Der Rückzug des Ölkonzerns Shell aus seinem Russland-Geschäft wegen des Ukraine-Kriegs schlägt mit mehreren Milliarden Dollar auf die Bilanz des ersten Geschäftsquartals. Wie der britisch-niederländische Energiekonzern am Donnerstag mitteilte, belaufen sich die Belastungen aus fehlenden Gewinnen sowie Kosten in Verbindung mit den Aktivitäten in Russland auf 4 bis 5 Milliarden Dollar (bis zu knapp 4,6 Mrd. Euro). Dies würde die Quartalsbilanz entsprechend belasten.
Weitere Details hierzu sollen bei der Vorlage der vollständigen Geschäftszahlen des ersten Quartals am 5. Mai veröffentlicht werden.
Shell hatte bereits Anfang März angekündigt, sich schrittweise vom russischen Energiemarkt zurückzuziehen und kein Erdöl und Gas mehr aus Russland kaufen zu wollen. In einem ersten Schritt kündigte Shell an, alle kurzfristigen Käufe von russischem Rohöl einzustellen. Auch aus dem Erdgasgeschäft werde sich das Unternehmen zurückziehen hieß es.
Das Unternehmen beschloss nach eigenen Angaben zudem, alle seine Tankstellen in Russland zu schließen sowie die Betankung von Flugzeugen und den Handel mit Schmiermitteln einzustellen. Schon Ende Februar hatte Shell angekündigt, seine Anteile an allen Joint Ventures mit dem russischen Energieriesen Gazprom zu verkaufen.
Die starke Preis-Volatilität in den Rohstoffmärkten werde sich wahrscheinlich auf den Geldfluss aus dem operativen Geschäft (CFFO) negativ auswirken, hieß es in dem heutigen Zwischenbericht von Shell. Der CFFO – Cashflow from Operations – ist bei Ölfirmen eine wichtige Kenngröße. Durch die gestiegenen Ölpreise erhöhen sich die Bewertungen der Ölvorräte in den Büchern. Dies führt in der Kapitalflussrechnung bei der Ermittlung des Cashflows (CFFO) bei Shell und auch bei anderen Ölfirmen zu einem negativen Effekt.
Auch bei den von Ölunternehmen oft genutzten Absicherungsinstrumenten gegen Preisschwankungen sorgt der hohe Ölpreis für einen negativen Effekt auf den Cashflow, da bei steigenden Öl-Preisen die hinterlegten Finanzmittel zur Absicherung der Derivate erhöht werden müssen. Experten sehen beide Einflüsse auf den Barmitteleinfluss aber als temporär an.
Beim Gas- und Ölgeschäft hält Shell unterdessen bessere Ergebniszahlen als im Vorjahr für möglich, hieß es weiter. So habe sich unter anderem die Marge im Raffinerie-Geschäft im Vergleich zum vierten Quartal deutlich erhöht.
Von: APA/AFP/dpa-AFX