Von: ka
Bozen – Mit ungläubigem Staunen schauten Südtirols Grüne am letzten Sonntag nach Norden. Als zur Gewissheit wurde, dass die österreichischen Grünen nach 31 Jahren im Nationalrat und dem größten Erfolg ihrer Parteigeschichte – ein Grüner als Bundespräsident – aus dem Parlament fliegen werden, flatterten auch den heimischen Ökosozialen die Beine.
Auch die unsrigen Grünen konnten einen feinen Coup – Röschs Eroberung des Bürgermeistersessels in Meran – landen. Andererseits ist die Bilanz der letzten Jahre durchwachsen. Obwohl Themen wie Pestizide und Großraubtiere am politischen Wegesrand liegen, konnten die Grünen bisher mit ihnen kaum punkten. Eher förderte der politische Alltag bei ihnen gleich wie bei ihren österreichischen Kollegen Unsitten wie politisches Sektierertum, Hochnäsigkeit und Abgehobenheit zutage. Bei den „Österreichern“ kam noch die Spaltung hinzu. Die hiesigen Grünen hingegen verstanden es nur im Meraner Fall, ihre Partei für andere Schichten und Meinungen zu öffnen. Was hingegen bleibt, ist, dass hie wie dort die Grünen nur unzureichende Antworten auf brennende Fragen wie die Flüchtlingskrise haben. Wollen unsere Grünen also nicht auch ein „vaterländisches Desaster“ erleben, müssen sie dringend raus aus ihrem selbstverliebten, intellektuellen Schneckenhaus und wieder hinaus unter die Menschen.
Die Meinungen zu den Grünen mögen geteilt sein, aber gerade in Südtirol braucht es auch eine politische Bewegung, die als Korrektiv für ökologisches Gewissen und für ein friedliches Zusammenleben eintritt. Die Entscheidung, erfolgreich unter Menschen zu leben oder in Schönheit zu sterben, müssen sie aber selber treffen.