Ingrid Steeger wurde 76 Jahre alt

Fernsehschauspielerin Ingrid Steeger gestorben

Samstag, 23. Dezember 2023 | 16:21 Uhr

Manche nannten sie Mini-Marilyn. Für die meisten aber war Ingrid Steeger die “Ulknudel” aus der deutschen Fernsehserie “Klimbim”. In den 70ern machte die Comedy die Schauspielerin zum bekannten TV-Gesicht. Als blondbezopfte, sommersprossige Tochter Gaby der chaotischen “Klimbim”-Familie trällerte sie: “Dann mach ich mir ‘nen Schlitz ins Kleid und find’ es wunderbar.” Eine Rolle, für die sie den Grimme-Preis erhielt. Nun ist Steeger im Alter von 76 Jahren gestorben.

Bereits zuletzt war es ruhig geworden um die Schauspielerin. Bei den Proben zu den Bad Hersfelder Festspielen 2019 wirkte sie angeschlagen, musste beim Gehen und Stehen gestützt werden. Fernsehrollen hatte “das Ausziehfräulein der Nation” da schon lange nicht mehr, dafür fand die Schauspielerin zunächst beim Theater eine neue berufliche Heimat. “Ich habe angefangen, mich richtig wohlzufühlen und mir das auszusuchen, was mir wirklich gefällt”, sagte sie zu ihrem 65. Geburtstag. Sie stand vor allem mit Boulevardstücken auf der Bühne, etwa mit “Jackpot” in Kassel. An verschiedenen Spielorten feierte sie an der Seite von Jochen Busse und Simone Rethel mit der Komödie “Der Kurschattenmann” Erfolge.

Steegers Karriere begann nach Jobs als Fotomodell mit dem legendären “Schulmädchen-Report” im Kino. Später bekam sie Rollen in Krimireihen wie “Der Kommissar” und “Derrick” und arbeitete mit Größen wie Curd Jürgens, Harald Juhnke und Horst Tappert zusammen. Mit Iris Berben spielte sie in der Serie “Zwei himmlische Töchter”. Sie war in den 1990ern etwa auch im Vierteiler “Der große Bellheim” zu sehen.

Ursprünglich wollte die Berlinerin Werbegrafikerin werden. Ins Fernsehen sei sie damals mehr oder weniger hineingestolpert, sagte sie einmal. “Klimbim” von Michael Pfleghar, dessen Lebensgefährtin sie ein paar Jahre war, habe ihr viele Türen geöffnet, ohne dass sie das geplant habe.

Und doch geriet vor Jahren ihr Leben aus der Bahn. Steeger lebte eine Zeit lang von der Sozialhilfe, ehe sie mit Engagements am Theater loslegte. Sie machte auch mit privaten Bekenntnissen Furore. Der Zeitung “B.Z.” vertraute sie einmal an, sie sei als Kind von ihren Eltern regelmäßig geschlagen worden. Der “Bild”-Zeitung sagte Steeger, die zweimal verheiratet war und mehrere Beziehungen hatte, fast alle Männer hätten sie schlecht behandelt. Dabei verteidigte sie aber 2018 den Regisseur Dieter Wedel, mit dem sie längere Zeit zusammen war, gegen Vorwürfe wegen angeblicher sexueller Übergriffe. Sie habe ihn nie sexuell aggressiv erlebt.

Steegers “Lebensbegleiterin” in München war später die kleine Yorkshire-Hündin “Eliza Doolittle”. Steeger engagierte sich für Obdachlose. Und setzte sich mit dem Alter auseinander. “Für manche Rollen ist man einfach zu alt”, sagte sie früher in einem Interview auf ihrer später offline gestellten Website. Frauen hätten es schwerer. “Männer dürfen auch alt aussehen. Frauen dürfen das nicht.” Auch sonst gibt sie ohne Umschweife zu: “Älter werden ist nicht schön.”

Tatsächlich habe sie schon einen Stein für ihr Grab: eine riesengroße Schnecke. Sie habe aber dabei nicht direkt an den Tod gedacht, es sei eher ein Gartenstein. “Ich betrachte die Schnecke nicht wirklich als Grabstein, sondern eher als ein Kunstwerk.” Wenn es darauf je eine Inschrift geben sollte, könnte es der Text von früher sein, der auch der Titel ihrer Biografie ist: “…und find es wunderbar!”

Von: APA/dpa