Spinatstrudel statt Schweinsbraten, Gerstengröstl statt Brettljause, Rauna- statt Speckknödel: Die Franz-Fischer-Hütte in den Radstädter Tauern hat vor drei Jahren alles Fleisch von der Speisekarte gestrichen. Sie ist damit die erste und einzige Schutzhütte in Österreich, die ausschließlich vegan-vegetarisch kocht. Die Pächter wollen mit dem Verzicht auf Fleisch mehr Bewusstsein für eine nachhaltige Ernährung wecken – auch wenn ihr Schritt am Anfang für viel Skepsis sorgte.
Sie habe schon früher nicht mit besonders viel Fleisch gekocht, sagt Evelyn Matejka, die die Hütte auf 2.020 Metern Seehöhe im sechsten Sommer führt. “Ich forciere die Pflanzenküche schon lange und habe gemerkt, dass die Gäste das vegane Essen super annehmen.” Von den Wanderern und Bergsteigern, die auf der Hütte übernachteten, hätten sich beim Abendessen fast alle für die fleischlose Alternative entschieden. “Da dachte ich, dann geht es gleich ohne Fleisch.” Zugleich sei die Umstellung durch Skandale in der Fleischindustrie befeuert worden. “Das war auch eine Tierwohl-Entscheidung.”
Die Gäste hätten vom Start weg positiv reagiert, berichtet die 46-Jährige. “Sogar eingefleischte Fleischesser sind überrascht, wie nahrhaft das Essen ist und wie gut es schmeckt.” Einzig im Internet sei es zu negativen Reaktionen gekommen. “Dann passiert es, dass dir Leute, die vermutlich noch nie bei uns auf der Hütte waren, den Konkurs wünschen.” Der Österreichische Alpenverein als Hüttenbesitzer sei von der Idee zunächst nicht ganz überzeugt gewesen, erzählt die ehemalige OP-Schwester. “Es hat geheißen, ob man nicht doch ein paar Würstel und Speck anbieten kann. Aber diese halbe Sachen sind eine so typisch österreichische Lösung. Das wollte ich nicht.”
In der Küche wird die Salzburgerin von einer Helferin und einem Sherpa aus Nepal unterstützt. Das fleischlose Kochen ist mit viel Aufwand verbunden. “Es braucht eine größere Menge, damit der Gast satt wird. Und es muss viel geschält und geschnitten werden.” Zudem backe sie jeden Tag fünf bis zehn Kuchen, die Hälfte davon vegan. Die Gerichte kommen ohne ausgefallene Zutaten und komplizierte Zubereitung aus, sagt die Chefin. Verkocht werde nur, was in der Region wächst. “Es gibt bei uns kein Quinoa, keine Cashew-Nüsse, keine Avocado.” Matejkas kulinarisches Repertoire umfasst mittlerweile mehrere Dutzend Speisen. “Es war ein harter Weg, das zu entwickeln. Alles Learning by Doing.” Bei den veganen Kuchen – ohne Ei – habe der Prozess fast drei Jahre gedauert. “Auch weil ich nicht im Supermarkt irgendeine vegane Backhilfe kaufen wollte.”
Nachhaltigkeit auf der über eine steile Forststraße versorgten Hütte heißt nicht nur fleischlose Küche. Eingekauft wird so gut wie alles in Mehrweggebinden, das Bio-Gemüse kommt unverpackt in Kisten, Joghurt und Milch in Edelstahlkannen. Das spart auch Müll: Lediglich fünf bis sechs Säcke im Monat bringen die Hüttenwirte mit ihrem Pick-up ins Tal. 2020 wurde eine Biokläranlage errichtet, für den Strom sorgt eine vom nahen Bergsee gespeiste Turbine – sofern der Altschnee für genug Schmelzwasser sorgt. Doch nach dem warmen Frühsommer ist der Pegel des Sees heuer so niedrig wie sonst erst im Herbst. Darum ist Stromsparen angesagt. Denn das Diesel-Aggregat wollen die Hüttenleute so wenig nutzen wie möglich.
An normalen Tagen werden rund 200 Gäste versorgt, an starken Wochenenden können es auch 600 werden. Erst am Abend wird es meist ruhiger – mit 34 Betten gilt die Hütte als klein. 2021 wurde die Franz-Fischer-Hütter mit dem Umweltgütesiegel des Österreichischen Alpenvereins ausgezeichnet. “Es war für uns überraschend zu sehen, wie schnell unser Bekanntheitsgrad gestiegen ist. Und zwar nicht, indem wir versucht haben, es allen recht zu machen, sondern indem wir ganz bewusst Nein zu bestimmten Dingen sagen – etwa Nein zum Fleisch”, betont Tom Burger. Der 56-Jährige ist der Partner von Matjeka. Beide haben sich kennengelernt, als der Südtiroler 2018 während einer Auszeit von seinem Job den Alpenbogen durchwanderte und bei der Franz-Fischer-Hütte Halt machte. Vor zwei Jahren gab er seinen Manager-Beruf schließlich ganz auf – und ist seitdem zweiter Hüttenwirt.
“Wir wollen hier die Themen spürbar machen, die uns auch persönlich bewegen – das sind die Themen Ernährung, Gesundheit und Nachhaltigkeit”, erzählt Burger. “Wir versorgen jede Saison zwischen 15.000 und 20.000 Gäste mit Essen. Und die können im kleinen Bereich Ernährung erleben, wie man durch weniger Fleischkonsum den CO2-Fußabdruck verringern kann.”
Die beiden Hüttenwirte haben zwar eine Mission, sehen sich aber nicht als Missionare. “Wir wollen ja nicht, dass nur Veganer kommen. Und es muss nicht jeder Hüttenwirt auf Fleisch verzichten.” Es gibt Schutzhütten, die nur zwei Mal in der Saison vom Hubschrauber versorgt werden, weil es weder Seilbahn noch Zufahrtsstraße gibt. Diese tun sich mit frischen Lebensmitteln im Angebot naturgemäß schwer. “Aber es wäre schön, wenn auch andere Hütten unseren Weg einschlagen würden”, so Burger und Matejka.
Von: apa
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37 Kommentare auf "Tierwohl und Klimawandel: Alpenvereinshütte sagt Adieu zu Fleisch"
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Nor schau mor amol ,wiea long sie es überleben aff a Almhütt kuan Fleisch zu serviern!
i honn mir es gleiche gedenkt
Dai dai… Da wird doch teilweise nur gesoffen..!
haben schon ein paar in Petersberg probiert….hat leider nicht funktioniert
wenns Bier genua gib brauchts koa Fleisch 😉
@alpenfranz
Du meinst die Petersberger Leger…
Es hat schon funktioniert. Nur hat die Führung nicht genug geboten als es nach den 5 Jahren wieder zur Ausschreibung kam. Ein Anderer hat mehr geboten und hat dann weitergemacht. Wir sprechen von einer Pachtalm.
Oder der Sonderstatus als Vegetarieralm wäre vor der Ausschreibung ins Gewicht gefallen, die Führung h
Überhaupt, Fleisch ist auf der Alm gar nicht so so wichtig. Die Touristen haben bereits am Abend am Menu verschiedenes Fleisch. Da ist nur recht wenn man zu Mittag kein Fleisch ist. Und bei den höheren Preisen (Getreidekrise) fällt dem Almwirt nicht schwer Fleisch wegzulassen.
Klassse! Auch wenn ich kein Vegetarier bin, finde ich das gut. Man muss nicht immer Fleisch/Wurst haben.
Sind wir uns vollkommen einig! Da gibt es auch guten Käse und damit…!
das finde ich super. ich wünsche euch viel Erfolg und viek Glück bleibt gesund! ich bin schon seid über 30 Jahren vegetarierin/veganerin und mir geht es gut damit. ich kann das Tierleid nicht ertragen!
SUPER !! So ein Angebot würde ich bei uns in Südtirol sofort unterstützen ❤️
nor amol mohlzeit – isch jo ok – an solit und a stuk broat hosch – a kaminwurz hon i mit –
Super dann weiß ich schon mal auf welcher Schutzhütte ich nicht halt machen muss
Super SN dass ihr darüber berichtet, hoffentlich gibt es Nachahmer hier in Südtirol!!!
sollte Vorbild sein.Daumen hoch!!
Bravo! Funktioniert auch im Alltag: Fleisch und Wurst, ” Südtiroler Speck”, baut auf Tierleid und Ausbeutung der Natur auf, ist Klimakiller Nr.1. Mehr Gesundheit für die Welt, gerechte Verteilung , gegen Hunger in der Welt bei fleischlosen Essen. Wer Fleisch isst, handelt verantwortungslos.
@wellen
Jeder soll sich ernähren, wie er es für richtig hält und das einfach auch für sich behalten. Mit dieser dämlichen Missioniererei und anderen ein vermeindlich schlechtes Gewissen einreden wirst den Hunger in der Welt sicher nicht lindern oder besser verhindern können. Das einzige was du damit bewirkst ist nur, dass du anderen auf die Nerven gehst!!!!
Die Schweine sind wohl eher nicht der Klimakiller Nr. 1. Denke da mehr an die menschliche Spezies. Aber so sind wir eben, schieben die Schuld immer anderen zu, in diesem Falle den armen Schweinen!
Vegetarische Ernährung ist das schlimmste für die Gesundheit, ganz einfach weil sie nicht artgerecht ist und nicht der Biologie und dem natürlichen Stoffwechsel des Menschen entspricht die sich in Millionen von Jahren durch das Verzehren von Fleisch, seien es große oder kleine Tiere, herausgebildet hat.
Außerdem sterben beim Anbau von Pflanzen genauso viele Tiere, halt solche die nicht auffallen z.B. jede Menge Kleintiere beim Einsatz von Maschinen bei der Ernte uvm.
super bravo es braucht net überall Fleisch auf der Alm gibt es auch viele andere Spezialitäten wo’s sogor passender sein
oje oje
nor mochmor amoll an mortz bougn um der hitt🤣👍🏻
..Für MICH ist das Quatsch, was soll das?
Die Welt RETTEN?
Kann jeder machen wie er will, aber wenn ich in einer ÖFFENTLICHEN Hütte in den Bergen kein speckbrot mehr bekomme kann mir nein die gestohlen bleiben..
Und weil Veganer ja sooo natürlich und tiefreund sind.
Nein, nicht nach Afrika, schaut mal in den Garten, die NATUR mordet, killt und frisst sich gegenseitig lebendig auf dass sich die Balken biegen..
Aber wie gesagt..jedem das seine
nochor brauchmor woll koan Vieh (Schafe, Pferde und Kälber) mehr af di Almen bringen weil isch net vegan 😁
… de werdn auf Dauer ober Einbußen hobm. Net jeder mog des Zuig.
finde ich super! wollte immer schon vegan fix bleiben, leider nur ein Jahr geschafft. die Umstände sind einfach herausfordernd….
. . .versteh des nicht…..Fleisch kann man doch essen, ….. jede Kuh ernährt sich vegan 😀
Im Rucksock hot olls Plotz wos man brauch,Speck,Kas,Kaminwurzn umd 1/4e Roatn! 😂
Super! Bin keine Vegetarierin aber wenn ich manchmal die Speisekarten usw. auf de Hütten anschau, sind sie schon sehr fleischlastig. Käseknödel, Spinatknödel, Rohnenknödel, alle möglichen Schlutzer, Kaiserschmarrn, Omeletten, Kartoffeln mit Spiegeleier, Salatgerichte, es gibt so viel Gutes ohne Fleisch. Und sie sagen ja- es müssen nicht alle machen- aber der eine oder andre!? Wienerschnitzel und Schweinsbraten sind beim Wandern eh nicht das Richtige.
jeder wie er es mog!
es werd woll hoffentlich no hütten in der nähe gebn sunscht hoaßts holt: routenänderung ba der planung, den aufzwingen lossat i mir de kost sicher nit!
Dir wird ja nix aufgezwungen; und die servieren sicher nicht (nur) Tofu, Seitan und wie das ganze komische Zeugs heißt. Von dem halt ich auch nichts. Aber wenn man die südtiroler oder auch Mediterrane Küche anschaut, gibts schon sehr sehr viele sehr leckere Gerichte, die eben auch fleischlos manchmal sogar vegan sind: Nudeln mit allen möglichen Pesti und Saucen, Schlutzer, Polenta, Gerste, Knödel, ….
Die Kommentare hier beweisen mal wieder, dass das Gros der Südtiroler einfach beschränkt ist. Bloß nichts Neues probieren oder mal akzeptieren, dass sich die Welt außerhalb von Südtirol weiter dreht. Immer schön stehen bleiben und alles so weiter machen, wie man es schon immer gemacht hat.
@DetlefSchmidt
Solch eine dämliche Aussage!🙄🤦🏼♂️😤🤢🤮!!Was fällt dir überhaupt ein,uns Südtiroler als “beschränkt”zu bezeichnen😠🤬😡❓❓❓!!Bin selbst Restaurantkoch☝🏻…jeder sollte essen und bestellen können was er bevorzugt und was angeboten wird,schliesslich zahlt der Gast dafür☝🏻❗Ob Fleisch🥩🍖,Fisch🐟, oder auch nur Salat🥗oder Gemüse🥦🥕🍆!!!!
Bleibe bitte🙏🏻 in Deutschland und iss von mir aus 5x wöchentlich Kartoffeln🥔,in allen möglichen Varianten und Zubereitungsmöglichkeiten!!!👍🏻🔝👏🏻Machst uns damit nur einen Gefallen!!!😁😉
Das bedeutet also, dass sie mir anstandslos ein rein veganes Menü kochen, wenn uch ihr Restaurant besuche?
@DetlefSchmidt
Natürlich,aber bestehend nur aus Kartoffeln🥔:Zuerst den “kl.Gruss aus der Küche”,dann kalte Vorspeise,Suppe,warme Vorspeise,Zwischengericht,Hauptspeise und schliesslich Dessert!😁😝
Alles ganz vegan.😅😂🤣
jeder sollte das machen, wovon er überzeugt ist. vegan, vegetarisch oder einfach nur traditionell
Klasse,da kehre ich sicher mal ein,denn es geht sehr gut OHNE Fleisch,denn ein Schnitzel oder Steak benötigt 3000 liter Wasser um zu wachsen 😡👌😝
Es mießat jo nit glei “vegan” sein, “vegetarisch” tats vi mir aus ah… weil a die Gerichte wie Knödel, Nudel usw. ohne Butter vielleicht wirklich nit sou guet schmeckn odr a Spiegeleier mir Röster usw.!