Werke von Kupelwieser, Wurm, Brandl u.a. in Belle-Époque-Ambiente zu sehen

Zeitgenössische Kunst in Wiener Jahrhundertwende-Villa

Mittwoch, 31. Mai 2023 | 16:00 Uhr

Die mit Efeu überwucherte Villa Mautner-Jäger in Wien-Landstraße erinnert an ein verwunschenes Schloss. Nun soll das denkmalgeschützte Jahrhundertwende-Herrenhaus saniert und vor dem Verfall gerettet werden. Bis dahin zieht Kunst ein: Die Gruppenausstellung “Once upon a time… today” von Node Contemporary zeigt derzeit Arbeiten u.a. von Hans Kupelwieser, Erwin Wurm, David LaChapelle, Martha Jungwirth und Herbert Brandl. Für den Besuch ist eine Online-Anmeldung notwendig.

“Das sind Werke von Künstlern, die in den 50er- und 60er-Jahren geboren sind und stark in den 80ern vertreten waren”, betonte Kuratorin Ema Kaiser am Mittwoch im Gespräch mit der APA. “Das ist quasi eine Best-Of-Zusammenstellung.” Die sehenswerte Schau ist bedacht kuratiert, von der Hängung seiner Gemälde – wie das “Mondkalb” und ein Sujet zum Ungarnaufstand 1956 – zeigte sich auch Haralampi G. Oroschakoff, Maler, Schriftsteller und Publizist, begeistert: “Das macht alles hier Sinn.” Kaiser ergänzte: “Wir haben uns sehr genau überlegt, wie die Arbeiten zu einander und mit der Villa zusammen passen.”

Das auf der Landstraßer Hauptstraße 140-142 gelegene Gebäude der Belle Époque besticht mit barock-klassizistischen Formen. Die erste Eigentümerin Hertha Jäger, geborene Mautner-Markhof, eine emanzipierte Frau und Frauenrechtlerin, machte den Ort zu einem gesellschaftlichen und kulturellen Treffpunkt des Wiener Großbürgertums. Zuletzt verfiel die leer stehende, seit 1991 denkmalgeschützte Villa jedoch zusehends.

“Bestehend aus einem Wohnhaus, seinem Pförtnerhäuschen einem dazwischenliegenden Hof mit Einfriedung und dem malerischen Garten entspricht die Villenanlage dem Charakter eines barocken Gartenpalais. Im Kontrast dazu übernimmt Franz Neumann (der Architekt, Anm.) als Baustruktur der Villa den Typus eines Schweizer Cottage Hauses und führt diesen erstmals in die späthistoristische Stadtvillenarchitektur ein”, beschreibt das Bundesdenkmalamt das Bauwerk und seine Anlage. Bei der Inneneinrichtung setzte Hertha Jäger auf die heimische Avantgarde.

Die Wiener Secession drehte sich um dieses Haus und seine Nachbarschaft, die drei Töchter des Industriellen Karl Ferdinand Mautner-Markhof spielten dabei eine bedeutende Rolle. Editha, die den Secession-Künstler Koloman Moser heiratete, lebte nebenan. Eine andere Tochter heiratete den Maler Josef Engelhart, dessen Atelierhaus vom Garten aus sichtbar ist. Hertha, die dritte Tochter und frühere Besitzerin der Villa, engagierte sich wie ihre Mutter in der Frauenbewegung und förderte passioniert die Kunst- und Kulturszene.

Da lag es nahe, für ein Jahr Kunst und Kultur in der Villa entsprechenden Raum zu geben. Kunstmanagerin Kaiser und ihr Geschäftspartner Axel Walek, Gründer der Galerie Node Contemporary, sind Initiatoren des Projektes “Stadtpalais” mit der Mission, “das historische Gebäude aus dem Dornröschenschlaf zu wecken und es wieder der ursprünglichen Bestimmung als Sammelplatz für Kultur zu öffnen”. Es soll ein “transmedialer Ort sein”, so Kaiser, “wo die Salonkultur von früher auflebt.”

Neben Ausstellungen will man und auch “ein Literaturprogramm, Kunstveranstaltungen, Panels und vieles mehr” bieten. Am 22. Juni liest etwa Oroschakoff aus seinem neuesten Buch, bei Schönwetter im mit Rosen umrankten Garten.

Ein Besuch lohnt in doppelter Hinsicht. In erhabener Location können die Werke – Bilder wie Skulpturen – so unterschiedlicher Künstler wie Theo Altenberg, Franceso Clemente, Georg Dokoupil, Kerstin Grimm, Leiko Ikemura, Arnulf Rainer oder die bereits erwähnten betrachtet werden. Zugleich lässt sich das Gebäude, die Räumlichkeiten mit Thonet-Möbeln und Lobmeyr-Lustern sowie die damals hochmodernen Einbauten – wie ein Speiseaufzug mit Gegensprechanlage oder ein Viktorin-Küchenherd, vor dem nun äußert fotogen Tony Craggs Skulptur “Grenze weg” platziert wurde – bewundern.

(S E R V I C E – Informationen zu einem Besuch der Ausstellung sind nur nach Registrierung unter http://nodecontemporary.com erhältlich. Zutrittstage und -plätze sind stark limitiert.)

Von: apa