Ruf nach mehr Klimabewusstsein

Gletscherbruch auf der Marmolata: Überlebende stellen sich dem Schmerz

Mittwoch, 02. Juli 2025 | 17:01 Uhr

Von: mk

Canazei – Fast auf den Tag genau drei Jahre nach dem verheerenden Gletscherabbruch, der am 3. Juli 2022 elf Menschen das Leben kostete, kehrten junge Menschen des Vereins “Un posto in cui tornare” (Ein Ort, an den man zurückkehren kann) auf die Punta Penia, den höchsten Punkt der Marmolata, zurück. Der Verein wurde in Erinnerung an das jüngste Opfer, Nicolò Zavatta, gegründet und setzt sich für Umweltbewusstsein ein.

Unter den Bergsteigern war auch Riccardo Franchin, ein 30-jähriger Ingenieur aus der Provinz Vicenza, der den Serac-Absturz wie durch ein Wunder überlebte. Seine Seilpartner Paolo Dani, Filippo Bari und Nicolò Zavatta hingegen wurden von den Eismassen erfasst und getötet.

„Ich habe am vergangenen Sonntag beim Aufstieg so viele Emotionen durchlebt“, erzählt Franchin bewegt. „Drei Jahre später hat sich vieles verändert und es ist ein besonderes Gefühl. Aber die Marmolata bleibt der Ort, an den ich zurückkehren muss. Ich habe dort ein Stück meines Herzens gelassen, wir alle haben dort ein Stück unseres Herzens gelassen. Es mag schönere Gipfel geben, aber das ist die Marmolata, und es mag seltsam klingen nach dem, was mir passiert ist, aber für mich bleibt der Berg der schönste Ort der Welt. Ich hege keinen Groll gegen den Berg, denn die einzige Ursache für das Geschehene ist der Klimawandel.“

Begleitet wurde Riccardo Franchin von seinem Cousin Andrea Franchin, Nicola Stecco und Leonardo Marodin, die alle zum Vorstand von “Un posto in cui tornare” gehören. Der von 20- bis 30-Jährigen gegründete Verein will ein Zeichen für mehr Umweltbewusstsein setzen. Symbolisch befestigten die jungen Bergsteiger einen Aufkleber des Vereins am Gipfelkreuz.

Sie hatten zudem eine außergewöhnliche Begleitung: Stefano Coter von der Bergrettung im oberen Fassatal, der als Erster am Unglücksort des Serac-Abbruchs vor drei Jahren eintraf. Coter betonte, dass die Situation des Gletschers weiterhin kritisch sei. Er rät, die Normalroute nur frühmorgens zu begehen – natürlich nur mit der entsprechenden alpinen Vorbereitung und Ausrüstung. „Sollte die Hitze jedoch anhalten, muss man bald auf den Gletscher verzichten und die Klettersteigroute im Westen wählen“, so Coter

Am 3. Juli wird um 18.00 Uhr in der Pfarrkirche von Canazei eine Messe zum Gedenken an die elf Opfer der Marmolata-Tragödie gefeiert. Dabei handelt es sich um Filippo Bari, Liliana Bertoldi, Paolo Dani, Erica Campagnaro, Davide Miotti, Manuela Piran, Tommaso Carollo, Gianmarco Gallina, Nicolò Zavatta, Pavel Dana und Martin Ouda.

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