Abrechnung im offenen Brief

Liste JWA verlangt Collis Rücktritt

Donnerstag, 24. Oktober 2024 | 11:10 Uhr

Von: mk

Bozen – Nach seinem Parteiaustritt rechnen die Vertreter der JWA öffentlich mit Andreas Colli ab und fordern sein Landtagsmandat.

Colli erklärte am Mittwoch, die gemeinsame Fraktion zu verlassen und künftig als “freier” Abgeordneter tätig zu sein. Die bei der Südtiroler Landtagswahl im vergangenen Jahr neu in das Landesparlament eingezogene Liste “JWA” des als Corona-Maßnahmenkritikers bekannt gewordenen Jürgen Wirth Anderlan sieht sich damit mit einem personellen Aderlass konfrontiert. Von “JWA” bleibt im Landtag nur mehr Anderlan übrig. In einem offenen Brief fordern die Vertreter der Liste, die den Sprung ins Landesparlament nicht geschafft haben, dass Colli sein Mandat niederlegt, damit der Nächstgereihte in den Landtag nachrücken kann.

Als Grund für den nunmehrigen Schritt gab Colli, früherer Bürgermeister von Kastelruth, in einem Brief unterschiedliche Ansichten darüber an, wie Landtagsarbeit funktionieren soll. Die bisherige Landtagsarbeit der Liste “JWA” empfinde er als weder befriedigend noch zielführend “und teilweise sogar als kontraproduktiv”, schrieb der 59-Jährige laut Südtiroler Medienberichten. Er sei mit dem Ziel zur Wahl angetreten, “als Abgeordneter einen Beitrag zu leisten und somit Dinge, die in unserem Land besser laufen könnten und müssten, zu verändern und hierfür konstruktive Vorschläge einzubringen”. Politische Kommunikation sei geprägt durch Wettbewerb, und die Konfrontation der Meinungen, “weshalb in sachlich, konstruktiven Auseinandersetzungen mit anderen im Landtag vertretenen Parteien Wut und Ego in Diskussionen vermieden werden sollten, da eine Verhärtung der Fronten zu keinem Ergebnis führt”, übte Colli deutliche indirekte Kritik an Wirth Anderlan.

Der Neo-Landtagsabgeordnete Jürgen Wirth Anderlan reagierte nach außen hin gelassen auf den Austritt von Andreas Colli aus der JWA-Fraktion, gleichzeitig beschrieb er den Schritt als „schwer nachvollziehbar“.

Die Listenvertreter halten Colli nun vor, dass er sein Mandat Wirth Anderlan zu verdanken habe. Deshalb solle er zurücktreten. Wörtlich hießt es in dem offenen Brief:

„Auch wenn wir über Jürgen wussten, dass du bereits seit einiger Zeit auf Abstand gehst, weder Gesprächsangebote, noch Telefonate von ihm entgegennimmst, so waren wir über diese Entscheidung dennoch sehr verwundert.

Die Liste JWA war es, die dir überhaupt den Antritt zu den Landtagswahlen ermöglicht hat, nachdem du weder bei Enzian, noch bei Vita einen Platz gefunden hast.

An den Antritt waren Versprechen, aber auch Freiheiten geknüpft. Die zentrale Freiheit: Jeder Kandidat spricht für sich selbst. Die Liste JWA steht für Eigenverantwortung und Meinungsvielfalt. Das hat Jürgen immer wieder betont. Dementsprechend finden wir es eigenartig, dass du jetzt von ‚politischen Differenzen‘ sprichst und davon, dass ‚Entscheidungen getroffen werden, die weder abgesprochen sind noch mitgetragen werden können‘. Welche Entscheidungen meinst du? Und wo standen unterschiedliche Meinungen im Widerspruch zur Leitlinie der Eigenverantwortung und Meinungsvielfalt? Und wieso hast du dies nicht intern offen angesprochen – etwa bei den Aussprachen, die dir mehrfach angeboten wurden?“

Die über 14.000 Stimmen, die Wirth Anderlan bei den Wahlen erhalten habe, hätten ihm alleine zwei Sitze ermöglicht. Colli habe davon profitiert.

„Als Kandidaten und Mitglieder der Liste JWA finden wir es inkonsequent und unseren Wählern gegenüber ungerecht, dass du das Mandat auch nach deinem Austritt aus der Liste JWA und trotz des nicht eingehaltenen Wahlversprechens behalten willst.

Deshalb fordern wir dich auf, wie du es selbst in deiner Pressemitteilung schreibst, ‚zur Seite zu treten‘ und dein Mandat der Liste zu überlassen, der du das Mandat verdankst.“

Wirth Anderlan war vor den Landtagswahlen vor allem durch Proteste gegen die Corona-Maßnahmen aufgefallen. Für Negativ-Schlagzeilen sorgte er zuletzt durch Auftritte bei FPÖ-Veranstaltungen in Österreich und vor allem durch Kontakte zu Martin Sellner. Dieser gilt als Kopf der rechtsextremen Identitären Bewegung in Österreich.

“JWA” war bei ihrem erstmaligen Antreten bei der Wahl im Oktober 2023 auf 5,9 Prozent bzw. zwei Mandate gekommen. Anderlan, früherer Landeskommandant des Südtiroler Schützenbundes, fiel in der Vergangenheit mehrmals durch umstrittene Aussagen und äußerst scharfes Agieren gegen den politischen Gegner auf.

Mit Collis Trennung von Wirth Anderlan steigt die Anzahl der Ein-Personen-Fraktionen im Südtiroler Landtag auf neun.

Bezirk: Bozen

Kommentare

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23 Kommentare auf "Liste JWA verlangt Collis Rücktritt"


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DerForrest1
DerForrest1
Grünschnabel
21 Tage 1 h

Ein Austritt aus einer Partei sollte immer mit dem Austritt
aus dem Landtag einhergehen. Wäre auch bei Leiter Reber wünschenswert gewesen.
Wenn man zur Partei steht, dann bis zum Schluss und nicht mittendrin einfach
aufhören und eigene Sachen machen… Die Parteien werden nur noch als
Sprungbrett benutzt um abzukassieren, geht nur in der Landespolitik…  Glaub kaum, dass einer Alleine was
durchbekommt… 

N. G.
N. G.
Kinig
21 Tage 33 Min

Wüede es Mindestanforderungen, in wekxher Form auch immer geben (GRINS) , wären beide nie Politiker im Landtag gewordenen!

N. G.
N. G.
Kinig
21 Tage 1 h

Immer wieder urig wenn sich rechte Politiker zerfleischen. Da Fällen mir gerade due AFD dazu ein…. Grins

user6
user6
Universalgelehrter
21 Tage 1 h

ist es bei euch linken anders. da fallen mir aber auch gewisse fälle ein, doppelgrins

Paladin
Paladin
Universalgelehrter
21 Tage 1 h
@N.G.: Ich finde es eher traurig auf welches Niveau sich die Politik immer mehr herablässt. Das gilt nicht nur für JWA, sondern auch für die s.g. “etablierten” Parteien. Da ist so gut wie kein Know How mehr vorhanden, nur viel Gerede. Die Probleme der Menschen werden immer weniger anerkannt, oder versucht eine wirkliche Verbesserung herbeizuführen. Nur die eigene Abfindung, die wird stetig und großzügig erhöht. Sich über den vermeintlichen Niedergang der Liste JWA kann man sich freuen, dass sie überhaupt in den Landtag eingezogen ist, verdankt sie aber dem Niedergang der politischen Kultur allgemein und das ist eher ein Grund… Weiterlesen »
Goennenihrwichtigtuer
Goennenihrwichtigtuer
Universalgelehrter
21 Tage 46 Min

Ondersch wia die CDU wo se die für Unfähigkeit mit dor EU Ratspräsidentschaft “bestrafen” LG an Flinten Uschi.

Trina1
Trina1
Kinig
21 Tage 1 h

Die Politik widert mich immer mehr an! Ein einziger Zirkus der eine Zumutung für jeden anständigen Bürger ist!

Einheimischer
Einheimischer
Superredner
21 Tage 43 Min

Im Fischerkreise weiß man es ganz genau, der Fisch fängt immer beim Kopf an zu Stinken…

magg
magg
Universalgelehrter
21 Tage 1 h

Als ob Hr. Colli auf die Poltrona verzichten würde!
Und das Affentheater geht in die 3. Runde…

Wohlzeit
Wohlzeit
Superredner
21 Tage 54 Min

wunderts, wenn immer mehr rechtschaffene Menschen nichts mehr von Politik wissen wollen? 

krokodilstraene
21 Tage 51 Min

Rosenkrieg… yess 😀

Her mit dem Popcorn!!

Sumsi
Sumsi
Grünschnabel
20 Tage 22 h

von mir aus kearn beade haushoach ausgmschissn vom landtag und die gonze bagage drhinter glei nou mit. niveau unterirdisch, ausser skandale und grosskotziges getue isch nix drhinter. solche witzfiguren braucht kuan mensch. zum schamen des affentheater

tuttmichl heiner
tuttmichl heiner
Grünschnabel
21 Tage 21 Min

nicht zurücktreten…raus werfen und gehalt zurück zahlen…punkt

Aurelius
Aurelius
Kinig
20 Tage 23 h

das gegenseitige zerfleischen kann beginnen.
da sieht man dass die Politiker nur auf sich selbst schauen und die Sorgen der Menschen wurst ist

Speedy Gonzales
Speedy Gonzales
Superredner
20 Tage 23 h

Ein weiteres Kapitel im Komödiantenstadel Südtiroler Landtag.

Dolomiticus
Dolomiticus
Universalgelehrter
20 Tage 23 h

Ich bin generell ein Gegner dieser so genannten Trikotwechsel in der Politik, egal wo sie stattfinden. Du bist für eine bestimmte Partei mit bestimmten Ideen und Programmen angetreten und wurdest dafür gewählt. Wenns dir dann nicht mehr passt ist es einzig dein Problem. Die JWA-Wähler haben das Recht zwei JWAler im Landtag zu haben. Mit seinen neuen, anderen Ideen kann sich Colli ja das nächstemal wieder zur Wahl stellen. Dasselbe gilt natürlich auch für Leiter-Reber und früher Unterholzner und Widmann. Aber für den Sessel lässt man viele Prinzipien liegen.

info
info
Kinig
20 Tage 23 h

Wie es nun weitergeht, hat Alexandra Kienzl hervorragend auf den Punkt gebracht ;-): https://salto.bz/de/article/23102024/peitschenknall-der-liebe

Hustinettenbaer
20 Tage 20 h

“Pfff.”
🤣

Motorrad
Motorrad
Grünschnabel
20 Tage 22 h

Jawa hot bis iets sowieso nix geleistet, und anderlan schreit lei manond und bring nix zuweg ober in Colli ausn stoßn sel schun 🙈 Colli wos schun wos er tuet 👍🏻

jochgeier
jochgeier
Universalgelehrter
20 Tage 21 h

@mofa natürlich weiß er was er tut, hat es ja in den landtag geschafft. die forderung der anderlan anhänger empfinde ich jedenfalls als legitim und dies sollte für alle fraktionen gelten.

jefferson
jefferson
Tratscher
20 Tage 21 h

Ich darf nicht sagen was ich denke !!!… und alle retten sich den Arsch🙈

berthu
berthu
Universalgelehrter
20 Tage 20 h

Wem ist er denn jetzt auf die Füße getreten? Unlieb gewordene Politiker werden mit abstrusen, für außenstehende nicht ersichtlichen Gründen abserviert. Diese Methode fängt vor/während/nach den Wahlen an, endet dann meist beim stinkende Kopf. Da graust man sich dann.

aran
aran
Grünschnabel
20 Tage 20 h

Falsch! Man mag zum Colli stehen wie man will, aber sich von JWA zu distanzieren heißt, sich von Sellner, AFD und Kickl et al. zu distanzieren. Eine Frage des Anstandes. Wobei die 14.000 Stimmen sicherlich nicht dem Sellner gegolten haben. Wenigstens nicht alle.

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