Loreens "Tattoo" geht beim 67. ESC durch die Decke

Schweden gewinnt den 67. Eurovision Song Contest

Sonntag, 14. Mai 2023 | 09:32 Uhr

Schweden hat den im Vorfeld prognostizierten Sieg abgeliefert: Die ESC-Gewinnerin von 2012, Loreen, holte sich im Finale des 67. Eurovision Song Contest von Liverpool mit ihrem Popsong “Tattoo” erneut Platz 1 und tritt damit in die Fußstapfen von Johnny Logan. Der Ire war bis dato der Einzige, der den Eurovision Song Contest zweimal gewinnen konnte (1980 und 1987). Österreichs Duo Teya & Salena landete indes am Abend auf einem etwas unter den Erwartungen liegenden Platz 15.

Mit seinem insgesamt siebenten ESC-Sieg tritt Schweden nun die Nachfolge von Vorjahressieger Ukraine an, der die größte Musikshow der Welt wegen des russischen Angriffskrieges nicht im eigenen Land ausrichten konnte, weshalb Großbritannien als Gastgeber einsprang. Loreen, die 2012 mit “Euphoria” einen Welthit landete, verwies nun mit einem deutlichen Sieg bei den nationalen Jurys Käärijä aus Finnland knapp auf Platz 2, der klar die Publikumswertung für sich entscheiden konnte. Während Schweden 583 Punkte erhielt, waren es für Finnland am Ende 526. Israels Noa Kirel folgt mit großem Abstand und 326 Punkten auf Platz 3.

Österreichs Duo Teya & Salena, das mit der Nummer “Who the Hell is Edgar?” Startplatz 1 ausgefasst hatte, landete hingegen nicht unter den zuvor von den Wettbüros prognostizierten Top Ten, sondern lediglich im Mittelfeld mit Platz 15. Die beiden Künstlerinnen überzeugten dabei vor allem die Jurys, konnten die Österreicherinnen hier doch 104 Punkte lukrieren, zu denen sich dann lediglich 16 vom Publikum gesellten.

Die beiden Sängerinnen zeigten sich allerdings im Anschluss nicht enttäuscht ob der Platzierung. “Für uns war nicht wichtig, welcher Platz es wird”, unterstrich Teya: “Unser Ziel war das Finale, und das haben wir geschafft. Unser Traum hat sich erfüllt.” Der frühe Startplatz Nr. 1 sei dabei alles andere als ein Nachteil gewesen, zeigten sich die beiden überzeugt. “Wir waren nicht enttäuscht, sondern happy, dass wir Teil dieser großen Show sein konnten”, pflichtete auch Kollegin Salena bei: “Wir sind komplett gechillt.”

Damit geht eine Song-Contest-Woche zu Ende, in der sich Liverpool als bester ESC-Gastgeber der vergangenen Jahre präsentierte. Wie vielleicht keine Ausrichtermetropole davor, umarmte die sich selbst dank Beatles-Geschichte als “City of Music” vermarktende Stadt den Song Contest. Geschätzt die Hälfte aller Lokale und Geschäfte im Stadtzentrum waren in Eurovision-Emblemen oder Ukraine-Farben gewandet. Überdies dominierten EU-Flaggen nicht nur das Stadtbild, sondern auch einen guten Teil des Publikumsrunds in der M&S Arena. So wurde das heurige ESC-Motto “United by Music” nicht nur als Zeichen pro Ukraine verstanden, sondern auch als Votum kontra den Brexit. Schließlich hatte die Hafenstadt Liverpool beim Brexit-Referendum zu 58 Prozent gegen den Austritt aus der EU gestimmt.

Auch auf der Bühne ließ sich Liverpool nicht lumpen und präsentierte zum neuen Song “Mountain” des im vorigen Jahr Zweitplatzierten Sam Ryder als Percussionist Queen-Legende Roger Taylor. Auf der anderen Seite nahm sich Liverpool aber auch zurück und baute in der Showwoche zahlreiche ukrainische Elemente ein, um dem Vorjahressieger die Bühne zu geben.

In den Einspielerfilmen vor den einzelnen Beiträgen wurden die verschiedenen Regionen des Landes gezeigt, und elf Künstlerinnen und Künstler aus dem von Russland angegriffenen Land traten im Laufe des Abends auf – das Kalush Orchestra mit einer Neuinterpretation seines Siegerliedes “Stefania” inklusive. Dafür waren in kleinen Zuschaltungen nicht nur Musicallegende Andrew Lloyd Webber, sondern auch Großbritanniens Prinzessin Kate am Klavier zu sehen.

Und nach dem Ende der offiziellen Performances sorgte der Saal für einen Gänsehautmoment, als das Publikum einstimmte, als der Niederländer Duncan Laurence den vor allem als FC-Liverpool-Hymne bekannten Klassiker “You’ll Never Walk Alone” sang, was an diesem Abend ebenfalls als Geste an die Ukraine verstanden wurde. Russland hingegen war wegen seines Angriffskriegs vom ESC ausgeschlossen und griff während des Finales die Heimatstadt der ukrainischen ESC-Teilnehmer Tvorchi, Ternopil, mit Raketen an, wie der Vorsitzende des Gebietsrats, Mychajlo Holowko, mitteilte. Eine Videobotschaft des ukrainischen Präsident Wolodymyr Selenskyi hatte die EBU als Veranstalter indes mit Verweis auf den unpolitischen Charakter der Show untersagt.

(S E R V I C E – www.eurovision.tv)

Von: apa