April-Sitzung beendet

Maßnahmen zur Erhaltung der Berglandwirtschaft im Landtag

Freitag, 08. April 2022 | 18:23 Uhr

Bozen – Mit der Andiskussion über Maßnahmen für die Berglandwirtschaft wurde im Landtag die April-Sitzung beendet.

Beschlussantrag Nr. 567/22: Maßnahmen zur Erhaltung der Berglandwirtschaft (eingebracht von den Abg. Locher, Noggler und Vallazza am 11.03.2022). Der Landtag möge die Landesregierung auffordern, zeitnah zu prüfen, 1. dass alle nur erdenklichen Anstrengungen unternommen werden, um die Bevölkerung allgemein, besonders aber die Berglandwirtschaft angesichts der Preissteigerungen der vergangenen Wochen und Monate zu unterstützen. In der Berglandwirtschaft müssen dahingehend Schritte gesetzt werden, die Erbfolge und damit die bäuerlichen Familienbetriebe zu erhalten. Sie halten die Berglandwirtschaft lebendig und sichern die Kulturlandschaft, obwohl die Löhne durchschnittlich weit unter jenen anderer Berufs-kategorien liegen. 2. konkrete Informations- und Sensibilisierungsmaßnahmen zu unternehmen, die darauf abzielen, dass Konsumenten und auch Touristiker künftig noch mehr auf lokale Produkte zurückgreifen und damit die Produktionskreisläufe nachhaltig unterstützen; 3. dass eine Erhebung in Auftrag gegeben wird, die Details zum Fleischkonsum in Südtirol wiedergibt, damit die künftige Produktion auf den Bedarf der Konsumenten abgestimmt werden kann; 4. dass für all jene Grünlandbetriebe, die über einen Zuerwerb ihre wirtschaftliche Existenz absichern sowie für jene, die unter extremen Bedingungen ihre Hofstellen bearbeiten, besondere Unterstützungs- und Fördermaßnahmen für die Milch- und Viehwirtschaft vorgesehen werden; 5. kurzfristig weitere Maßnahmen zur Erhaltung der Kulturlandschaft in Südtirol zu setzen. Eine ökologisch intakte Natur, die eine nachhaltige Bearbeitung von Wiesen, Wäldern und Almen voraussetzt, ist der wertvollste CO2 Binder über-haupt und leistet damit einen entscheidenden Beitrag zur Erhaltung unseres Lebensraumes. 6. zeitnahe einen Katalog von Ausgleichsmaßnahmen zu erstellen, der die Erhaltung der Kulturlandschaft in Südtirol zum Ziel hat; 7. die vom gesetzlich vorgesehene Doppelnutzung für die Erzeugung elektrischer Energie sowie die im entsprechenden Landesgesetz enthaltenen Maßnahmen zur Elektrifizierung der Bergbauernhöfe unverzüglich umzusetzen; 8. eine Unterstützung für Photovoltaikanlagen auf Dächern sicherzustellen, um die stark steigenden Energiekosten und damit Produktionskosten zu reduzieren und den Eigengebrauch zu fördern; 9. die Kosten des bürokratischen Aufwands für die Bevölkerung allgemein, speziell aber für die Berglandwirtschaft zu reduzieren und abzufedern.

“Die Berglandwirtschaft spielt in Südtirol eine zentrale Rolle, seit Jahren wird dieser Sektor aber vor große Herausforderungen gestellt”, erklärte Franz Locher (SVP). “Eine Bergbauernfamilie kann vom und am Hof langfristig nur leben, wenn die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stimmen. Die Anpassungsmöglichkeiten sind dabei äußerst beschränkt, da die Produktion auf Grund der erschwerten Bedingungen nicht wesentlich gesteigert oder ausgedehnt werden kann. Der derzeitige Kriegszustand hat für die gesamte Bevölkerung, besonders aber für die Berglandwirtschaft gravierende Folgen: Ersten Schätzungen zufolge sollen sich die Kosten für Futtermittel um 35 Prozent, die Treibstoffspesen um 50 Prozent erhöhen. Besonders gravierend ist der Umstand, dass sich die Stromkosten sogar verdoppeln werden. Deshalb müssen in Zukunft Energiemodelle auch speziell für die Berglandwirtschaft gefunden werden, die eine immer größere Unabhängigkeit von fremden Energiequellen sicherstellen.”

Der Bauer möchte eigentlich nicht von Beiträgen leben, sondern von seinen Produkten, meinte Sven Knoll (Süd-Tiroler Freiheit). Der derzeitige Milchpreis ist für die Bauern zu wenig, es könne auch nicht sein, dass Milch billiger als Cola sei. Mit dem Vorschlag für Photovoltaik auf den Dächern könne er sich nicht anfreunden.

Peter Faistnauer (Perspektiven Für Südtirol) meinte, es sei für die Bergbauern bereits fünf nach zwölf. Die Forderungen im Antrag seien ihm zu schwammig. Es gäbe konkretere Vorschläge, etwa einen QR-Code zur Herkunftskennzeichnung, eine Beteiligung an der Kurtaxe, die Nutzung der lokalen Produkte als Voraussetzung für eine Fünf-Sterne-Einstufung usw. Faistnauer fragte, ob man mit der Forderung nach Entbürokratisierung meine, dass das Land die Kosten für den Steuerberater übernehme.

Hanspeter Staffler (Grüne) betonte die Bedeutung der kleinen Bauernbetriebe. Die Forderungen im Antrag seien nichts Neues, die Berglandwirtschaft brauche echte Innovationen. Die bisherigen Maßnahmen würden nicht mehr wirken. Im Antrag stehe nichts von Diversifizierung, Ökologisierung, Renaturierung. Heute bestehe das bäuerliche Einkommen zu zwei Dritteln aus Beiträgen. Für alten Wein in neuen Schläuchen sei man nicht zu haben.

Dieser Beschlussantrag sei eine Beleidigung, erklärte Andreas Leiter Reber (Freiheitliche). Die Menschen, auch die Bergbauern, erwarteten sich, vom Landtag mit konkreten Vorschlägen ernstgenommen zu werden. Es wäre gut, wenn in den Südtiroler Krankenhäusern Südtiroler Milch verwendet würde, aber damit werde man den Milchpreis nicht heben. Eine Erhebung zum Fleischkonsum habe immer wieder dasselbe Ergebnis gebracht. Der einzige Punkt, der einen Sinn habe, sei die Doppelnutzung der Bewässerungsrohre für die Stromerzeugung.

Auf jeden Fall wolle er die Berglandwirtschaft unterstützen, erklärte Helmut Tauber (SVP), auch bei der Forderung zur Stromproduktion und zur Photovoltaik. Faistnauers Forderung zum Tourismus-Euro für die Landwirtschaft könne er nicht mittragen. Der Tourismus habe viele Aktionen, um die Landwirtschaft zu unterstützen, etwa bei Wein und Spargeln, und die Heumilch wäre ohne Tourismus nicht da.
Manfred Vallazza (SVP) dankte für die Zustimmung aus der Tourismusbranche. Leiter Reber forderte er auf, das Anliegen als Bauer mitzuunterstützen und nicht auf Details zu pochen.

Die Behandlung des Antrags wird bei der nächsten Sitzung fortgesetzt.

Vizepräsident Noggler schloss die heutige Sitzung um 18.00 Uhr.

Von: luk

Bezirk: Bozen