Schockierend: „Ich glaube an Gott und die Dämonen!“

Altavilla Milicia – Eine Woche nach dem Dreifachmord, bei dem der 54-jährige Giovanni Barreca zusammen mit einem Paar seine 41-jährige Frau und seine beiden jeweils 16 und fünf Jahre alten Söhne ermordet hatte, wurde bekannt, dass auch die einzige Überlebende des blutigen „Reinigungsrituals“, die 17-jährige Tochter der Ermordeten, an allen drei Morden beteiligt gewesen war.

Die Jugendliche, die entgegen ersten Meldungen beim Eintreffen der Carabinieri nicht verwirrt, sondern „ruhig und gelassen“ war, legte gegenüber den Ermittlern ein umfassendes Geständnis ab. Im Gegensatz zu den anderen drei Verhafteten, die zu allen Vorwürfen bisher schweigen, schilderte die 17-Jährige detailreich den grausigen Ablauf des exorzistischen Dreifachmords. Schockierend ist, dass sie weiterhin davon überzeugt ist, das Richtige getan zu haben. „Ich glaube an Gott und die Dämonen! Sie waren vom Teufel besessen!“, so die 17-Jährige.

Als die Carabinieri ins Haus eindrangen, lag die Jugendliche schlafend in ihrem Bett. Im Zimmer daneben entdeckten sie die beiden Leichen ihrer Brüder. Ihren eigenen Aussagen zufolge hatte sie wenige Stunden zuvor zusammen mit ihrem Vater Giovanni Barreca und Sabrina Fina und Massimo Carandente an einem blutigen „Reinigungsritual“ teilgenommen. Die Teufelsaustreibung, die vorgenommen worden war, um ihre Mutter Antonella Salamone und ihre beiden Söhne von den Dämonen zu befreien, hatte mit der Auslöschung ihrer gesamten Familie geendet.

Dank der Aussagen der 27-Jährigen, deren Persönlichkeit als „undurchdringlich“ beschrieben wird, können die Carabinieri und die Staatsanwaltschaft nicht „nur“ den grausigen Ablauf des exorzistischen Dreifachmords, sondern auch seine Vorgeschichte rekonstruieren.

Sabrina Fina und Massimo Carandente, die zu einem Netzwerk religiöser Fanatiker gehören und sich selbst als „Diener Gottes“ bezeichnen, suchten auf Bitten des Familienoberhaupts Anfang Januar das Haus der Barrecas auf. Der 54-jährige Giovanni Barreca war davon überzeugt, dass seine Frau Antonella und der Fünfjährige, der sehr an seiner Mutter hing, vom Teufel besessen waren. Mit der Hilfe des Paars aus Palermo hoffte er, die Dämonen aus seinem Haus vertreiben zu können.

Da Giovanni Barreca, Sabrina Fina und Massimo Carandente der Meinung gewesen seien, dass eine Befreiung von den Dämonen nur durch Schmerzen erlangt werden könne, seien die Teilnehmer nach einigen Tagen des Betens zu gewalttätigen „Reinigungsritualen“ übergegangen. Als Antonella Salamone dagegen Einspruch erhoben habe, sei sie nach tagelanger Folter und Quälerei getötet und verbrannt worden. Den Aussagen der 17-Jährigen zufolge seien denselben grausigen Riten nacheinander ihr fünfjähriger Bruder Emanuel und zuletzt der 16-jährige Kevin zum Opfer gefallen. Gleich wie die Mutter seien auch die beiden Söhne zuerst mit Ketten und Elektrokabeln gefesselt und nach endlosen Folterungen getötet worden.

Verstörend ist, dass während der ganzen Zeit, in der ihre Mutter und ihre beiden Brüder gequält wurden, die 17-Jährige mit einer Freundin Kontakt hielt. Dies soll durch sichergestellte Chats auf den entsprechenden Smartphones bezeugt sein.

„Ab einem bestimmten Punkt wurde mir klar, dass ich nicht mehr weitermachen wollte, aber ich tat nichts, um sie zu retten“, soll sie den Jugendrichtern gesagt haben, denen sie gestand, am grauenhaften Ritual beteiligt gewesen zu sein. In ihrem Zimmer stellten die Carabinieri alle drei Smartphones der Opfer sicher. Die Ermittler mutmaßen, dass die erwachsenen Täter sie ihr gegeben hatten, um jeglichen Kontakt der Opfer mit der Außenwelt zu unterbinden. In der Tat hatte sich ihre Mutter hilfesuchend an sie gewandt und sie gebeten, die Carabinieri anzurufen. Aber die Jugendliche hatte sich geweigert, ihr zu helfen.

Die Jugendliche beteiligte sich auch an der Beseitigung der Leiche ihrer Mutter. „Wir wickelten sie in eine Decke, legten sie auf einen Holzstapel und verbrannten sie. Das, was von ihr übrig blieb, verscharrten wir im Garten“, schildert die 17-Jährige.

Zuletzt seien Sabrina Fina und Massimo Carandente zur Überzeugung gelangt, dass auch die 17-Jährige eine Teufelsaustreibung benötige. „Sie redeten mir ein, dass auch ich unter einem Fluch meiner Mutter und meiner Großmutter stehe. Sie ließen mich viel Kaffee trinken und brachten mich dann zum Erbrechen. Ich war überzeugt, dass ich die Haare meiner Mutter, die mich als Kind geschlagen hatte, und meiner Großmutter erbrochen hatte“, so die verstörende Aussage der 17-Jährigen.

Vielleicht wurde die Jugendliche am Leben gelassen, um alle Morde auf sie schieben zu können. „Ich hörte, dass sie meinem Vater rieten, die Polizei zu verständigen, um mich für alles, was passiert war, zu beschuldigen“, erklärt die Jugendliche. Der Staatsanwaltschaft zufolge zeichnet sich immer stärker ab, dass das Paar aus Palermo die eigentliche treibende Kraft hinter dem blutigen „Reinigungsritual“ gewesen sei. Der 54-jährige Giovanni Barreca sei von Sabrina Fina und Massimo Carandente dazu angestiftet worden, zusammen mit ihnen seine gesamte Familie zu ermorden.

Traurig ist, dass ausgerechnet die Minderjährige, von der man anfangs glaubte, dass sie die unschuldige Überlebende eines blutigen „Reinigungsrituals“ sei, nun selbst wegen dreifachen Mordes und Beseitigung einer Leiche – die ihrer Mutter – in Untersuchungshaft sitzt. Schockierend ist, dass sie weiterhin davon überzeugt ist, das Richtige getan zu haben. „Ich glaube an Gott und die Dämonen! Sie waren vom Teufel besessen!“, so die 17-Jährige.

Von: ka