Angela Merkel stellt ihr Buch in Mailand vor

Nicht nur Tomatensauce: Italien im Mutti-Fieber

Freitag, 13. Dezember 2024 | 09:45 Uhr

Von: Ivd

Mailand – Die Bundeskanzlerin außer Dienst Angela Merkel zieht auch im politischen Ruhestand die Aufmerksamkeit auf sich. Bei der Präsentation ihres Buches „Libertà“ (auf Deutsch „Freiheit“) in Mailand eroberte die Altkanzlerin die Herzen der italienischen Öffentlichkeit im Sturm.

Die einzige Buchvorstellung in Italien fand am Donnerstagabend im Palazzo Clerici nahe der Mailänder Scala statt. Organisiert wurde die Veranstaltung vom renommierten Institut für Internationale Politikstudien. Der Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt – Akademiker, Intellektuelle und Vertreter der italienischen Elite lauschten gespannt, während Walter Veltroni, ehemaliger Bürgermeister Roms, Merkel durch den Abend führte.

Empfang unter Freunden

Merkels Beziehung zu Italien war nicht immer harmonisch. Während der Eurokrise vor über einem Jahrzehnt war sie hier alles andere als beliebt, viele empfanden ihre Politik als zu streng. Doch die Zeit heilt bekanntlich alle Wunden: Heute wird Merkel in Italien geschätzt, als Symbol für Stabilität und verlässliche Führungsstärke. Ihre Reisen nach Südtirol und Florenz im Ruhestand werden von der Presse wohlwollend begleitet, und ihr Buch gilt schon jetzt als Bestseller.

Während des Gesprächs ließ Merkel Einblicke in ihr Verhältnis zu globalen und europäischen Führungsfiguren zu. Über Donald Trump sagte sie, im Herzen sei er immer ein Immobilienhändler. Zum Verhältnis mit Wladimir Putin meint sie: „Während der Pandemie wurde es schwieriger.“ Besonders betonte Merkel die Bedeutung internationaler Zusammenarbeit, eine Lektion, die sie nicht zuletzt aus ihrer ostdeutschen Herkunft und ihrer politischen Karriere gezogen habe.

Das Berlusconi-Kapitel

Ein Thema durfte bei dieser Veranstaltung jedoch nicht fehlen: Silvio Berlusconi. Der ehemalige italienische Ministerpräsident hatte Merkel einst öffentlich beleidigt und warf ihr nach seinem politischen Sturz 2011 vor, gemeinsam mit Nicolas Sarkozy ein Komplott gegen ihn geschmiedet zu haben. Angela Merkel wies diese Behauptungen erneut entschieden zurück. „So mächtig war ich nicht“, erklärte sie trocken.

Die Erinnerung an Berlusconis umstrittene Aussagen über Merkel bleibt dennoch in Italien lebendig, gerade in dessen Geburtsstadt. Doch die Kanzlerin ließ sich davon nicht beirren und blieb in ihrer Darstellung diplomatisch wie immer. Sie betonte stattdessen die Bedeutung interner politischer Faktoren, die letztlich über das Schicksal eines Regierungschefs entscheiden.

Italien im Merkel-Bann

Die Veranstaltung in Mailand zeigte einmal mehr, dass die Altkanzlerin auch jenseits der Alpen für ihre Stabilität geschätzt wird. Auch wenn nicht jeder mit ihrer Politik zufrieden war oder ist, schafft sie es dennoch durch ihre positive und humorvolle Art die Menschen um sich zu versammeln.

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