Von: mk
Bozen – Zum Tag der Frau legen die Südtiroler Grünen alljährlich Fakten und Vorschläge zur Gleichstellungsthematik vor. Im heurigen Jahr möchten die Grünen den Blick ein wenig weiter nach vorne lenken und den Fokus anders setzen – weg von der klassischen Vereinbarkeitsdebatte , wie man es den Frauen leichter macht, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen, und hin zu einer Kultur der gemeinsamen Verantwortung, in der beide Eltern für Familie und Beruf gleichermaßen zuständig sind.
Genau dazu hat Grüne Fraktion im Landtag zwei Beschlussanträge für die laufende Landtagswoche vorbereitet.
Geteilte Verantwortung ist halbe Armut
„Frauen unterbrechen oft ihre Berufslaufbahn, um Familie und Arbeit vereinbaren zu können und steigen dabei auch vielfach für einen längeren Zeitraum aus dem Arbeitsmarkt aus“, erklären die Landtagsabgeordneten Brigitte Foppa, Riccardo Dello Sbarba und Hanspeter Staffler. Die direkte Folge sei, dass Frauen in ihrem Berufsleben weniger verdienen und somit im Alter ein Drittel weniger Rente wie Männer beziehen.
Viele junge Familien seien sich trotz laufender Kampagnen dieser Tatsachen nicht oder nur teilweise bewusst. Vor allem führt die Einengung des Themas auf die Entscheidung „der Frau“ dazu, dass es von der Gesellschaft als „Frauenthema“ marginalisiert werde. Das müsse sich ändern.
Die Grünen Vorschläge an die Landesregierung:
1. Aufmerksamkeit darauf, Vereinbarkeit von Familie und Beruf als gemeinsamen Auftrag darzustellen und zu verstehen.
2. Sensibilisierung: Gemeinsame Verantwortung bei Familiengründung/Kinderbetreuung/ Pflege um Armutsgefährdung einer Person im Alter vorzubeugen.
3. Unterstützung jener Familien, die bei Familiengründung/ Kinderbetreuung/ Pflege keinen der beiden Partner finanziell benachteiligen.
4. Sensibilisierungskampagnen in der Wirtschaft: Familienfreundlichkeit soll als Standortfaktor und zentraler Unternehmenswert angesehen werden.
5. Besonderes Augenmerk auf die Schwierigkeiten von Alleinerziehenden.
Der kleine Unterschied im Haushalt
„Es hat sich in Südtirol viel getan in Sachen Geschlechtergerechtigkeit. Ein Bereich, wo aber immer noch die Frauen als ‚zuständig‘ empfunden werden, ist die Hausarbeit“, so die Grünen. Laut ASTAT-Bericht vom 8. März 2016 ist die Rollenverteilung im Haushalt immer noch „von traditionellen Mustern geprägt“.
Die Analyse ergab, dass 66,2 Prozent der Männer weniger als zehn Stunden in der Woche im Haushalt mitarbeiten. Im Gegensatz dazu arbeitet mehr als ein Drittel der Frauen (35,1 Prozent) mehr als 30 Stunden in der Woche in den eigenen vier Wänden. Jeder fünfte Mann in Südtirol arbeitet weiterhin null Stunden pro Woche im Haushalt – bei den Frauen ist es jede 20-ste.
Die grünen Vorschläge an die Landesregierung:
1. Mit Sensibilisierungskampagnen jeglicher Art erneut auf das Thema aufmerksam machen.
2. Männer dazu ermutigen, gleich wie die Frauen die Verantwortung für den Haushalt zu übernehmen.
3. Die Frauen zu ermutigen, im öffentlichen Leben vermehrt ihre Stimme zu erheben.
4. Eine Tagung oder ähnliches zu organisieren, um Forschungsergebnisse und Praxiserfahrungen zu präsentieren und Öffentlichkeit für das Thema zu schaffen.