Lösungen gegen Drogen und Gewalt?

Bozen: Diskussion um Schließung des Kapuzinerparks

Mittwoch, 02. Juli 2025 | 08:08 Uhr

Von: luk

Bozen – Nach der jüngsten Gewalttat mit einem Liegestuhl in der Kapuzinergasse, die in sozialen Netzwerken viral ging, schlagen Anwohner und Geschäftsleute Alarm. Der Vorfall sei kein Einzelfall, sondern nur das sichtbarste Beispiel für eine alltägliche Situation, die viele in der Gegend um der Kapuzinergasse, der Eisackstraße, der Südtiroler Straße und den Verdiplatz als „unhaltbar“ bezeichnen. Immer wieder berichten Anrainer von offenem Drogenkonsum, illegalen Geschäften und einer Atmosphäre der Angst.

„Es ist keine Frage von politischer Farbe oder Intoleranz, sondern von purer Verzweiflung über den Alltag hier“, betont Maria Lo Russo, Kulturschaffende und Anwohnerin. Kinder würden den Park meiden, Jugendliche konsumierten Crack auf den Stufen der Schule in der Wolkensteingasse, berichtet sie.

Auch die verbliebenen Gewerbetreibenden blicken laut der Zeitung Alto Adige mit Sorge auf die Situation. „Seit sechs Jahren warte ich auf die angekündigte Neugestaltung des Parks“, sagt ein Betreiber eines Lokals in der Umgebung.

Bozens Bürgermeister Claudio Corrarati zieht drastische Maßnahmen in Betracht. „Der Park ist nachts bereits geschlossen, wir prüfen eine tägliche Sperrung, bis die Provinz mit den Arbeiten beginnt“, kündigte er an. Diese Option soll auch beim nächsten Treffen des Komitees für öffentliche Sicherheit diskutiert werden.

Nicht alle sehen darin die beste Lösung. Eine Mitarbeiterin des Trevizentrums warnte, dass eine Schließung den Kern des Problems nicht löse, sondern nur verlagere: „Ein öffentlicher Raum sollte öffentlich bleiben.“

Der Bürgermeister setzt weiterhin auf ein Konzept, den Park durch Kultur- und Sportveranstaltungen wieder zu beleben. „Wir möchten die Bürger motivieren, den Park aktiv zu nutzen“, so Corrarati. Vereine seien eingeladen, Vorschläge einzubringen.

Sollte diese Belebung nicht greifen, bleibe als „Plan B“ die dauerhafte Schließung der Tore.

Unterstützung für diese Maßnahme kommt von einigen Geschäftsleuten. „Wenn der Park geschlossen ist, gibt es paradoxerweise weniger Probleme“, meint Armin Carli, ehemals Betreiber des Lokals Moskito.

Langfristig, so Francesco D’Onofrio, Inhaber des Hotels La Briosa, könne nur eine umfassende Umgestaltung Abhilfe schaffen. Einzelne kulturelle Veranstaltungen reichten nicht, um das Problem zu lösen. „Über einen längeren Zeitraum funktionieren solche Initiativen, das haben wir beim Weihnachtsmarkt gesehen. Aber einmalige Events helfen nicht dauerhaft“, sagt er.

Viele Bozner blicken mit Bedauern auf den Verfall eines einst lebendigen Viertels. „Verschmutzung, kaputte Türen und Schaufenster, alkoholisierte oder berauschte Menschen – das ist heute die Realität in der Kapuzinerstraße“, schildert Carli. Für viele Familien und Studierende in der Umgebung sei das ein Grund zur Sorge. „Es ist deprimierend zu sehen, wie unsere Stadt so herunterkommt“, fasst Maria Lo Russo zusammen.

Bezirk: Bozen

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