Postpolizei zieht Bilanz

Rachepornos: Frauen und Mädchen droht auch im Internet Gewalt

Freitag, 25. November 2022 | 17:58 Uhr

Bozen – Anlässlich des Tages gegen Gewalt an Frauen setzt die Postpolizei in Südtirol ihre Sensibilisierungskampagne zum Thema Online-Gewalt in Grund- und Oberschulen im ganzen Land fort.

Experten der Postpolizei eröffnen einen generationenübergreifenden Dialog, um den Jugendlichen grundlegenden Fähigkeiten zu entwickeln, sich im Internet bewusst und mit Respekt zu bewegen. Verhindert werden soll, dass die Jugendlichen Täter oder Opfer von Rachepornos, Sexting und verschiedenen Formen von Missbrauch werden, die mit unvorsichtiger Nutzung Internets verbunden sind.

Die Schulung im verantwortungsvollen und sicheren Umgang mit dem Internet gehört zu den Aufgaben der Staatspolizei und die Zusammenarbeit mit dem Bildungsministerium ist entscheidend. Die Corona-Pandemie hat zudem die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass die neuen Technologien von immer jüngeren Altersgruppen genutzt werden. Die Aufmerksamkeit von Eltern und Lehrern ist gefragt – auch jüngeren Kindern.

Im vergangenen Jahr bearbeitete die Post- und Kommunikationspolizei 203 Fälle von Stalking, die auch über das Internet verübt wurden, im Vergleich zu 151 im Jahr 2020. Das entspricht einem Anstieg von 34 Prozent.

Von den 203 Fällen, die im Jahr 2021 bearbeitet wurden und in denen gegen 76 Personen ermittelt wurde, waren 75 Prozent der Opfer Frauen (137 Erwachsene und 15 Minderjährige).

Von den 115 Fällen, die vom 1. Januar 2020 bis zum 30. September 2022 bearbeitet wurden und in denen gegen 48 Personen ermittelt wurde, waren 64 Prozent der Opfer Frauen (64 Erwachsene und zehn Minderjährige).

Was den Straftatbestand der Belästigung durch das Internet betrifft, wurden im vergangenen Jahr 706 Fälle bearbeitet, im Jahr 2020 waren es 532, was einem Anstieg von 33 Prozent entspricht. Von den 706 im Jahr 2021 bearbeiteten Fällen, in denen gegen 112 Personen ermittelt wurde, waren 65 Prozent der Opfer Frauen (415 Erwachsene und 44 Minderjährige).

Von den 430 Fällen, die zwischen dem 1. Januar 2020 und dem 30. September 2022 bearbeitet wurden und die zu Ermittlungen gegen 40 Personen führten, von denen drei festgenommen wurden, waren 66 Prozent der Opfer Frauen (259 Erwachsene und 25 Minderjährige).

Im vergangenen Jahr wurden 265 Fälle von Revenge Porn registriert, im Jahr 2020 waren es 126, was einem Anstieg von 110 Prozent entspricht. Von den 265 Fällen im Jahr 2021, die zu Ermittlungen gegen 120 Personen führten, von denen vier verhaftet wurden, waren 79 Prozent der Opfer Frauen (185 Erwachsene und 25 Minderjährige).

In den ersten neun Monaten dieses Jahres wurden bereits 137 Fälle bearbeitet, die zur Ermittlung gegen  52 Personen führten. 77 Prozent der Opfer waren Frauen (125 Erwachsene und zwölf Minderjährige).

Obwohl es sich bei Sextortion um ein Phänomen handelt, dem überwiegend Männer zum Opfer fallen, zeigt eine Analyse der Daten des letzten Jahres eine steigende Tendenz bei Frauen, die von 151 Fällen im Jahr 2020 auf 194 Fälle im Jahr 2021 gestiegen sind, was einem Anstieg von 28 Prozent entspricht. In den ersten neun Monaten des Jahres 2022 gab es 1.128 Opfer, davon waren 194 Frauen.

Im Internet wird bei Gewalt an Frauen nicht der  Körper verletzt, sondern die intimste Sphäre der Person, was tiefe seelische Wunden hinterlassen kann. Es gibt viele Frauen, die unter der unerlaubte Verbreitung von Videos und Fotos in Chatrooms, auf Internetseiten und in sozialen Netzwerken leiden, die sie in intimen Momenten zeigen.

Das Phänomen des “Rachepornos” betrifft vor allem junge Mädchen: Manchmal werden sie ohne ihr Wissen von ihren Partnern in sexuell eindeutigen Situationen fotografiert oder gefilmt. In anderen Fällen geben sie den Bitten ihrer Partner nach und stimmen zu, abgebildet zu werden. Geht die Beziehung in die Brüche, verbreiten die Ex-Partner die Bilder, um sich zu rächen.

„Initiativen wie der Tag gegen Gewalt an Frauen sind von großer Bedeutung, weil sie darauf abzielen, die Öffentlichkeit für eine der verheerendsten Menschenrechtsverletzungen zu sensibilisieren: die geschlechtsspezifische Gewalt in all ihren Formen, angefangen von der körperlichen Gewalt, die sichtbare Spuren hinterlässt, bis hin zur heimtückischeren psychischen Gewalt“, erklärt die Postpolizei in einer Aussendung.

Die Post- und Kommunikationspolizei rät in erster Linie zur Vorsicht: Man sollte keine persönlichen Bilder und Videos über soziale Profile und Nachrichten verbreiten. Wer Opfer eines Rachepornos geworden sind, sollte sich umgehend an die Postpolizei wenden, um Unterstützung und Informationen zu erhalten.

Um die Verbreitung von Fotos, die Betroffene in einer intimen Position zeigen, in sozialen Netzwerken einzuschränken, kann den Verstoß mit Hilfe des Formulars www.gpdp.it/revengeporn bei der Datenschutzbehörde (Garante per la protezione dei dati personali) melden.

Wenn man sexuell eindeutige Fotos und Videos erhält, auf denen andere Personen abgebildet sind, sollte man diese nicht weiter verbreiten. Tut man es doch, macht sich an einer Straftat mitschuldig.

Frauen und auch Männer sollten niemals dem Kontrollbedürfnis von eifersüchtigen Partnern und Partnerinnen nachgeben und Passwörter der eigenen Accounts preisgeben. Dies ist vor allem dann problematisch, wenn die Beziehung endet.

Der Austausch von intimen Bildern mit dem Partner kann Spaß machen und unkonventionell sein. Allerdings muss man immer bedenken, dass man nach der Freigabe definitiv die Kontrolle darüber verliert: Das Bild kann in verschiedenen Instant-Messaging-Gruppen geteilt, in sozialen Netzwerken gepostet oder auf Webseiten veröffentlicht werden.

Wenn man feststellt, dass sexuell eindeutige Bilder von einem selbst im Internet kursieren, ist es wichtig, dass man um Hilfe bittet und Anzeige erstattet. Man sollte sich nicht schämen und sich darüber im Klaren sein, dass die Person, die das Bild geteilt bzw. verbreitet hat, diejenige ist, die Unrecht getan hat.

Wichtig ist, alles aufzubewahren, was für die Polizeibehörden nützlich sein kann, um den Täter zu identifizieren: Es ist ratsam, Chats, in denen man bedroht oder verleumdet wird, Bilder und Videos, in denen man in intimen Haltungen gezeigt wird und verbreitet werden, die ID des Profils, in dem die Tat begangen wird, und die URL der Seiten, auf denen die Mediendateien veröffentlicht werden, nicht zu löschen.

Jede Geschichte ist anders. Oft findet man nicht alle Antworten, die man braucht, im Internet. Wenn die eigene Situation, in der man sich befindet, besprechen oder weitere Informationen anfordern möchte, kann man sich schriftlich an die Post- und Kommunikationspolizei wenden (www.commissariatodips.it) oder persönlich in jedem Polizeibüro um Hilfe bitten. Wenn sich jemand in Gefahr befinden, sollte er oder sie unbedingt die einheitliche Notrufnummer 112 anrufen.

Von: mk

Bezirk: Bozen