Von: apa
Beim Signa-Konzern des Tirolers René Benko herrscht zum Jahresende großes Reinemachen. Nach der Holding und der Prime hat nun auch die Development Insolvenz angemeldet. Alle drei streben eine Sanierung mit Eigenverwaltung an, als Quote für die Gläubiger soll es 30 Prozent geben. Die Überschuldung der Development beträgt laut heutigen Angaben rund 1 Mrd. Euro.
Wie die Creditreform und der KSV1870 Freitagnachmittag mitteilten, wurde inzwischen das beantragte Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung am Handelsgericht Wien eröffnet. Zur Sanierungsverwalterin wurde Rechtsanwältin Andrea Fruhstorfer bestellt. Die 1. Gläubigerversammlung wurde für den 15.01.2024 anberaumt. Die Abstimmung Sanierungsplantagsatzung findet am 18.03.2024 statt.
In Insolvenz geschickt wurde mittlerweile auch die Burgenland Jagdpachtgesellschaft mbH. Diese wurde 2018 von der Signa Holding gepachtet, laut Eigenantrag stehen Aktiva in der Höhe von 15.220 Euro Passiva von 563.000 Eurogegenüber, so die Creditreform. Von der Insolvenz sind acht Gläubiger und zwei Dienstnehmer betroffen.
Neues gibt es auch vom gemeinsamen Großprojekt der Signa mit der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG), die zu 100 Prozent im Eigentum der Staatsholding ÖBAG steht. Wie die BIG der APA heute mitteilte, ist das Großbauprojekt Vienna Twentytwo nicht unmittelbar von der Insolvenzanmeldung der Signa Development betroffen. Projektpartner ist die ARE Austrian Real Estate Development GmbH, die zum BIG-Konzern gehört.
“Vier der sechs Bauteile sind bereits fertiggestellt, zwei Bauteile sind aktuell noch in Bau und werden bis Ende 2025 fertiggestellt. Die Bauarbeiten laufen wie geplant, wobei wegen der in der Branche üblichen Betriebsurlaube über die Weihnachtsferien bis 7. Jänner weniger Betrieb auf der Baustelle herrscht”, teilte die Bundesimmobiliengesellschaft mit.
Wie das “profil” und die “Süddeutsche Zeitung” heute berichten, soll für die Signa auch eine Firma des früheren deutschen Außenministers Joschka Fischer (Grüne) tätig gewesen sein. Sie stehe auf der Gläubigerliste. Fischer zog sich 2006 aus der Politik zurück.
Die heute in Insolvenz geschickte Development ist eines der Kernstücke des Signa-Konzerns und wurde 2014 gegründet. Sie beschäftigt sich mit der Entwicklung von Immobilienprojekten, zu den Highlights zählten Immobilien wie das Vienna Twentytwo, der Donaumarina Tower, das Andaz Vienna am Belvedere, das Berliner Bremsenwerk oder die Flüggerhöfe in Hamburg.
Die insolvent gewordenen Firmen des einstigen Tiroler Shooting-Stars René Benko schafften es binnen weniger Wochen auf Rang eins, zwei und fünf der größten Pleiten der österreichischen Wirtschaftsgeschichte nach Passiva.
Justizministerin Alma Zadić (Grüne) deutete am Freitag an, dass sie Änderungen bei den gesetzlichen Bestimmungen zur Bilanzlegung anstrebt. “Wir müssen neue Regeln schaffen, um die gezielte und profitgetriebene Manipulation von Bilanzen auf Kosten der Allgemeinheit zu verhindern”, kommentierte die Ministerin die Signa-Pleiten. “Dass die derzeitigen gesetzlichen Regeln für Jahresabschlüsse nicht ausreichen, zeigen auf dramatische Weise die jüngsten Signa-Insolvenzen.”
Die Signa selbst spricht bei den Insolvenzen von einem “toxischen Mix” aus hohen Zinsen, Inflation, Energiepreisen und Löhnen bei einem gleichzeitigen Nachfrageeinbruch. Weiters wir auf eine Überprüfung durch die Europäische Zentralbank (EZB) verwiesen. Diese habe sich “äußerst negativ auf die Re-Finanzierbarkeit” ausgewirkt.
Im Insolvenzantrag der Development von heute heißt es: “Die Antragstellerin muss daher den Eintritt der materiellen Insolvenz zugestehen.” Das Sanierungsplanerfordernis belaufe sich bei einer 30-prozentigen Quote auf rund 355 Mio. Euro. “Dazu kommen dann auch noch nachrangige Ansprüche der Genussscheininhaber.”
Im Vorstand der Development sitzen Erhard F. Grossnigg, Michael Möstl, Manuel Pirolt und Tobias Sauerbier. Aufsichtsratschef ist Alfred Gusenbauer, sein Stellvertreter Karl Sevelda.