Mit Folklore oder der Pflege religiösen Brauchtums hatte die Prozession im südfranzösischen Perpignan wenig zu tun, der Umzug aber sorgte für Aufsehen. Erstmals seit 150 Jahren sind Landwirte und katholische Geistliche in der Großstadt nahe der spanischen Grenze am Samstag gemeinsam aufgebrochen, um den Schutzpatron der Bauern in der katalanischen Region um Regen zu bitten. Es ist dringend, denn schon seit Monaten ist in der ohnehin trockenen Region sehr wenig Regen gefallen.
In weiten Teilen Frankreichs sieht es ähnlich aus, die Grundwasserreserven sind erschöpft und die Regierung ist alarmiert. Droht nach 2022 ein zweiter Dürresommer? Die Regenbilanz für die Wintermonate zumindest ist verheerend: Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1959 hat es in Frankreich im Winter noch nie so langanhaltend keinen Regen gegeben, berichtete der Wetterdienst Météo France. Das führte zu einer für die Jahreszeit bemerkenswerten Austrocknung der Böden, die bereits durch die Dürre im Sommer 2022 geschwächt wurden. Niederschläge im März haben die Situation inzwischen in einem Teil Frankreichs wieder verbessert. Im Süden des Landes aber ist es weiterhin trockener als normal, teilte Météo France mit.
Unmittelbarer Auslöser der jüngsten Trockenperiode war nach Angaben der Meteorologen zwar ein Hochdruckgebiet, das Niederschläge über Wochen von Frankreich fernhielt. Wie eine im Februar vorgelegte Studie der nationalen französischen Forschungsorganisation (CNRS) aufzeigt, führt der Temperaturanstieg im Zusammenhang mit dem Klimawandel in Europa allerdings dazu, dass Umfang und Ausdehnung der Hochdruckgebiete sich ausweiten – mit zunehmender Trockenheit als Folge.
Einige Departements vor allem im Süden Frankreichs ordneten bereits Einschränkungen an. Das Bewässern von Gärten und Sportstadien, das Auffüllen von Swimmingpools oder das Autowaschen wurden verboten – eine für die Zeit des Jahres bisher nie da gewesene Beschränkung. Präsident Emmanuel Macron rief zum nationalen Wassersparen auf. “Wir haben einen trockenen Winter und zum entscheidenden Moment zu wenig Regen, der ein Auffüllen unserer Grundwasserreserven ermöglicht”, sagte Macron. “Wir wissen also, dass wir, wie im letzten Sommer, mit Problemen der Verknappung konfrontiert sein werden.” Statt knappes Wasser kurzfristig zu reglementieren, gelte es, frühzeitig zu planen.
Der Hilferuf an die Kirche in Perpignan, doch mit einer Prozession um Regen zu beten, kommt von Weinbauer Georges Puig. “Überall in Frankreich regnet es, nur nicht bei mir”, klagte er kürzlich. Wie der erste Vikar der Kathedrale Saint-Jean Baptiste, Abbé Christophe Lefebvre, sagte, führte die Prozession von der Kathedrale über das historische Stadttor bis zum Fluss Têt. Dabei wurden Reliquien des heiligen Galderic mitgeführt, dem Schutzpatron der Bauern. Mit den Reliquien stellten die Betenden sich in das nahezu ausgetrocknete Flussbett. Rund 100 Menschen beteiligten sich an dem Umzug. Mit der Prozession wird eine westgotische Tradition aus dem Mittelalter wiederbelebt.
Die zunehmenden Trockenperioden machen den Winzern im Mittelmeerraum zu schaffen. Der Ausrichtung des Weinbaus angesichts des Klimawandels hatte das französische Weinbau-Institut 2021 schon eine Studie gewidmet. Zu den Empfehlungen gehört, dass die Winzer auf Basis besserer regionaler Klimadaten ihre Produktion und Wassernutzung anpassen. Auch zum Anbau klimaresistenterer Reben wird geraten sowie zu Schritten, den Weinbau möglichst klimaneutral zu gestalten. Langfristig müsse Frankreichs Weinsektor sich auf die nötigen Anpassungen an den Klimawandel einstellen, hieß es kürzlich aus dem Agrarministerium in Paris. Die Regierung wolle beim Erstellen einer Strategie helfen.
Von: APA/dpa
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20 Kommentare auf "Landwirte in Südfrankreich beten bei Prozession um Regen"
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Ist eine Prozision für die Südtirol News- Reporter, und wohl für viele andere wirklich nur noch Folklore und/oder Brauchtumspflege ???
Ist es wirklich mittlerweile außergewöhnlich, dass man bei einer Prozision für jemanden, und um etwas betet ???
Es war in meiner Jugend Unsinn und bleibt es bis heute! Hätten genau die Leute die heute Regentänze aufführen vor Jahren angefangen was für das Klima zu tun, müsste man jetzt nicht solche Berichte lesen!
Wenn Schlimmes passiert, man Gott anfleht es zu verhindern und es geschieht dann trotzdem und man daraufhin einen Vertreter auf Erden fragt warum Gott nicht hilft, dann bekommst du als Antwort :”Das ist ne Prüfung”!
Und jetzt?
Wäre Gott denn dafür zuständig unsere Fehler zu korrigieren?
@N.G… Autoverkehr, Heizungen, Industrie, Flugverkehr, globaler Handel, Schiffverkehr, Erdgas- und Kohlekraftwerke, wie hätten die Bauern da etwas tun können?
@N. G.
“Gottes Wege sind nicht der Menschen Wege .. ”
Das können aber nur Menschen verstehen – die sich im Herzen noch ein Stück Natürlichkeit bewahrt haben. 🙏👍
@Oracle Alle hätten was tun können! Da geb ich nicht nur den Bauern Schuld. Dann heute für Regen zu beten ist absurd! In doppelter Hinsicht.
@Suedtirolfan Tja, siehst du, also wird auch beten nichts nützen. Gott hat uns den freien Willen gegeben. Den haben wir genutzt. Aber zu unserem Nachteil. Und jetzt solls “ER” wieder richten? Wenn man denn schon religiös argumentieren will.
@N.G.
Daß du meinen Satz nicht verstanden hast – wundert mich nun gar nicht !
Meine Mutter sagte früher :
“Der Glaube ist eine Gnade – und eine Gnade kann man verlieren. “
Gott (Mutternatur) wirds richten, op es uns passt oder nicht
Und wenns doof läuft, dann rottet Mutter Natur die Plage aus, nämlich UNS!
@N. G.
sie meinen wohl eher: wenns für mutter natur gut läuft…
@fingerzeig Doof für die Menschheit! Natürlich, was mir persönlich dann nicht leid täte!
@fingerzeig Das Like ist übrigens von mir, grins, vergebe ich hier selten!
Die Menschheit steht wohl kurz vor den sieben Plagen. 💀
Wäre lustig, wenn bei uns die Hoteliers aufn Dorfplatz einen Regentanz aufführen würden…..mit Krawatte und Anzug. 😂😂😂
Keine Angst die stellen dann jemanden an 😂
In Brixen war es früher üblich, bei anhaltender Trockenheit die “heiligen Leiber” in einer Prozession herumzutragen. Meistens hat es geholfen, und wenn es nicht geholfen hat, so hat es zumindest nicht geschadet. Was spricht also dagegen?
stimmt! de hobn ober a brav de nochrichtn verfolg und wenn für de nächstn tag regn gemeldet wurde sein se prozession gongen …. der regn, so isch gsog wortn, wor nor gottes donkn fürs prozesion gien…
ober no sicherer fürs regenwetter wor früher wenn de DURSTeler in de summerferien gongen sein …
@Staenkerer Ganz genau, Wunder wurden in der Kirche schon seit je her gefördert. Du verstehst was ich meine ..! Grins
na, jo, ob der liebe gott und der heilige wie gewunsch spurn wenn de sich erst drauf bsinnen wenn se ums geldtaschfülln ongst hobn müßen bezweifl i fest ….