Minister war am Mittwoch zu Besuch in Südtirol

Salvini bleibt hart und kritisiert Österreich erneut

Mittwoch, 08. März 2023 | 18:25 Uhr

Bozen – Der italienische Transport- und Infrastrukturminister Matteo Salvini (Lega) bleibt in Sachen Transit hart und kritisiert erneut Österreich wegen der transitbeschränkenden Maßnahmen Tirols. Man werde erst dann konstruktive Gespräche mit Österreich aufnehmen, wenn “die illegalen Verkehrsbeschränkungen” zurückgenommen würden, sagte Salvini am Mittwoch nach einem Gespräch unter anderem mit Südtirols LH Arno Kompatscher (SVP) in Bozen.

Dies habe er seiner österreichischen Amtskollegin Leonore Gewessler (Grüne) bei einer kürzliche Unterredung deutlich gesagt. Er habe bereits mit dem deutschen Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) Kontakt aufgenommen und diesen gebeten, zusammen mit Italien ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Österreich voranzutreiben. Salvini hatte zuletzt die EU-Kommission auch offiziell aufgefordert, ein solches Verfahren gegen Österreich aufgrund der Tiroler Anti-Transitmaßnahmen einzuleiten. Die nächsten Schritte würden auf jeden Fall offizieller Natur und keine Ankündigungen mehr sein, drohte der Minister am Mittwoch. Der für die Verkehrsagenden zuständige Minister gab den Verkehrsbeschränkungen Österreichs bzw. Tirols Schuld an den Staus über den Brenner. Unter diesen würden die Unternehmen und Frächter in Südtirol und Trentino leiden.

Salvini kündigte bei der Pressekonferenz im Landhaus in Bozen auch an, er werde am 30. März in Mauls im Südtiroler Wipptal die Baustelle des Brennerbasistunnels (BBT) besuchen. Italien investiere Beträchtliches in dieses Projekt und er zweifle daran, dass Österreich ähnlich entschlossen sei. Der Lega-Politiker lobte das Modell der Brennerautobahn und sicherte zu, sich für eine baldige Vergabe der Konzession einzusetzen. Die rasche Erneuerung der Konzession hatte Kompatscher als sehr wichtig erachtet. Man müsse sich dann auch an einen Tisch setzen, um die Gelder aus den Gewinnen zu verteilen. In diesem Rahmen forderte der Minister auch die dynamische dritte Fahrspur.

Kompatscher wies unterdessen darauf hin, dass die Belastungsgrenze über den Brenner wegen des überbordenden Lkw-Verkehrs sowie des beträchtlichen Pkw-Aufkommens zu bestimmten Zeiten bereits erreicht sei. Das “bisherige System” müsse überarbeitet bzw. geändert und verbessert werden. Eine der möglichen Lösungen dafür sei das von Südtirol angestoßene Modell des “Slotsystems” mit buchbaren Lkw-Fahrten. Für eine grundlegende Lösung sei jedenfalls ein Staatsvertrag zwischen Deutschland, Österreich und Italien notwendig, wie er ihn Ende Jänner gemeinsam mit Fugatti sowie Tirols Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) vorgeschlagen habe, untermauerte der Südtiroler Landeschef: “Dieser Vertrag wäre die ideale Grundlage für ein gemeinsames Verkehrsmanagement entlang der Brennerachse.” Zudem sprach sich Kompatscher für geografisch und zeitlich begrenzte Abfahrtverbote für Schwerverkehr an bestimmten verkehrsreichen Tagen von der Brennerautobahn auf die Staatsstraßen oder alternativ dazu ein Transitverbot über ebenjene an den bestimmten Tagen aus. Dem konnte wiederum Salvini offenbar wenig abgewinnen. Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit könnten nicht durch Vorschriften oder Verbote erreicht werden.

Auf einer Linie mit Salvini in Sachen Transit zeigte sich Trentinos Landeshauptmann und Parteikollege Maurizio Fugatti. Die Frächter würden ohnehin bereits in umweltverträgliche Lkw und in die Infrastruktur zum Warentransport über die Schiene investieren. Es könne nicht angehen, dass diese auch noch jenseits des Brenners Verkehrsbeschränkungen in Kauf nehmen müssten. Vor der Pressekonferenz war Salvini nicht nur mit Kompatscher und Fugatti, sondern auch mit Vertretern der Handelskammer, der Transportwirtschaft und der Gemeinden sowie der Bezirksgemeinschaften zusammengekommen.

Kompatscher: “Alle Seiten einbeziehen, gemeinsames Verkehrsmanagement als Grundlage der Lösung”

Wie Landeshauptmann Kompatscher mitteilte, “war es uns wichtig, sowohl die Vertretungen der Wirtschaft, besonders jene des Transportsektors als auch jene der Gebiete entlang der Brennerstrecke mit den Bürgermeistern des Wipptals sowie den Präsidenten der Bezirksgemeinschaften anzuhören.” Es sei wichtig gewesen, Minister Salvini und allen Teilnehmenden die schwierige und komplexe Situation entlang der Brennerachse darzulegen: “Schwierig ist sie vor allem für jene, die dort leben und dem Verkehr täglich ausgesetzt sind, aber natürlich auch für jene, für die der Transitverkehr die Grundlage ihres berechtigten wirtschaftlichen Unternehmertums bildet”, sagte Südtirols Landeshauptmann und betonte: “Jede Entscheidung über die Zukunft des Warenverkehrs über den Brennerkorridor muss daher eine ganzheitliche sein und sowohl dem Funktionieren der Wirtschaft als auch der vor Ort lebenden Bevölkerung und dem Umweltschutz Rechnung tragen!” Kompatscher zeigte sich “zuversichtlich, dass wir in diesem Geiste eine solche Lösung finden, vorausgesetzt es sind alle bereit, sich an einen Tisch zu setzen.”

Vorschläge aus Südtirol sind zum einen im Falle von Staus und Überlastung der Brennerautobahn A22 zeitliche und geografisch begrenzte Ausfahrverbote für Kraftlastwagen. “Diese sind auch für die Verkehrssicherheit in den angrenzenden Ortschaften wichtig”, sagte Kompatscher. Wichtig sei auch die rasche Erneuerung der Brennerautobahn-Konzession, damit die von der Bevölkerung der Anrainergemeinden geforderten Maßnahmen wie Lärmschutzwände endlich umgesetzt werden können. Diese Vorschläge könnten aber lediglich Teil der Lösung sein, sagte der Landeshauptmann in Richtung Minister Salvini: “Für eine grundlegende Lösung ist ein Staatsvertrag zwischen Deutschland, Österreich und Deutschland notwendig, wie ich ihn Ende Jänner gemeinsam mit den beiden anderen Landeshauptleuten der Euregio-Länder Maurizio Fugatti (Trentino) und Anton Mattle vorgeschlagen habe. Dieser Vertrag wäre die ideale Grundlage für ein gemeinsames Verkehrsmanagement entlang der Brennerachse.” Als mögliche Bausteine habe Südtirol bereits mehrfach die Digitalisierung und ein Dosierungssystem (Slot-System) vorgeschlagen.

Fugatti: “Arbeitsgruppe ins Leben rufen”

“Die Stimme von Minister Salvini war in diesen Monaten deutlich vernehmbar, mit einer klaren Position der italienischen Regierung”, sagte der Landeshauptmann des Trentino, Maurizio Fugatti: “Die Vertretungen der Wirtschaft und speziell die Vertretungen der Frächter fordern ein, dass EU-Recht eingehalten wird: Nachdem die Frächter in umweltfreundliche Fahrzeuge investiert haben, warnen sie nun vor dem ihnen drohenden Wettbewerbsnachteil.” Daher sei es jetzt notwendig, eine Arbeitsgruppe ins Leben zu rufen, sagte der Landeshauptmann des Trentino: “Ihre Aufgabe wird es sein, bessere Lösungen für den Verkehr entlang der Brennerachse zu finden.”

Vettorato und Alfreider: Verlagerung auf Schiene und “grüner Korridor”

Auch die Landeshauptmannstellvertreter und Landesräte Vettorato und Alfreider zeigten sich erfreut, dass es heute zu diesem Austausch gekommen sei. Giuliano Vettorato nannte als “oberstes, unbestrittenes und gemeinsames Ziel, dass für die Bürgerinnen und Bürger Italiens wie Österreichs gleiche Rechte und Pflichten gelten müssen. Es darf zu keiner unlauteren Konkurrenz kommen. Zudem ist der Weg der ökologischen wie wirtschaftlichen Nachhaltigkeit weiter zu beschreiten.” Es sei erfreulich, dass sich heute sowohl Minister Salvini als auch Vizeministerin Vannia Gava die Südtiroler Anliegen in den Bereichen Mobilität und Umwelt angehört hätten.

Wie Vettorato betonte auch Landesrat Daniel Alfreider: “Erste Priorität entlang des Brennerkorridors hat die Verlagerung des Verkehrs auf die Schiene. Den verbleibenden Verkehr wollen wir grün – sprich emissionsfrei gestalten. Dazu setzen wir auf Elektro- und mit Wasserstoff betriebene Fahrzeuge, wie den Wasserstoff-Bus, mit dem wir heute mit Minister Salvini von der Messe Bozen bis zum Landhaus 1 gefahren sind”, erklärte Alfreider. Landesrat Vettorato ergänzte: “Wir arbeiten täglich an der Verlagerung auf die Schiene. Den größten Qualitätssprung wird diese machen, sobald der Brennerbasistunnel fertiggestellt sein wird.”

Von: apa

Bezirk: Bozen

Kommentare

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19 Kommentare auf "Salvini bleibt hart und kritisiert Österreich erneut"


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Mico
Mico
Universalgelehrter
21 Tage 10 h

wenn alle so handeln.würden wie.salvini dann hätten. wir den doppelten und dreifachen verkehr auf unseren straßen…. dass Österreich den verkehr einwenig einbremst ist zu verstehen….

OrtlerNord
OrtlerNord
Universalgelehrter
20 Tage 23 h

mico…
Salvini gehört zu den Figuren die nur mit großer Show von anderen mit noch größerm Mundwerk fordern und selbst noch nicht mal im Ansatz etwas auf die Reihe bekommen!

faif
faif
Superredner
21 Tage 9 h

…der zieht doch nur immer die gleiche show ab…den grossen makker spielen mit selfieeinlagen …und ?? hat er effektive lösungsvorschläge gegen immer mehr verkehr? …nein, will er auch nicht finden.
er wohnt ja auch nicht entlang dieser transitrouten….für ihn zählt nur money!

Neumi
Neumi
Kinig
20 Tage 22 h

Ich denke, er weiß sehr gut, dass ein Vertragsverletzungsverfahren keine Aussicht auf Erfolg hat. Also droht er weiter damit, anstatt es in die Wege zu leiten.

Er ist aktuell in einer ähnlichen Position wie unsere liebe Opposition. Gegen etwas wettern, was eh nicht geändert wird, so zeigt man, dass man sich für den kleinen Mann einsetzt.

Oracle
Oracle
Universalgelehrter
21 Tage 10 h

ein Steinzeitmensch und Marktschreier, verteidigt Frächter und den ungehemmten LKW-Verkehr, setzt auf Atomstrom, anstatt an die Bürger, Anrainer, den Lärm und die Umweltverschmutzung zu denken….eine Person ohne Visionen, der nur unmittelbar Ziele hat….. und auch noch angibt, das Aus für Verbrennerauto verhindert zu haben…..dafür werden ihm die Kinder danken

Montegiovi
Montegiovi
Grünschnabel
21 Tage 8 h

Salvini, a richtiger, echter Italiener der sagt was er denkt. Hat doch recht das die Tiroler den ganzen Transit behindern. 

OrtlerNord
OrtlerNord
Universalgelehrter
20 Tage 23 h

Monte….
sind echte Italiener nur Dampfblauderer die nichts konstruktives und sinnvolles von sich geben???

Savonarola
21 Tage 10 h

Herr Salvini, wenn sie kohärent wären, dann wären Sie bei einer Bushaltestelle für alle Normalsterblichen ausgestiegen und hätten auf dem Weg zum Landhaus den Bahnhofspark zu Fuß durchquert. Und der LH posiert dann mit so einem für ein gemeinsames Pressefoto. Ihr Politiker seid allesamt Heuchler.

Doolin
Doolin
Kinig
20 Tage 20 h

…sehr gut beschrieben…
👏

Imrgschei
Imrgschei
Grünschnabel
21 Tage 9 h

Dafür einsetzen daß nur transportiert wird was nötig ist und nicht alles mögliche hin und her transportiert wird das zudem noch gefördert wird wäre wahrscheinlich besser und sinnvoller…

prontielefonti
Universalgelehrter
21 Tage 10 h

Ollm gaaaaaaaas!

bon jour
bon jour
Universalgelehrter
21 Tage 8 h

dieser Schätzer. Salvini ist ein Schwätzer.

Doolin
Doolin
Kinig
20 Tage 21 h

…und mit dem seiner Lega hat Arno Koalitionsregierung im Land gebildet…da wundert einen nichts mehr…

Pasta Madre
Pasta Madre
Superredner
21 Tage 8 h

Irgendwie ein ewig gesteiger, der Konflikte schaft anstatt sie zu lösen.
Fehlt nur noch ein Foto mit Putin an seiner Seite

OrtlerNord
OrtlerNord
Universalgelehrter
20 Tage 23 h

Pasta….
Versager mögen Führer Putin???

Doolin
Doolin
Kinig
20 Tage 20 h

…in Polen haben sie ihn ausgelacht, hier wird er hofiert…
😆

Johnny
Johnny
Grünschnabel
21 Tage 5 h

Ich bin voll auf der Seite Innsbrucks. Geschäfte machen D und I und Österreich soll die Verkehrswege anbieten? Im Sinne der Bevölkerung Tirols und der Natur handelt Österreich richtig.

So ist das
21 Tage 10 Min

Salvini und den Lobbys geht es um die Wirtschaft und nicht um das Wohl der Bevölkerung oder die Umwelt. Da macht er niemanden was vor.
Jahrzehnte zugeschaut und jetzt gross Jammern. Typisch für die Politik Roms und Bozen.
Wenn diese Art von Politikern könnten, würden sie Südtirol mit LKWs zumüllen. 😳

Savonarola
20 Tage 23 h

und die Euregio ist wie weggeblasen

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