Kampf gegen Fake News wird immer aufwendiger

Google-Kampagne gegen Fake News über Ukraine-Flüchtlinge

Montag, 13. Februar 2023 | 11:22 Uhr

Der Internetriese Google will Fehlinformationen über ukrainische Flüchtlinge bekämpfen. Dazu weitet das Google-Tochterunternehmen Jigsaw eine entsprechende Video-Aufklärungskampagne auf das deutschsprachige Internet aus. Das kündigte das Unternehmen am Montag in Berlin an. Bisher hatten sich die vorbeugenden Aktivitäten auf Polen, die Tschechische Republik und die Slowakei konzentriert.

Die Kampagne basiert auf Untersuchungen von Psychologen an den britischen Universitäten Cambridge und Bristol, die ein Konzept der Fehlinformation-Vorbeugung (“Prebunking”) entwickelt haben. Dabei sollen die Zuschauerinnen und Zuschauer dafür sensibilisiert werden, wenn vermeintlich neutrale Informationen nur dazu gedacht seien, Menschen etwas vorzugaukeln, was nicht der Wahrheit entspricht. Ein Anzeichen für manipulative Inhalte sei Sprache, die emotional berühre. Verdächtig sei auch, wenn bestimmte Gruppen pauschal für Missstände verantwortlich gemacht würden, die sie gar nicht zu vertreten hätten.

Ein Video aus der Kampagne zeigt beispielsweise drei Freundinnen, die sich abends in einem Beisl treffen und unterhalten. Eine von ihnen drängt früh zum Aufbruch, weil sie Angst habe, nachts auf der Straße von ukrainischen Flüchtlingen überfallen zu werden. Die beiden anderen Frauen beruhigen ihre Freundin und weisen darauf hin, dass die meisten der Flüchtlinge Frauen und kleine Kinder seien. Sie bezeichnen die Gerüchte im Netz als “reine Panikmache”. “Manche Leute wollen uns gegen die Ukrainerinnen und Ukrainer aufbringen, die vor dem Krieg fliehen. Es ist einfacher, Menschen zu beeinflussen, die Angst vor etwas haben und die Aufmerksamkeit von dem wahren Grund abzulenken, warum die Flüchtlinge hier sind”, heißt es in dem Film.

Die Aufklärungsvideos seien im Herbst und Winter 2022 in Polen, Tschechien und der Slowakei jeweils von fast einem Drittel der Bevölkerung angesehen worden, sagte Beth Goldberg, die Leiterin der Forschungsabteilung von Jigsaw. Insgesamt seien sie über 37 Millionen Mal aufgerufen worden.

Goldberg betonte, die Desinformationsgeschichten über ukrainische Flüchtlinge zielten vor allem darauf ab, die Ukrainer als eine Bedrohung für die Gesundheit, den Wohlstand und die Identität der EU-Bürger darzustellen. “Falsche Geschichten, oft mit manipulierten Videos und Bildern, die sich als seriöse Medien ausgeben, haben die Ukrainer für die rücksichtslose Zerstörung von Eigentum, die Ausbreitung von Krankheiten und schwere Einschnitte in den Lebensstandard der Europäer verantwortlich gemacht, obwohl die behaupteten Schäden nie eingetreten sind.”

Jigsaw will die Aufklärungskampagne im Laufe des Jahres nicht nur auf Deutschland ausweiten, sondern auch auf Indien. Dabei setze man auch auf lokale Partner. Weitere Experimente seien in Planung.

Von: APA/dpa

Kommentare

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6 Kommentare auf "Google-Kampagne gegen Fake News über Ukraine-Flüchtlinge"


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Hustinettenbaer
1 Monat 10 Tage

Auch ein deutscher Politiker verbreitete Telegram-Troll-Nachrichten. Ohne Beweise oder Zahlen schwurbelte Merz “über eine größere Zahl” “Sozialtourismus dieser Flüchtlinge nach Deutschland, zurück in die Ukraine, nach Deutschland, zurück in die Ukraine.”
Wegen heftigen Gegenwinds entschuldigte er sich für die “Wortwahl”.
Rotzfrech. Erst Gerüchte verbreiten und dann insinuieren, “dass in Deutschland freie Meinungsäußerung nicht mehr möglich wäre.” Damit sei Friedrich Merz – gewollt oder nicht – letztendlich “im Dienste russischer Propaganda” unterwegs.”
 
Aussage zu Ukrainern: Wie Merz Kreml-Propaganda verbreitete | tagesschau.de

N. G.
N. G.
Kinig
1 Monat 10 Tage

Eher wars Fischen am rechten Rand. Ein Versuchsballon. Die Schwesterpartei im Süden ist da schon mutiger!

Frank
Frank
Universalgelehrter
1 Monat 10 Tage

@Hustinettenbaer Die Fake News der Kreml Propaganda, bzw. die Aussage von Merz, kannst Du ganz einfach entlarven, indem Du Dich mal an der A15 zwischen Spreewalddreieck (oder noch besser, Cottbus-Süd) und Grenzübergang Bademeusel postierst, 2 Stunden reichen da locker. Du könntest überrascht sein.

Alternativ geht auch die A4 zwischen Görlitz und Dresden, dank Flixbus mit größerer Trefferquote.

Hustinettenbaer
1 Monat 10 Tage

@Frank
A15 und A4-Grenzübergang nutze ich sehr selten.
Wenn Merz fundierte Hinweise für Betrug erhielt, erwarte ich als Steuerzahler, dass er seinen medialen und politischen Einfluss einsetzt, um aussagekräftige Zahlen zu erhalten.

N. G.
N. G.
Kinig
1 Monat 10 Tage

Die selben zzm Teil irreführenden Informationen erhält man bei Migranten und Flüchtlingen aus anderen Ländern. Wort für Wort gleich! Sie sind bauschal gefährlich, unser Wohlstand ist gefährden usw. Und dagegen wird NICHTS getan. Im Gegenteil, gewisse Parteien schüren das Ganze noch!

Blitz
Blitz
Universalgelehrter
1 Monat 9 Tage

Nicht alles “Gute”, kommt aus der UK .

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