecker! 🤦‍♂️
Donn bringt euren Vorzeigepanzer mal in die Ukraine! Dauert sicher nit long und er brennt lichterloh. 💥

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