Im Kampf um die Stadt Sjewjerodonezk im Osten der Ukraine haben beide Seiten Erfolge vermeldet. Russland werfe sein “ganzes Gewicht” in die Schlacht um die Stadt, erklärte der Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Hajdaj, am Samstag. Die ukrainischen Kräfte “drängen sie aber jetzt zurück”. Moskau erklärte dagegen, ukrainische Einheiten zögen sich aus der Stadt zurück. Die Ukraine und Russland übergaben indes der jeweils anderen Seite die Leichen von 160 Soldaten.
Der Gefangenenaustausch sei am 2. Juni entlang der Frontlinie im Gebiet Saporischschja erfolgt, teilte das ukrainische Ministerium für die Wiedereingliederung der vorübergehend besetzten Gebiete am Samstag in Kiew mit. Die Ukraine hatte Russland immer wieder aufgefordert, die getöteten Soldaten entgegenzunehmen, und der Führung in Moskau vorgeworfen, die eigenen Streitkräfte wie “Kanonenfutter” zu behandeln und sich nicht um eine würdige Beerdigung zu kümmern. Nach ukrainischen Angaben laufen auch weiter Verhandlungen über den Austausch von Kriegsgefangenen auf beiden Seiten. In russischer Gewalt sind Tausende ukrainische Kämpfer, darunter die Verteidiger von Mariupol, die dort im Stahlwerk Asowstal die Stellung gehalten hatten, bis Kiew die Stadt im Mai aufgab.
Eine ukrainische Freiwilligenbrigade meldete unterdessen den Tod von internationalen Kämpfern in ihren Reihen. Die Internationale Legion für die Verteidigung der Ukraine gab am Samstag in Kiew den Tod eines Deutschen bekannt, der sich dem Kampf gegen die russischen Angreifer angeschlossen hatte. Auch drei Freiwillige aus Frankreich, Australien und den Niederlanden seien unter den “gefallenen Waffenbrüdern”. Die Namen der vier Männer wurden ebenfalls genannt, nicht aber Zeitpunkt und Ort ihres Todes. Selenskyj hatte nach Kriegsbeginn Freiwillige aus der ganzen Welt aufgerufen, sich dem Kampf gegen die russische Armee anzuschließen.
Sjewjerodonezk ist die größte Stadt in der Region Luhansk, die noch unter ukrainischer Kontrolle steht. Im Industriegebiet von Sjewjerodonezk werde gekämpft, der “Straßenkampf” in der Stadt gehe weiter, erklärte die ukrainische Präsidentschaft. Russland will das gesamte wirtschaftlich wichtige Gebiet des Donbass im Osten der Ukraine besetzen.
Das russische Verteidigungsministerium erklärte unterdessen am Samstag, ukrainische Soldaten seien aus Sjewjerodonezk abgezogen. Ukrainische Einheiten, die “schwere Verluste (in einigen Einheiten bis zu 90 Prozent)” erlitten hätten, zögen sich “in Richtung Lyssytschansk zurück”, teilte das Ministerium mit. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Angesichts der dramatischen Situation in Sjewjerodonezk warnte der in Wien lebende ukrainische Oligarch Dmytro Firtasch vor der Wiederholung eines Szenarios wie in Mariupol. Firtaschs Holding GroupDF besitzt die Swjewjerodonezker Chemiefabrik Asot, in deren Bunkern sich 800 Zivilisten aufhalten sollen, darunter 200 Fabriksarbeiter. Russland müsse den laufenden Angriff bedingungslos einstellen, forderte der Ukrainer am Samstag laut einer Aussendung.
Trotz des verstärkten Angriffs russischer Truppen seien 200 Mitarbeiter in der Stickstofffabrik geblieben, um die Reste von dort lagernden “hochexplosiven Chemikalien” bestmöglich zu sichern und professionell zu schützen, hieß es in der Aussendung. Ein Großteil des in der Anlage gelagerten Stickstoffs sei jedoch rechtzeitig aus dem Konfliktgebiet evakuiert worden.
Im rund 90 Kilometer westlich von Sjewjerodonezk gelegenen orthodoxen Kloster Swjatohirsk wurde nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj eine Holzkirche durch russischen Beschuss in Brand gesetzt und zerstört. In einem Video im Onlinedienst Telegram sagte Selenskyj am Samstag, 300 Zivilisten, darunter 60 Kinder, hätten zuvor in der Kirche Schutz vor Bomben gesucht.
Auch im Süden der Ukraine setzte das russische Militär seine Angriffe fort. In der Region Odessa habe am Samstagmorgen eine Rakete ein landwirtschaftliches Lager getroffen, schrieb ein Sprecher der Regionalregierung auf Twitter. Zwei Menschen seien verletzt worden.
Zudem wurden bei einem Angriff auf die Region Charkiw im Nordosten am Freitag zwei Menschen getötet. Zwei weitere seien verletzt worden, als ein ziviles Ziel von russischer Seite beschossen worden sei, meldete die ukrainische Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf Rettungskräfte.
In Russland ist nach Angaben der Region Brjansk erneut ein Dorf an der Grenze zur Ukraine von dem Nachbarland aus beschossen worden. Beim Beschuss des Dorfes Slutschewsk sei ein Mann verletzt worden, zwei Wohnhäuser seien in Brand geraten. Das teilte der Gouverneur der Region, Alexander Bogomas, am Samstag in seinem Nachrichtenkanal bei Telegram mit. Er warf den ukrainischen Streitkräften vor, auf das Dorf geschossen zu haben. Der verletzte Einwohner musste demnach in ein Krankenhaus gebracht werden. Die Feuer seien gelöscht worden.
Die russische Armee kontrolliert etwa ein Fünftel des ukrainischen Territoriums. Etwa die Hälfte davon – wie die annektierte Halbinsel Krim – geriet bereits 2014 unter Kontrolle Russlands beziehungsweise der von ihm unterstützten Separatisten im Donbass im Osten. Das übrige Gebiet haben die russischen Soldaten seit Beginn ihrer Invasion am 24. Februar eingenommen.
Die ukrainische Präsidialverwaltung prognostiziert, dass der russische Angriffskrieg noch bis zu einem halben Jahr dauern kann. “Das kann sich noch zwei bis sechs Monate hinziehen”, sagte der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak im Interview mit dem oppositionellen russischen Online-Portal “Medusa” am Freitagabend. Am Ende hänge es davon ab, wie sich die Stimmung in den Gesellschaften Europas, der Ukraine und Russlands verändere.
Verhandlungen werde es erst geben, wenn sich die Lage auf dem Schlachtfeld ändere und Russland nicht mehr das Gefühl habe, die Bedingungen diktieren zu können, sagte Podoljak. Er warnte dabei einmal mehr vor territorialen Zugeständnissen an Russland. Das werde den Krieg nicht beenden.
Von: APA/Reuters/dpa/AFP
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27 Kommentare auf "Ukraine und Russland sehen Erfolg im Kampf um Sjewjerodonezk"
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Die gleiche „Alles dem Erdboden gleichmachen“-Taktik, wie sie in Syrien angewendet wurde. Aber: Diktatoren sind halt immer auf gleichen menschenverachtenden Niveau. Höchste Zeit, dass dem Verbrecher Putin und seinen weltweiten Untrieben ein Ende gesetzt wird. Das Elend, das Putin bewusst produziert, schreit zum Himmel!
@Philingus
Wenn du weiter so brav bist, kannst du sicher bald die großen Artikel schreiben!
@Watschn Vielen Dank für ihre positive Rückmeldung. Das freut mich sehr, gerade in der aktuellen Zeit und ihren „Spezialoperationen“. Finde ich wirklich prima, wenn sie derart flexibel sind. Nochmals: danke und schöne Pfingsttage, denn kommt ja der Geist des Herrn…
@Philingus
Mal eine Frage (rhetorisch für mich, aber vielleicht kannst du andere erhellen): Wieso bist du hier im SN Kommentar-Bereich? Du hast keinen Bezug zu Südtirol und meldest dich nur bei einem Thema zu Wort.
Um es mit deinen Worten zu sagen: “Also: raus mit der Sprache!!!”
@Philungus
Also Philingus, hast du auch auf andere Posts geantwortet, wieso auf die nicht? Und wie vorher, für mich ist die Frage rhetorisch, aber antworte doch bitte für andere..
@Watschn „Für andere“? Sie erlauben sich für„andere“ zu schreiben? Aus! Größenwahnsinnig geworden oder selbst Putin? Der ist ja auch Hitler-gleich in seinem Wahnsinns-Kosmos am schweben …
@Philingus
LOL. Ist eine ‘Ich wiederhole jetzt einfach alles, was er gesagt hat’ Rhetorik alles, was du noch zu bieten hast?
Schwach. 🙂
@Watschn Phil leidet an Realitätsverlust, auserdem laboriert er am postakutem Kriegssyndrom .
@Watschn: Deine Kommentare sind durchweg pro-russisch, für den Kriegsverbrecherstaat Russland. Und auch Dein Profil, ohne Bezug zu Südtirol, wird genau so verschwinden wie das der anderen russischen Trolle.
Denn kein Mensch mit Gewissen, Verstand und Seele kann die Partei Russlands ergreifen.
Und noch etwas: Russland ist geliefert. Es wird diesen Krieg nicht überstehen.
@Blitz Naja, wenn man ihre Ehrerbietung an einen Kriegsverbrecher sieht, einem Kriegsverbrecher, der seine Soldateska Zivilisten ermorden, foltern, vergewaltigen, ausplündern und nach Russland deportieren lässt, dann sind ihre Charakterzüge offen sichtbar. Das sie ihnen nicht peinlich sind, liegt daran, dass man einfach nicht mehr tiefer sinken kann. Da nutzen auch nicht irgendwelche frechen Kommentare ihrerseits. Unten bleibt unten – in diesem Fall ganz unten!
Die Innenstadt von Donezk wurde übrigens auch stark beschossen.
…Moskau auch…
@Watschn
also wenn man deine kommentare liest, dann kann man dazu nur ” no comment” schreiben, lass deine agressionen gefälligst wo anders aus vieleicht bekommt du dann einen steifen
@ Doolin
Du wünschst dir also eine Ausweitung des Ukraine Konflikts auf ganz Europa ?
@falschauer Das ist halt der Griff in die unterste Schublade, wenn unseren Putin-Schleimern selbst der „Saft“ ausgegangen ist. Da kommt von deren Seite nur Vulgäres, was sonst. Ist ja auch sonst nichts Vernünftiges mehr da, denn wer Kriegsverbrechern im Kreml mit Mord, Folter und Vergewaltigung der Zivilbevölkerung im überfallenen Staat huldigt, hat sich eh schon selbst aufgegeben. Vielleicht aufgrund eigener Erfahrungen unter dem Joch des Kremls.
Philingus ich dachte für Beleidigungen unterster Schublade sind nur sie zuständig
Man sieht ja wie sie alles besserwissend schreiben das sie kein großes Niveau haben außer beim beleidigen
@Calimero: Du und ich sind beide doch der Meinung dass man den Verbrecherstaat Russland nur mit Krieg bekämpfen kann. Diesen Krieg hat Russland vom Zaun gebrochen.
@Clown: Du hast Deine Seele verkauft.
@Tigre.di.montana welchen Krieg meinst du? Der Krieg in der Ukraine geht ja schon seit mindestens 2014.
@ tigre seine Seele hat nur der verkauft der Hass mit noch mehr Hass beantworten will
@Sigo70: Da hast Du recht. Da hat Russland schon das Nachbarland überfallen. Die Verbrechen Russlands sind von internationalen Organisationen dokumentiert. Du erinnerst Dich an den Abschuss des Verkehrsflugzeugs und die Massentötungen?
Die Kommentare hier spiegeln die Zerrissenheit wieder die von der Propaganda noch angeheizt wurde. Vergessen wird das dort täglich ein sinnloser Krieg tobt und tausende Menschen wegen der Eitelkeit eines Mannes sterben und das auf beiden Seiten. Letztlich gibt es nur Verlierer und keine Sieger. Die Regierenden sitzen in Sicherheit und die einfache Bevölkerung leidet und stirbt.
@Unioner
” tausende Menschen wegen der Eitelkeit eines Mannes ”
ja, ja, die Propaganda beklagen und dann gleich noch eins drauflegen. Glaubst du wirklich, es geht um die ‘Eitelkeit eines Mannes’ bei der ganzen Sache?
@Watschn
Ja!
Es geht darum, dass Putin als der große Eroberer, der die Sowjetunion wieder hergestellt hat in die Geschichte eingehen will, bevor er stirbt.
Eigentlich sollte an Pfingsten der heilige Geist die Menschen erleuchten.
Im Fall der russischen Führung habe ich da so meine Zweifel.