Cyberangriff ausgeschlossen

Stromausfall in Spanien forderte laut Medien drei Tote

Dienstag, 29. April 2025 | 21:27 Uhr

Von: APA/Reuters/dpa

Durch den massiven Stromausfall vom Montag auf der Iberischen Halbinsel sind Medienberichten zufolge mindestens drei Menschen ums Leben gekommen. In der Kleinstadt Taboadela im Nordwesten Spaniens starben drei Mitglieder einer Familie durch eine Kohlenmonoxidvergiftung, wie die regionale Zeitung “La Voz de Galicia” und die Nachrichtenagentur Europa Press unter Berufung auf die Polizei berichteten.

Die Opfer seien ein Ehepaar im Alter von 81 und 77 Jahren sowie deren 56-jähriger Sohn. Das älteste Mitglied des Haushalts habe ein Beatmungsgerät gebraucht. Als der Strom ausfiel, sei ein benzinbetriebener Notstromgenerator angeschmissen worden, dessen Abgase sich offenbar unbemerkt im Haus verteilt hätten.

Genaue Ursache weiter unbekannt

Die Stromversorgung in Spanien und im ebenfalls betroffenen Portugal konnte inzwischen wiederhergestellt werden. Die genaue Ursache des Zusammenbruchs des Stromnetzes war zunächst unbekannt.

Am Tag nach dem historischen Stromausfall lief das Leben in beiden Ländern am Dienstag wieder weitgehend normal. Die Energieversorgung ist nahezu überall wieder hergestellt. Doch der Blackout, der die Iberische Halbinsel fast einen ganzen Tag lahmlegte, Millionen von der Außenwelt abschnitt und für Chaos sorgte, hinterlässt auch Verunsicherung.

“Jetzt atmen wir alle wieder auf, aber die große Frage lautet: Kann das erneut passieren? Und was ist, wenn so etwas in Zukunft länger anhält?”, hieß es in einer morgendlichen Talkrunde des staatlichen spanischen TV-Senders RTVE. Eine Ärztin aus Madrid sprach im Radiosender Cadena Ser von einer beängstigenden Reise “in die Steinzeit”.

Am Dienstag – rund 24 Stunden nach dem Blackout – hatten fast alle Menschen in Spanien und Portugal wieder Strom. Das Internet, die Telefone und auch die Ampeln funktionierten nach dem Totalausfall wieder weitgehend problemlos. U-Bahnen und Züge fuhren nahezu überall wieder, doch etwa in Katalonien gab es noch Probleme mit den Nahverkehrszügen, die täglich von Zehntausenden für die Fahrt zur Arbeit und Schule genutzt werden.

Energieversorgung wieder hergestellt

Der spanische Netzbetreiber Red Eléctrica gab bekannt, dass inzwischen die gesamte Energieversorgung auf dem vom Ausfall betroffenen Festland wieder hergestellt worden sei. In Portugal hätten alle 6,5 Millionen Haushalte wieder Strom, teilte die Regierung in Lissabon mit. Die Wasserversorgung funktioniere landesweit, und das gesamte Verkehrssystem sei nach dem Stromausfall wieder weitgehend in Betrieb.

Nach dem beispiellosen Stromausfall, der am Montag gegen 12.30 Uhr MESZ weite Teile der Iberischen Halbinsel lahmlegte, herrscht aber weiterhin Unklarheit über die genauen Ursachen. Zur Beruhigung vieler schloss Red Eléctrica inzwischen aber nach gemeinsamen Untersuchungen mit dem Cyber-Sicherheitsinstitut Incibe und dem Nachrichtendienst CNI die Möglichkeit einer Cyberattacke aus. Der Nationale Staatsgerichtshof in Madrid leitete trotzdem Justizermittlungen dazu ein.

Die spanische Regierung sprach von einem historischen Ereignis. Millionen Menschen waren stundenlang von der Außenwelt abgeschnitten – ohne Strom, ohne Netz, ohne Verbindungen. “So etwas haben wir noch nie erlebt”, sagte Ministerpräsident Pedro Sánchez in einer TV-Ansprache. Er lobte die Bürger für das mustergültige Verhalten. Obwohl es nachts vielerorts stockdunkel war, blieben nennenswerte Zwischenfälle aus. Es sei zum Beispiel nicht zu den befürchteten Überfällen und Plünderungen gekommen, berichteten RTVE und andere Medien in einer ersten Bilanz.

Krisensitzungen in Madrid und Lissabon

Was genau den Kollaps auslöste, ist noch Gegenstand von Untersuchungen. Red Eléctrica machte die abrupte Unterbrechung der Stromverbindung mit Frankreich für den Zusammenbruch verantwortlich. Warum es zu dieser Entkopplung kam, blieb allerdings auch am Dienstag vorerst offen. Die Regierungen in Madrid und Lissabon beriefen am Tag danach Krisensitzungen ein. In Spanien wurde das Treffen von König Felipe VI. geleitet.

Anschließend sagte Sánchez: “Das darf nie wieder passieren!” Der Regierungschef kündigte an, er werde die privaten Versorger zur Rechenschaft ziehen und eine Verbesserung des Versorgungssystems einleiten.

“Es war wie in der Sauna”

Am Montag war das öffentliche Leben in Spanien und Portugal bis in die Nacht hinein nahezu zum Erliegen gekommen: Menschen steckten in Aufzügen, U-Bahnen und Zügen fest – wie der junge Filmemacher Polo Menarquez, der auf dem Weg von Madrid nach Barcelona mit circa 500 Fahrgästen zehn Stunden im stehenden Hochgeschwindigkeitszug ausharren musste, bevor die Feuerwehr alle Passagiere sicher ins Freie führte. “Ich war verblüfft, wie ruhig alle geblieben sind. Am Ende waren aber die stickige Luft und die Hitze unerträglich. Es war wie in der Sauna”, sagte er dem Sender RTVE.

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