Leiter europäischer Nationalbanken haben am Montag im Rahmen einer Diskussion beim Europäischen Forum Alpbach die Notwendigkeit eines konsequenten Kampfes gegen die hohe Inflation betont. “Viel Licht am Ende des Tunnels” ortete dabei Joachim Nagel, Präsident der Deutschen Bundesbank. Die Inflation sei “ein bisschen gezähmt worden, aber zähmen ist nicht genug.” Nagel zeigte sich jedoch optimistisch, dass man im kommenden Jahr besser dastehen werde.
Nagels Äußerungen erfolgten im Zuge der von Robert Holzmann, Gouverneur der Österreichischen Nationalbank (ÖNB), in seiner Eigenschaft als “Moderator” ausgerufenen “Schlacht der Gouverneure”. Diese verlief im Tiroler Bergdorf jedenfalls harmonisch. In den vergangenen 18 Monaten “war es leicht, Notenbanker zu sein”, so Nagel – das Handeln sei angesichts steigender Inflation mit Erhöhen der Leitzinsen durch die Europäische Zentralbank (EZB) vorgegeben gewesen. Dass das auch Nebeneffekte habe, sei leider erwartbar gewesen. Die Kerninflation sei jedoch weiterhin zu hoch. “Die Inflation ist ein gieriges Biest”, wiederholte der DB-Präsident einen eigenen Ausspruch.
Die Teuerung sei durch Schocks wie den Ukraine-Krieg und die steigenden Energiepreise angeheizt worden, so Signe Krogstrup, Gouverneurin der Nationalbank Dänemarks. Geldpolitik könne solche Ereignisse nicht verhindern, aber dafür sorgen, dass die ausgelöste Inflation nicht aus dem Ruder laufe. “Es wird auch weitere solche Schocks geben”, warnte Krogstrup mit Verweis etwa auf die Klimakrise.
“Jede Finanzkrise entwickelt sich anders”, blies Nagel in ein ähnliches Horn. Man könne sich zwar vorbereiten und aus der Vergangenheit lernen, dennoch “wird die nächste Krise anders aussehen”. Deshalb sei neben guter Vorbereitung auch “Flexibilität” gefragt, verwies Nagel auf die immer größere Geschwindigkeit, in der Lösungen auf den Tisch müssten.
Leitzinserhöhungen seien jedoch auch ein “zweischneidiges Schwert”, mahnte Anita Bezhoska, Gouverneurin der Nationalbank Nordmazedoniens. Einerseits würden diese Banken helfen, Kapitalpuffer zu erwirtschaften, andererseits würden sich für Banken auch Risiken etwa bei Krediten auftun. Die Stabilität des Finanzmarktsystems müsse gewahrt bleiben, dabei sei auch Bankenregulierung wichtig.
“Ich mag Banken viel mehr, wenn diese Profite machen”, sagte dazu Nagel. Banken sollten Profite für schlechtere Zeiten zur Seite legen, pflichtete ihm Krogstrup bei. In der Bankenregulierung gebe es indes noch immer “blinde Flecken”, so Nagel. Es gelte, aus Fällen wie der Credit Suisse oder der Silicon Valley Bank “Lehren zu ziehen”. Die Eigenkapitalvorschriften im Rahmen von Basel III gelte es unbedingt umzusetzen. Diese dienten als “letzte Verteidigungslinie” im Falle finanzieller Schwierigkeiten. Auch hier zeigte sich der Deutsche Bundesbank-Chef jedoch die Zukunft betreffend zuversichtlich. Immerhin habe auch die Credit Suisse keine Finanzkrise ausgelöst.
Es müsse auf die Pleite jeder Bank adäquat reagiert werden können – egal, ob es sich um eine kleine oder eine große Bank handle, mahnte Krogstrup ein. Außerdem gelte es zu beachten, dass sich das Bankwesen laufend verändere. Bis vor der Finanzkrise nützte kaum jemand Online-Banking, heutzutage jeder, nannte sie ein Beispiel. Und “nun kommt noch Künstliche Intelligenz dazu”. Banken müssten für dieses sich ändernde Umfeld gerüstet sein, so die dänische Notenbankerin.
Damit auch die Bevölkerung in Finanzfragen besser gerüstet ist, gelte es zudem, auf Bildung zu achten, erklärten Holzmann und Nagel unisono. Bankkunden wüssten oft zu wenig Bescheid, etwa über mögliche Risiken. “Finanzielle Alphabetisierung” sei Gebot der Stunde, so Nagel. Geopolitisch gelte jedenfalls, dass der Ukraine-Krieg enden müsse. “Russland muss diesen furchtbaren Krieg beenden”, appellierte der Deutsche.
Von: apa
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2 Kommentare auf "Inflation: DB-Präsident ortet “Licht am Ende des Tunnels”"
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Die Großbanken sehen Licht am Ende des Tunnels, und fürs Volk wirds immer dunkler am Ende des Tunnels.
Alle Banken haben ja in letzter Zeit Rekordgewinne eingefahren.
möchte einmal die trefferquote dieser vorhersagen in einer statistik sehen?