Die Krönung von König Charles III. findet am 6. Mai statt

Vor Krönung von Charles III.: Interesse an Royals schwindet

Dienstag, 25. April 2023 | 10:48 Uhr

Weniger als zwei Wochen vor der geplanten Krönung von König Charles III. (74) am 6. Mai haben Meinungsumfragen Zweifel an der Begeisterung der Briten für ihr Königshaus aufkommen lassen. Eine Mehrheit der Untertanen (58 Prozent) ist offenbar gar nicht interessiert an den Royals, wie beispielsweise eine YouGov-Umfrage im Auftrag der BBC ergab, die am Wochenende veröffentlicht wurde. Bei jungen Erwachsenen gibt es sogar mehr Monarchiegegner als -befürworter.

Der Chef der Organisation Republic, Graham Smith, die sich für eine Abschaffung der Monarchie in Großbritannien einsetzt, sieht das Königshaus gar in der Krise. Mit dem Tod Queen Elizabeths II. habe die königliche Familie ihr Zugpferd verloren, sagte Smith bei einer Pressekonferenz am Montag in London. Er fügte hinzu: “In den vergangenen Jahren ist die Monarchie geschrumpft von einem Balkon voller Royals, Prinzen und Prinzessinnen auf vier Menschen, bei denen es sich offensichtlich um Charles und Camilla, Kate und William handelt.” Hinzu kämen Prinz Andrew und Prinz Harry, die von der Seitenlinie aus für Probleme sorgten.

Dass Charles es schwerer haben dürfte als seine Mutter, die Briten bei der Stange zu halten, glaubt auch der Meinungsforscher John Curtice von der Universität Strathclyde in Glasgow. Dabei sei der Rückhalt für die Monarchie für Charles und seine Nachfolger das A und O, schreibt der Wissenschafter in einem aktuellen Bericht zur Lage der Monarchie, den die Londoner Denkfabrik “UK in a Changing Europe” am Dienstag veröffentlichte. “Aktuell mag die Monarchie sicher erscheinen, aber das Fundament ihrer Unterstützung in der Bevölkerung müsste gestärkt werden”, so Curtice.

Curtice verweist darauf, dass die Zustimmung zur Monarchie heute deutlich niedriger ausgeprägt sei als noch vor einigen Jahrzehnten – vor allem unter jüngeren Britinnen und Briten. So gaben beispielsweise in einer Umfrage des Instituts Ipsos im Jänner demnach 64 Prozent der Briten an, die Monarchie einer Republik mit gewähltem Staatsoberhaupt vorzuziehen. Einen direkten Vergleich gibt es nicht, aber bei einer Umfrage im Jahr 1983 waren immerhin noch 86 Prozent der Briten der Meinung, es sei wichtig, eine Monarchie zu sein.

Laut der aktuellen YouGov-Umfrage sind es sogar nur noch 58 Prozent der Briten, die finden, dass ihr Land auch in Zukunft eine Monarchie sein solle. Genausoviele brachten aber auch zum Ausdruck, dass sie kein Interesse an der Königsfamilie haben. Seine Bemühungen, die Briten von der Überflüssigkeit des Königshauses zu überzeugen, träfen immer mehr auf offene Ohren, konstatiert der Monarchiegegner Smith.

Besonders deutlich ist das Desinteresse bei jungen Briten. YouGov zufolge gaben 78 Prozent der jungen Erwachsenen im Alter zwischen 18 und 24 Jahren an, kein Interesse an den Royals zu haben. In dieser Altersgruppe ist auch die Zahl derjenigen, die sich für eine Republik mit gewähltem Staatsoberhaupt aussprechen, mit 38 Prozent größer als die der Monarchieanhänger (32 Prozent).

Smith und seine Mitstreiter wollen bei der Krönung am 6. Mai mit etwa 1.000 Menschen die Prozession des Königs und seiner Frau Camilla (75) in London mit lautstarkem Protest begleiten. Geplant sind Rufe wie “Not my king” (Nicht mein König) und Protestplakate. Von Eierwürfen riet Smith ab: “Das ist keine besonders schlaue Art des Protests”, sagte er.

Auch in anderen Teilen der Welt schwindet die Unterstützung für das britische Königshaus, wie der Verfassungsrechtler Craig Prescott von der walisischen Universität Bangor in dem Bericht der Denkfabrik “UK in a Changing Europe” ausführt. Charles ist Staatsoberhaupt von 15 Ländern, darunter Australien, Kanada und Neuseeland sowie kleineren Staaten in der Karibik und dem asiatisch-pazifischen Raum.

In mehreren Ländern seien starke republikanische Tendenzen zu beobachten, und es werde auch aktiv über eine Loslösung von der britischen Krone diskutiert. Das betreffe neben Inselstaaten wie Antigua und Barbuda etwa auch Australien. Barbados hat den Schritt bereits im Jahr 2021 vollzogen. “Prinzipiell gibt es keinen Grund, warum eine solche Neubewertung nicht auch im Vereinigten Königreich stattfinden sollte”, meint Prescott. Am wahrscheinlichsten sei dies, wenn sich die öffentliche Meinung grundlegend ändere – etwa in Zeiten des wirtschaftlichen oder politischen Umbruchs.

Von: APA/dpa