Am Mittwoch sind der Ukraine zufolge 800 russische Soldaten ums Leben gekommen. Die meisten seien bei Kämpfen in der Region Donezk im Osten getötet worden, teilte das ukrainische Militär Donnerstag in seinem täglichen Bericht mit. Kremlchef Wladimir Putin hat unterdessen erneut eine Anerkennung der russischen Eroberungen in der Ukraine zur Bedingung von Verhandlungen mit der Regierung in Kiew gemacht.
Nach einem Telefonat Putins mit dem türkischen Präsidenten Recep Erdogan teilte der Kreml am Donnerstag mit: “Wladimir Putin hat erneut die Bereitschaft Russlands zum ernsthaften Dialog betont – unter der Bedingung, dass die Obrigkeit in Kiew die bekannten und mehrfach öffentlich gemachten Forderungen erfüllt und unter Berücksichtigung der neuen territorialen Realität.”
Putin hatte im Herbst nach einer Reihe militärischer Rückschläge Moskaus die ukrainischen Regionen Cherson, Donezk, Luhansk und Saporischschja offiziell annektiert. Zu den Moskauer Bedingungen für ein Ende des Angriffskriegs gegen die Ukraine gehören zudem Kiews Anerkennung der bereits seit 2014 annektierten Krim als russisch, eine “Entnazifizierung” und “Entmilitarisierung” der Ukraine sowie deren blockfreier Status. Die Ukraine wiederum hat den Abzug russischer Truppen aus ihrem Gebiet als Vorbedingung für Verhandlungen genannt.
Putin kritisierte in seinem Telefonat mit Erdogan einmal mehr den Westen. Dieser spiele eine “destruktive Rolle”, indem er die Ukraine mit Waffen und militärisch wichtigen Informationen versorge, klagte der Kremlchef. Experten zufolge hat Russland deutliche Nachteile bei der Feindaufklärung durch Drohnen und Satellitenbilder. Auch Russlands anfänglicher Vorteil an Feuerkraft ist durch die westlichen Waffen- und Munitionslieferungen an die Ukraine inzwischen deutlich verringert worden.
Die russische Armee konzentriere sich auf eine Offensive um Bachmut, ihre Angriffe in den Bereichen Awdijiwka und Kupjansk seien erfolglos geblieben, teilte das ukrainische Militär mit. Ein Flugzeug, ein Hubschrauber und drei Panzer der russischen Streitkräfte seien zerstört worden. Reuters kann Berichte vom Kampfgeschehen nicht unabhängig verifizieren.
Bei den russischen Luft- und Raketenangriffen auf das weitgehend zerstörte, von der Ukraine zurückeroberte Bachmut seien auch Zivilisten getötet worden, teilte das Militär weiter mit. Um wie viele es sich handelt, gab es nicht bekannt. Russland dementiert, bei seinem “militärischen Sondereinsatz” auch auf Zivilisten zu zielen.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte in seiner abendlichen Botschaft am Mittwoch, dass den russischen Truppen bei Bachmut erheblicher Schaden zugefügt werde und Russland die Zahl der Streitkräfte dort erhöhe. Die stellvertretende Verteidigungsministerin Hanna Maljar geht davon aus, dass Russland im ersten Quartal des neuen Jahres wahrscheinlich eine weitere Teilmobilmachung bekanntgeben wird, wie sie auf dem Messengerdienst Telegram schreibt.
Zur Unterstützung habe Frankreichs Präsident Emmanuel Macron Selenskyj in einem Telefonat Spähpanzer zugesagt, teilte ein Mitarbeiter des französischen Präsidialamtes am Mittwochabend mit. Selenskyj dankte Macron für seine Zusage und betonte, wie wichtig es sei, dass die Ukraine mit schwereren Waffen ausgestattet werde: “Das sendet ein klares Signal an alle unsere Verbündeten. Es gibt keinen rationalen Grund, warum die Ukraine bisher nicht mit Panzern aus dem Westen beliefert wurde.”
Die USA erwägen Präsident Joe Biden zufolge, der Ukraine Schützenpanzer des Typs Bradley zur Verfügung zu stellen. “Ja”, sagte Biden auf die Frage, ob das eine Option sei. Aus den USA hat die Ukraine bereits das Raketensystem HIMARS erhalten, das Luftabwehrsystem Patriot wurde in Aussicht gestellt. Die Ukraine hat auch Interesse an dem deutschen Kampfpanzer Leopard, doch die deutsche Bundesregierung hat die Wünsche bisher zurückgewiesen.
Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock will vor dem Hintergrund der angekündigten Lieferung französischer Spähpanzer an die Ukraine mit ihrem britischen Kollegen James Cleverly über zusätzliche Unterstützung für Kiew beraten. “Je eher (der russische Präsident Wladimir) Putin versteht, dass sein brutaler Angriffskrieg zum Scheitern verurteilt ist, desto schneller gibt es Hoffnung auf ein Ende des Kriegs”, erklärte die Grünen-Politikerin am Donnerstag vor der Abreise zu einem Besuch in der britischen Hauptstadt London.
NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg warnte davor, Russland und die Ambitionen von Präsident Wladimir Putin zu unterschätzen. “Sie habe eine große Toleranz gezeigt, Verluste und Leid zu ertragen”, sagt Stoltenberg bei einer Wirtschaftskonferenz in Norwegen. Es gebe keine Anzeichen, dass Putin seine Pläne oder Ziele in der Ukraine geändert habe. “Es ist gefährlich, Russland zu unterschätzen.”
Von: APA/Reuters/dpa
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13 Kommentare auf "Ukraine meldet Tötung von 800 russischen Soldaten"
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Russland dementiert, bei seinem “militärischen Sondereinsatz” auch auf Zivilisten zu zielen
alles Lüge auf russischer Seite.
…Russen lügen permanent…haben schon Kinder verstanden…
@Doolin
Stimme ich voll zu!
Und der Erdogan ist wohl auch gelinde ausgedrückt kein ” Sauberer “
stimmt, das Opfer ist sicher ganz mies unterwegs. Den Tätern glaub ich schon eher. wie damals beim Großdeutschen Kriminellen glaube ich dem Großrussischen Kriminellen, aber nicht den Opfern.
R.I.P.
und daß der kriegswahnsinn aufhören möge…weltweit.
Wünschen kann man sich einiges, die Realität sieht anders aus und wird sich in hunderten Jahren nichts ändern!
Erst wenn es allen auf der Welt gleich gut geht, dann vielleicht…!
@N. G.
ist ebenso nicht möglich…. u wenn doch…dann wird es verhindert.
Von wem?
@Faktenchecker
googeln oder hirn einschalten… und die menschheitsgeschichte objektiv betrachten.
Dem Westen die Waffenlieferungen und die Weitergabe von Informationen anzukreiden wird wenig ändern. Die Ukraine als international anerkannter souveräner Staat kann Waffen kaufen wo und wieviel sie will. Genauso kann Putin nicht zuerst in ein Land einfallen und danach vom Rest der Welt verlangen, diesem Land weder Waffen noch Informationen zu liefern. Damit hätte er rechnen müssen. Mit der Invasion hat er sich selbst ins Abseits gestellt und wäre gut beraten, ein einigermaßen gesichtswahrendes Ausstiegszenarium zu überlegen statt anderen vorschreiben zu wollen, was die zu tun oder zu unterlassen haben.
Putins Vorgehen ist kriminell in jeder Hinsicht, aber ein paar Trolle stehen auf seiner Seite.
@bon jour
…da kannst nichts machen…denen gefällt das eben…
800 Russen getötet… Egal ob Russe oder Ukrainer : der Krieg ist ein Wahnsinn …