Folgen der Corona-Pandemie jetzt spürbar

Schülertransporte: Schwierigkeiten vor dem Start

Freitag, 02. September 2022 | 16:01 Uhr

Bozen – Mit Schulbeginn am kommenden Montag starten die landesweiten Schülertransporte, welche auch heuer vom Konsortium Südtiroler Mietwagenunternehmer (KSM) abgewickelt werden. „Die Organisation derselben stellt dieses Jahr allerdings einige Schwierigkeiten dar“, erklärt KSM-Präsident Martin Plattner.

Seit vielen Jahren wickelt das hiesige Konsortium zuverlässig und kompetent die Schülertransporte für all jene Schüler ab, die keine öffentlichen Verkehrsmittel benutzen können. Es sind jährlich rund 4.000 Schüler, welche von zuhause bis zur Schule und wieder retour gefahren werden. Heuer steht das KSM erstmals vor marktbedingten Schwierigkeiten.

KSM-Präsident Martin Plattner erläutert: „Viele Mietwagenunternehmer haben während der Corona-Krise ihre Tätigkeit entweder eingestellt oder stark reduziert. Dementsprechend fehlen im ganzen Land für die Ausführung des Schülerdienstes die benötigten Unternehmen, Fahrzeuge und Fahrer. Viele Betriebe kämpfen nach wie vor mit den Nachwirkungen der Corona-Pandemie und dem damit zusammenhängenden Zusammenbruch des Personentransportsektors in den letzten zwei Jahren. Dieser Sektor hat sich bis heute kaum erholt, sodass auch jetzt die sonstigen Nebentätigkeiten oftmals nur temporär anfallen.“

Hinzu kommt die Energiekrise und ein „nationales“ Problem: Eine staatliche Verordnung untersagt seit 2019 die Erteilung neuer Ermächtigungen für Mietwagenunternehmen. „Wir befinden uns also aktuell in einem Markt, wo viele Mietwagenunternehmer den Markt verlassen, aber keine neuen nachkommen“, beklagt Plattner und erläutert die Folgen an einem konkreten Beispiel: „So gibt es im Ultental den Fall, dass viele kleine Unternehmen keine Schülerdienste mehr übernehmen, während ein großer Mietwagenunternehmer zwar die Verfügbarkeit hätte, aber eben keine Ermächtigung erhält. In einigen anderen Gemeinden haben wir gar keine Betriebe mehr, sodass Unternehmer aus anderen Gemeinden gesucht werden müssen.“

So könnte es zu Schulbeginn dazu kommen, dass einige Dienste nicht abgedeckt sind. „Trotz der letzten zwei harten Jahre und der aktuellen Marktsituation ist es uns wieder gelungen über 95 Prozent der Dienste über unsere Mitglieder rechtzeitig abzudecken. Das KSM ist bestrebt – in enger Zusammenarbeit und Kooperation mit dem Amt für Personenverkehr und dem Amt für Schulfürsorge, sowie den lokalen Körperschaften – nun so schnell wie möglich für die restlichen 5 Prozent eine Lösung zu finden“, unterstreicht Martin Plattner.

Team K weist auf Schwierigkeiten für Bergbauern hin

Auch das Team K weist auf Probleme hin. In der Schülerbeförderung scheint es nun kurz vor Schulbeginn noch Schwierigkeiten zu geben. Familien berichten davon, dass Fahrten gestrichen wurden oder dass aufgrund fehlender Fahrerinnen und Fahrer die Abdeckung bestimmter Strecken nicht gegeben ist. Dabei stehen vor allem Bergbauern-Familien mit dem Rücken zur Wand: Aufgrund der neu festgelegten Kriterien fallen Kinder, die in der Höhe leben, durch das Raster. Ein besonders kritischer Fall im Schnalstal sorgte kürzlich medial für Aufmerksamkeit. Alex Ploner vom Team K fordert neben einer gerechten Entlohnung für das Fahrpersonal auch die Überarbeitung der Kriterien für die Schülerverkehrsdienste, um künftig die Eltern nicht kurz vor Schulbeginn im Ungewissen zu lassen.

“Wir müssen in einem reichen Land wie Südtirol doch dafür Sorge tragen, dass auch Kinder, die an entlegenen Orten leben, zur Schule kommen. Dabei handelt es sich meist um Bergbauernfamilien, die unsere Landschaft pflegen oder Berggasthöfe, die für den Tourismus wichtig sind. Wenn wir bereit sind, Millionen für ein Nachhaltigkeitsfestival auszugeben, müssen wir auch nachhaltig den Schülertransport für alle Schulkinder garantieren können. Mir ist durchaus bewusst, dass die Organisation des Transportes von Tausenden von Kindern eine jährlich wiederkehrende Mammutaufgabe darstellt. Es darf aber auch nicht sein, dass Eltern wenige Tage vor Schulbeginn noch immer im Unklaren gelassen werden, wie ihre Kinder zur Schule kommen und bei Ämtern, der Landesregierung und sogar bei den Transportunternehmen selbst verzweifelt interveniert und Druck aufgebaut werden muss”, sagt Alex Ploner, Landtagsabgeordneter des Team K.

Tatsächlich würden Fahrer und Fahrerinnen neben ihrer schlechten Bezahlung, den langen Wartezeiten und Turnussen auch die restriktiven Kriterien für die landesfinanzierten Schülerverkehrsdienste bemängeln. Sind z.B. an einem entlegenen Ort nicht wenigstens zwei Kinder durch den Schülerverkehrsdienst abzuholen, werde vom Land Südtirol die Beförderung dieser schulpflichtigen Kinder nicht gewährleistet. Besonders diese Regelung mache es für Bergbauernfamilien äußerst schwierig, ihre Kinder in die Schule oder zur nächsten Bushaltestelle zu bringen und nach der Schule abzuholen. Das Team K will sich mit einer Anfrage Übersicht über die derzeitige Situation verschaffen und hat die Landesregierung schon aufgefordert, die Kriterien zu überarbeiten. So sollen in Zukunft nicht nur die Distanz als Kriterium berücksichtigt werden, sondern auch die Höhenmeter. Am Berg ein wichtiges Kriterium.

Von: mk

Bezirk: Bozen